Restaurant-Test in MarienburgIm Höhns wird noch Wert auf Tradition gelegt

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In Höhns Restaurant kann man in gemütlicher Atmosphäre leckere rheinische Hausmannskost genießen.

Es passiert regelmäßig, dass ich zu entflammten Vorträgen über kulinarische Erinnerungen aushole. Andere reden über Fußball, ich rede über Landesküche. Sie ist ein wesentlicher Kultur-Bestandteil und Indikator für Geschichte und Mentalität einer Region. Welche Produkte sind typisch? Wie werden diese verarbeitet? Wer isst was? Und wo?

Kulinarische Tradition immer seltener

Ich werde nie das Wirtshaus in der Gascogne vergessen: Mittagszeit, irgendein Kaff im Südwesten Frankreichs, Holzvertäfelung, Bleiglasfenster, Tagesmenü für 12 Euro, der Laden rappelvoll. An den Tischen saßen Männer in schmutzigen Blaumännern und Gummistiefeln mit Farbresten oder Erde an den Händen, man trank stilles Wasser und Rosé, und eine strenge Mittfünfzigerin in Kittelschürze servierte ungefragt Kopfsalat und das beste Pilzomelett in der Geschichte der Pilzomeletts. Alles in großen Schüsseln in die Tischmitte. Um halb drei war der Laden leer und ich um diverse Erkenntnisse reicher: Kein Zigeunerschnitzel, kein Kartoffelbrei aus gefriergetrockneten Flocken, keine Kleistersaucen aus der Tüte, sondern frische, ehrlich gekochte Landesküche.

Warum fällt den Deutschen das so schwer? In hiesigen Gefilden ist die Suche nach guter regionaler, Brühwürfel-freier Küche mühselig. Dabei gäbe es zahlreiche köstliche Traditionsgerichte.

Regional & lecker: Höhns Restaurant

Klaus Höhn ist so eine Art kulinarischer Fels in der rheinischen Brandung. Er serviert fabelhafte Klassiker wie Sauerbraten vom Ochsenbäckchen, Tatar mit Bratkartoffeln, Kalbsnierchen und seine legendären Reibekuchen aus den Kartoffeln „von Herrn Huckelmann“.

Das Ehepaar Höhn gehört seit Jahrzehnten zur Stammbesetzung der renommierten Kölner Gastronomen. Von Rodenkirchen ging’s nach Bayenthal, von Bayenthal in die Südstadt und seit 2013 ist das Höhns Restaurant (mit dem schönen Biergarten) in Marienburg. Die Stammkundschaft ist immer mitgezogen. Bei der Küchenleistung völlig nachvollziehbar.

Rheinische Hausmannskost

Höhn kocht traditionell rheinisch mit Ausflügen ins Frankophile. Abendmenü und die saisonalen Hauptgänge wechseln alle drei Wochen. Reibekuchen und Klassiker sind fest installiert. Alles, was der erfahrene Gastronom auf den Tisch bringt, hat Substanz und vor allem Geschmack. Vom Boeuf bourguignon übers Cordon bleu bis zum Tafelspitz. Die Rinderroulade schmeckt wie bei Muttern. Gefüllt mit Senf, Essiggurke und Speck, serviert mit viel Sauce und Kartoffel-Möhren-Gemüse, gehört dieses Gericht zu meinen ewigen Favoriten und bildet sehr deutlich den Geschmack des Rheinlands ab: süßlich, säuerlich, würzig, cremig und nicht zuletzt eine aus Mangel entstandene Improvisation – Mentalität und Geschichte. Mein nächster Vortrag steht.

Öffnungszeiten: Mi-Sa 18-24 Uhr, So 12-24 Uhr Adresse: Bonner Str. 381, 0221/3481293

www.hoehns-restaurant.de

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Das haben wir gegessen

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Eine Köstlichkeit - die Rinderroulade mit Kartoffel-Möhren-Gemüse.

  • Rinderroulade aus dem Roastbeef mit Kartoffel-Möhren-Gemüse // 23 Euro
  • Himmel un Ääd // 13,50 Euro
  • Cordon Bleu aus dem Kalbsrücken mit Pommes Frites und Salat // 24 Euro
  • Carpaccio vom Tafelspitz mit Linsensalat // 14,50 Euro
  • Boeuf bourguignon // 23 Euro
  • Kabeljauloins mit Dijon-Senf, Wirsing und Kapern-Kartoffelpüree // 26 Euro

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