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Geschmackstest MarkthalleEin Fest für Feinschmecker im Belgischen Viertel

Lesezeit 4 Minuten
Markthalle gemüse Claudia Lehnen

Regionales Gemüse in der neuen Markthalle

Im Hof riecht es nach süßer Butter. Erst ist es bloß eine Hoffnung, aber wer die Türe der Markthalle im Belgischen Viertel öffnet, der kann wissend lächeln: Hier gibt es frische Waffeln.

Der Brotspezialist Koett bietet aber nicht nur Süßes, sondern Gebackenes, das den Ansprüchen an eine vollwertige Ernährung genügt. Vollkornprodukte beim örtlichen Bäcker gibt es gar nicht mal so häufig, Koett bietet gleich sieben Sorten Brote an. Besonders empfehlenswert ist das Afrika-Brot (3,90 Euro für 750 Gramm) mit rotem Urweizen, Hirse und Kürbiskernen. Es verbirgt unter seiner knusprigen Kruste saftigen Biss, teigig zergeht es auf der Zunge und lässt den Zähnen kleine Hirsekörner und große Kürbiskerne zum Kauen.

Roggen und Dinkelkörner mahlen die Koetts selbst, was nicht nur Frische, sondern auch gesundheitliche Vorteile verspricht. „Wir können dadurch schnell das Mehl verarbeiten, das Brot behält dadurch seine Vitamine und Saftigkeit“, sagt Chefin Michaela Koett. Ein Brot mit Geschichte kann man an ihrem Stand auch erstehen: „Das Holzlukenbrot (3,60 Euro für ein Kilo) heißt so, weil diese Sorte schon vor mehr als 45 Jahren bei uns in einem Ofen mit Luke gebacken wurde.“

Feinkost-Fans an Stehtischen

Die Markthalle an der Maastrichter Straße verbindet den Wunsch nach nachhaltigen Lebensmitteln mit dem Bedürfnis nach Sehen und Gesehenwerden. Wer nicht auf den Euro achten muss, der macht hier seinen Wocheneinkauf und trinkt hernach noch ein Glas Wein oder einen Kaffee im Untergeschoss. Überhaupt ist das Verbindende das tragende Konzept der Halle.

„Sie können sich beim Koett ein Brötchen kaufen und es mit meinem Käse oder Wurst von Gegenüber belegen lassen und dann alles mit runternehmen und etwas dazu trinken“, sagt Claudia Rademacher vom Käse- und Salami-Stand. Die Spezialität ist ein Schafskäse aus der Provence. „Der Schäfer ist der beste Freund vom Chef, er melkt selbst und macht selbst den Käse, das ist alles aus einer Hand.“ Weil der Käse nur mit seinem eigenen Gewicht gepresst wird, ist seine Konsistenz angenehm abwechslungsreich. Im gleichen Stück mal etwas fester, mal sehr cremig, kein Industrieprodukt, das merkt der Käsefreund gleich.

Ungekrönter König der Halle ist vielleicht Mark Junglas. Er ist nicht nur Metzger des Ladens „Lappen und Prengel“, sondern auch Lebensmitteltechniker und Jäger. Wild, das er verkauft, schießt er selbst. Und auch bei allen anderen Tieren achtet er auf Herkunft und Haltung. Mit einem Stück Fleisch bekommt der Kunde auch immer eine Geschichte eingepackt.

Im Falle eines imposant großen Steaks mit Knochen ist es die Geschichte der zwölf Jahre alten Galloway-Kuh aus der Eifel (39,90 Euro für ein Kilo). Sie war ein kleines Tier, das ganze Jahr über draußen, zugefüttert wurde sie nur mit Heu. Zwölf Jahre durfte sie leben, ehe sie starb und zum Zartwerden sieben Wochen am Haken abhing. Ihr Geschmack ist nussig-buttrig, ihr Gewebe zart.

„Hier im Belgischen Viertel werden hauptsächlich Filetstücke gekauft. Aber wir verwerten alles. Köpfe und Füße kommen in die Leberwurst (2,49 für 100 Gramm)“, sagt der 31 Jahre alte Junglas. Daneben gibt es aber auch Wurstwaren, die man im Supermarkt sicher nicht finden kann. Rauchpeitschen vom Reh oder Wildschweinschinken (4,99 Euro für 100 Gramm) etwa.

Wer zu Fleisch, Brot und Käse grüne Frische auf dem Teller haben will, der wird am Gemüsestand ganz hinten in der Halle fündig. Saisonale Ware von Bauern aus der Region steht hier im Mittelpunkt, aber man verkauft natürlich auch Tomaten, Paprika und Außergewöhnlicheres wie Topinambur oder Wildkräutersalat.

Gerade am Wochenende ist die Markthalle aber eben nicht nur Ort des schnöden Wocheneinkaufs. Vor der Tür bietet ein Wagen frische Fischbrötchen an. Drinnen am Kaffeestand und im Untergeschoss bei Wein, Ingwer-Zitronenlimonade (3,20 Euro) und Törtchen (Choco-Mango-Passion für 5 Euro)  trifft man sich. Im Marktrestaurant gibt es derzeit frisch zubereitete Nudel-Gerichte (zum Beispiel gefüllte Ravioli mit Pesto und Salat für 9,50 Euro, die frischen Nudeln kann man auch zur Zubereitung zu Hause mitnehmen).

Ab April verspricht Markthallen-Betreiber Ulrich Engels ein umfangreicheres Speisen-Angebot. Wer nach Hause geht, nimmt sich oben vielleicht noch eine Dinkelwaffel von Koett nebst süßem Butter-Duft auf den Weg (1,80 Euro). Oder ein kleines Financier (2,30 Euro) von der Patisserie im Keller. Mit Orangenblüte, Honig, Haselnuss und Mandelgrieß schmeckt das wie ein ganzer Kuchen Hoffnung.

Markthalle Belgisches Viertel

Maastrichter Straße 45, 50672 Köln Mo-Fr 10-20 Uhr, Sa 9-20 Uhr, So geschlossen Die Markthalle auf Facebook

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