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DunkelheitPorträt: Laura-Marie von Czarnowsky, 28

Lesezeit 2 Minuten

Mich beschäftigt die Dunkelheit gerade in zwei Bereichen. Mit meinen Studenten untersuche ich aktuell in einem Seminar Märchen. Die dunkle Nacht ist oft gefährlich, aber, wie bei Aschenputtel, auch die Zeit, in der Wünsche wahr werden können. Nachts trifft sie den Prinzen und verliert den Schuh. In der Nacht kann sie ihr strahlendes Ich zeigen. Die Nacht ist die Zeit der Verwandlung und der Möglichkeiten.

Für mich selber ist die Nacht ganz klassisch Schlafenszeit. Ich gehe eher früh ins Bett und nutze die frühen Morgenstunden zum Schreiben. An meiner Dissertation zum Beispiel, in der es um den Genre-Mix geht, den der britische Autor Neil Gaiman in seinen Romanen benutzt. Auch hier ist die Dunkelheit ein wiederkehrendes Stilmittel. Es gibt fantastische Elemente und Anleihen an den Schauerroman: Im Roman „Coraline“ etwa lebt die Heldin in einem verwinkelten düsteren Haus, in dem es ein geheimnisvolles Portal gibt, durch das sie in eine Parallelwelt gelangt und mit einer anderen Mutter und einem anderen Vater lebt. Dorthin führt ein Tunnel, der erst Abenteuer, dann Befreiung bringt. Die Dunkelheit ist eine Prüfung, die zur Belohnung führt. Das ist wunderbar gemacht und toll zu lesen. Auch das Buch „Sternwanderer“ passt schön zur Dunkelheit und die Geschichte ist auch nicht ganz alltäglich: Ein Stern fällt auf die Erde und verwandelt sich in eine Frau. Tristan, der Held der Geschichte, will eigentlich nur den gefallenen Stern holen, um seine Freundin zu beeindrucken. Stattdessen trifft er auf die Frau, die ihn fortan in seinen Bann zieht.

Dunkelheit gibt’s aber auch häufig in der deutschen Literatur: Mephistopheles bietet Faust seinen teuflischen Pakt in der Nacht an. Auch interessant: Die Nachtstücke von E.T.A Hoffmann. Der Sandmann ist hier gar nicht nett, sondern eine Schauergestalt, die den Kindern die Augen ausreißt. Die Dunkelheit ist eben häufig schaurig...