AusprobiertIst der vegane Beyond Meat Burger den Hype wirklich wert?

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Innerhalb von wenigen Stunden ausverkauft: der in einem Discounter verkaufte Burger.

  • Zum Teil innerhalb von Minuten war der vegane Beyond Meat Burger am Wochenende bei Lidl ausverkauft.
  • Der Discounter hatte zuvor damit geworben, den bislang nur in Amerika produzierten Burger, der wie Fleisch schmecken soll, als erstes in einem deutschen Supermarkt zu verkaufen.
  • Doch hält der Burger, was seine Macher versprechen? Ist das kleine Ding, das rote Beete für die blutige Optik verwendet, den Hype wert?
  • Ein Testgrillen mit einem Hardcore-Fleisch-Fan.

Es ist die zweithäufigste, nicht totzukriegende, absolut überflüssigste Frage, die leidgeprüfte Vegetarier und Veganer sich von ihrer fleischessenden Umgebung anhören müssen, gestellt bevorzugt mit leicht hämischem Unterton:

Warum sie denn unbedingt Fleischersatz wollen, dazu noch einen, der möglichst fleischähnlich schmeckt – wo Fleisch doch so scheiße ist? Die extrem naheliegende Antwort möchte ich – Status: frühere Hardliner-Vegetarierin, jetzt Fast-Vegetarierin – an dieser Stelle gerne geben: weil Fleisch sensationell gut schmeckt! Jedenfalls, wenn es gut gesalzen, gut gewürzt, auch sonst gut verarbeitet und nicht unterirdisch billig gekauft worden ist. (Sonst gäbe es doch sicher noch deutlich mehr Vegetarier.) Nur ungefähr maximal 0,001 Promille aller Vegetarier essen kein Fleisch, weil sie kein Fleisch mögen. Das wäre ja easy.

Wer auf Steaks, Salami und Würstchen verzichtet, will fast immer 1) Tierleid vermeiden und/oder 2) das Klima schützen, wobei die Umwelt die Tierquälerei in Fridays-for-Future-Zeiten auf Platz zwei verwiesen haben dürfte. Mit weitem Abstand dahinter kommen dann noch die Arthritis- oder Neurodermitis-Geplagten.

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Beyond-Meat-Burger

Leider, man muss es so hart sagen, schmecken die meisten Sojasteaks und Veggie-Würstchen im besten Falle ganz okay, aber definitiv nicht nach Fleisch. Das gilt auch für die nicht minder wichtige Konsistenz. Der vegane Beyond Meat Burger ist der erste, der in beiden Kategorien maximale Fleisch-Ähnlichkeit verspricht. Lidl bot den bisher nur in Amerika produzierten Burger vor wenigen Tagen für vergleichsweise günstige 2,50 Euro pro Bulette (Patty) an und sorgte damit für einen Hype. Die Burger waren teils schon nach Minuten ausverkauft. Zu Recht?

Acht Trend-Buletten erjagt

Testgrillen mit einer fünfköpfigen Testgruppe in Dellbrück, wenige Stunden, nachdem ich acht Trend-Buletten durch frühes Aufstehen im Discounter erjagt habe. Okay, die vier Packungen sind unverschämt gemogelt. Sie suggerieren deutlich mehr Inhalt als die jeweils zwei flachen 113-Gramm-Patties im üppigen Plastik-Gewand, die ich herausziehe, hergeben. Dafür können die rosigen Buletten aber nichts, mit deren roher Konsistenz und leicht rauchiger Geruchsnote ich auf Anhieb zufrieden bin. Ein Blick auf die Packung? Unbedingt. Der Beyond Burger besteht aus Wasser, Erbsenproteinen, Rapsöl und Kokosnussöl. Außerdem aus roter Beete, für das leicht blutige Aussehen. Weil ja auch das Auge mitisst. Ansonsten essen an diesem Nachmittag mit: Zwei prinzipiell aufgeschlossene Testerinnen, zwei vorurteilslose, aber Fleisch-Burger-erfahrene Kinder und ein – naturgemäß männlicher – Hardcore-Fleischfan.

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Je drei Minuten pro Seite auf dem Kohlegrill, schon ist der Patty fertig und glänzt appetitlich saftig. Probiert man ihn zunächst ohne Burgerbrot, Ketchup, Gurke, Tomate, Salatblatt und Röstzwiebeln, grübelt man, welches Quäntchen Geschmack es ist, was ihn dann doch noch von seinem Rindfleisch-Bruder unterscheidet. Irgendwas ist da noch anders. Doch, ja. Aber auch nicht genug, um sagen zu können, was. (Ein Rindfleisch-Burger zum direkten Vergleich hätte sicher geholfen.) Tatsächlich schmeckt das Ding aber rundum richtig gut.

Der Hardcore-Fleischfan nickt anerkennend

Beim Reinbeißen ins belegte Gesamtkunstwerk ist der Burger dann kaum noch von einem normalen zu unterscheiden, bisstechnisch überhaupt nicht. Blick auf den Hardcore-Fleisch-Fan: Selbst der nickt anerkennend. Und genauso satt wie ein echter Burger macht das Ding auch. Uff! Erneuter Blick auf die Packung: Was Kalorien und Fett angeht, unterscheidet sich ein Patty kaum von einem Rindfleisch-Burger. Rund 270 Kalorien und 5 Gramm ungesättigte Fettsäuren weist die Beyond Meat Bulette auf. Die Klima-Bilanz ist dafür deutlich besser: Für ein Kilo Rindfleisch werden sagenhafte 15.000 Liter Wasser verbraucht, für ein Kilo Erbsen nur etwa 1000 Liter.

Fazit: top! Auf diese Erfindung haben Vegetarier lange warten müssen. Und das von Tiergülle stark belastete Klima auch. Beyond Meat und andere ambitionierte Firmen werden sich hoffentlich bald auch an Steaks oder Würstchen wagen und damit am Ende die am häufigsten gestellte Frage an Vegetarier aussterben lassen: Wie schaffst du das ohne Fleisch? Also, ich könnte das ja nicht! Wer keine Lust hat, zu warten, bis Beyond Meat regulär in deutschen Supermärkten zu kaufen sein wird: In Köln kann man den Beyond Meat Burger bei den Burgerläden „Freddy Schilling“ (Kyffhäuser Straße und am Eigelstein) sowie bei „Bunte Burger“ in Ehrenfeld probieren. Und für alle Metro-Berechtigten: Dort gibt es die Dinger auch. Keine Angst vor der Erbse. Ran an den Speck. 

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