Lieblingsort OdonienGenuss zwischen Schrottskulpturen

Zwischen Schrott und Grünpflanzen: Der Biergarten in Odonien ist ein besonderer Ort zum Genießen.
Copyright: Jörn Neumann Lizenz
Köln – Industriegebiet Neuehrenfeld. Der Dreck der Stadt klebt in grauen Schlieren an den Betonpfeilern. Bauzäune, Metallcontainer, Unkraut. Ein Bordell, in grellem Blau, wirbt über elf Etagen für seine Dienste. Der Güterverkehr rattert über die Stahlbrücke. Hier ist die Stadt hässlich. Hier liegt der Kulturstaat Odonien.
Zum Selbergrillen – Grill wird gestellt: Rostbratwürstchen // 1 EuroMariniertes Schweinenackensteak // 2,50 Euro Gefüllte Hähnchenbrust // 2,50 EuroGemüsespieße // 1,50 EuroVon der Karte: Flammkuchen mit Feta, Oliven und Pfefferonen // 4,90 EuroBunter Salat mit Kresse, Radieschen, gerösteten Sonnenblumenkernen und wahlweise veganem oder Honig-Senf-Dressing // 6,50 EuroHamburger oder Cheeseburger mit Coleslaw und Kartoffelecken // 8,50 Euro
Die Sonne knallt auf das staubige Gelände. Ein heruntergekommener Bulli, quietsch bunt bemalt, steht am Rande des Geschehens. Südamerikanische Musik schallt mir entgegen. Kinder spielen Frisbee neben einem riesigen, gelben Kran. Ein Pärchen sitzt in Plüschsesseln in einem pinkfarbenen Metallkäfig. Daneben sind die Toiletten in einer Blechbaracke mit roten Türen untergebracht. Darüber wacht ein weißes Ross mit hellblauer Mähne.
In dem skurrilen Szenario tummeln sich rostige Dinosaurier, Urzeitvögel aus Schrauben und Schrott, Insekten mit riesigen Scheinwerferaugen. Zwischen den Skulpturen und Wasserspielen sind lange Holztische aufgestellt – der Odonische Biergarten ist bis auf den letzten Platz besetzt. In einem Bauwagen werden Caipirinha und Daiquiri frisch gemixt. Die Schlange für das brasilianische Nationalgericht Feijoada, ein Eintopf aus schwarzen Bohnen, ist lang. Auf der Tanzfläche vor der Bühne sorgt eine Gruppe Trommler für Stimmung. Kinder, Familien, junge und alte Menschen tanzen, wippen und klatschen mit. Das Festival „Brasilonia“ am vergangenen Sonntag war ein voller Erfolg.
Aber im Odonischen Biergarten kann man den unwirklich Ort auch auf sich wirken lassen, wenn gerade mal keine Veranstaltung läuft. Zwischen Grünpflanzen und feuerspuckenden Schrottskulpturen werden Flammkuchen, Burger und bunte Salate serviert. Eine Besonderheit ist es, hier zu grillen, denn Grillgut, Salate und Beilagen werden zwar ganz normal bestellt; dann grillt der Gast aber selbst.
Aus rein kulinarischer Sicht gibt es zweifellos spannendere Orte, aber die surreale, leicht morbide Atmosphäre macht aus dem selbst ernannten Freistaat für Kunst und Kultur einen Lieblingsort der etwas anderen Art. Odo Rumpf hat hier ein offenes Konzept geschaffen, einen Schauplatz für Theater, Konzerte, Filme und Ausstellungen – das Programm ist vielfältig, das Publikum könnte gemischter nicht sein. Hoffentlich bleibt dieser besondere Ort Köln noch lange erhalten.
Odonien – Freistaat für Kunst und Kultur, Hornstr. 85, 50823 Köln, 0221/9727009, Biergarten geöffnet Do – Sa ab 17 Uhr, So ab 14 Uhr www.odonien.de