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DunkelheitPorträt: Harald Bardenhagen, 57

Lesezeit 3 Minuten

Den Titel hat mir im vorigen Jahr die IDA verliehen, die International Dark Sky Association, weil ich mich für den Sternenpark Vogelsang in der Eifel eingesetzt habe. Dort im Nationalpark Eifel wurde auf meine Initiative hin eine Sternwarte installiert, die von der IDA zertifiziert wurde. Ich freue mich, dass die Nacht nun wieder länger wird, weil ich dann schon früher beginnen kann, die Sterne zu beobachten. Gegen 17 Uhr fahre ich zu meiner Sternwarte nach Vogelsang und bleibe dann die ganze Nacht. Neben einem Teleskop nehme ich oft ein „Sky Quality Meter“ mit, das ist ein Gerät mit dem man die Helligkeit des Nachthimmels messen kann.

Ich war sieben, als ich den Sternen verfallen bin, vor allem zunächst dem Mond. Sicher spielte die ganze TV-Berichterstattung über die Mond-Mission der Apollo 13 eine Rolle. Dann lieh mir ein Onkel ein Fernrohr. Der Trockenhauben-Ständer meiner Mutter diente mir als Stativ, so baute ich mir mein erstes standfestes Teleskop. Den Mond mit all seinen Kratern habe ich dann auf Raufasertapete gemalt. Inzwischen studiere ich Astronomie an der Swinburne University of Technology in Australien. Nachdem ich mich 17 Jahre bei Microsoft um Bits und Bytes gekümmert habe, entschied ich mich vor fünf Jahren, mein Hobby zum Beruf zu machen. Seither biete ich SternFührungen an und berate Kommunen in Sachen nachthimmelfreundlicher Beleuchtung. Wer gerne Sterne beobachtet, kommt um das Thema Lichtverschmutzung heute gar nicht mehr herum. Observatorien sind schon lange aus den Städten verschwunden, eben weil das viele künstliche Licht die Nacht zum Tag macht und man nichts mehr sieht. Besonders schlimm sind die Lampen, die viel Streulicht abgeben, zum Beispiel die Beleuchtung an der KVB-Haltestelle Sülzgürtel/Berrenrather Straße. Die ist viel zu hell und strahlt in alle Richtungen. Besser sind Lampen, die nur nach unten strahlen und nicht blenden. Auch die Messehallen in Deutz sind wegen der gläsernen Deckenkonstruktin fragwürdig. Licht und Energie werden hier des Nachts verschwendet. Tatsache ist: Wir verlieren die Nacht in Lichtgeschwindigkeit. Konnte man vor 15 Jahren noch in 15 Kilometer Entfernung von Köln die Milchstraße sehen, muss man heute viel weiter fahren, in die Nationalparkregion Eifel zum Beispiel. Besonders Kinder sind total fasziniert, wenn sie eine dunkle sternenreiche Nacht erleben und ich ihnen zeige, wie sie den Großen Wagen und den Polarstern finden können. Auch jetzt im Herbst ist das Sommerdreieck, bestehend aus den hellen Sternen Deneb, Wega und Atair, in der ersten Nachthälfte sehr auffällig. Oft kann man auch die ISS sehen und Alexander Gerst zuwinken. Und, was viele nicht wissen, in jeder Nacht sehe ich Sternschnuppen, nicht nur im August und November.