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„Schloss Loersfeld“Prinzessin im Spitzenrestaurant

3 min

Simon Stirnal (Dritter von links), Inhaber Thomas Bellefontaine (hinten Mitte) und Restaurantleiter Ulrich Ternierßen mit Team

Kerpen – Schon bei der Einfahrt in den Park verwandelt sich jede Rostlaube in einen Rolls Royce. Einmal fühlen wie bei Königs, das geht nirgendwo so wie im Schloss Loersfeld. Mehr als 500 Jahre alt ist es, nicht auf neu getrimmt, sondern geschmackvoll renoviert, mit Parkett, Gemälden, Kamin, Polsterstühlen, Gardinen und gestärkten Decken. Genau so, wie man sich jahrzehntelang ein edles Spitzenrestaurant vorstellte – und heute kaum noch findet.

Zu dem Gesamtpaket gehört auch Restaurantleiter Ulrich Ternierßen, der mit seiner zurückhaltenden, höflichen Art einer aussterbenden Spezies angehört. Fehlerlos und mit sanfter Stimme leitet er sein Serviceteam, das aufmerksam agiert, ohne aufdringlich zu sein. Weitere im Verschwinden begriffene Standards der Spitzenrestaurants: eine große, klug zusammengestellte Weinkarte und eine Käseauswahl, die diesen Namen auch verdient. Dazu Edelprodukte wie Hummer, Wachtel, Wolfsbarsch, Maibock sowie gleich zwei Grüße aus der Küche. Im Fußball würde man sagen: Das Gesamtpaket stimmt. Aber man würde auch sagen: Wichtig ist auf dem Platz. In diesem Fall: auf dem Teller.

Zwölf Jahre stand Rudolf Thewes am Herd und erkochte sich einen Stern, im vergangenen Jahr erfolgte dann der Wechsel: Der 30-jährige Simon Stirnal kam vom Luxushotel „Vier Jahreszeiten“ in Hamburg. Und die Devise wurde ausgegeben: Keine ausgefallenen kulinarischen Experimente. Sollte hier etwa Langeweile klassischer Art einziehen?

Im Mittagsmenü gibt es eine (zu dünne) Kaltschale von der Salatgurke mit herausragenden argentinischen Rotschalen-Garnelen, danach ein (etwas zu säuerliches Filet) von der Milchkuh mit Frühlingsgemüse und als Dessert Variationen von der Erdbeere. Also eher wenig kreativ, wenn auch bis auf die genannten Fehler exakt zubereitet. Das Lunch gibt eine Vorahnung darauf, was Stirnal kann, doch erst bei den großen Menüs legt er richtig los. Die Bergische Bachforelle harmoniert perfekt mit den kross panierten Kalbskopfwürfeln – doch bleibt bei so vielen Begleitern (Avocado, Joghurt, Schinken) unklar, welche Kombination gewollt ist. Hier wäre Konzentration auf das „Perfect Match“ besser. Die „Variation von Historischen Tomaten“ ist die Spitzenküchen-Antwort auf Tomate/Mozzarella und beim kurz gebratenen Thunfisch schafft Stirnal es, das Wasabi subtil in die Erbsen-Emulsion zu integrieren. Auch beim bretonischen Hummer mit Vanille gilt: Hier ist ein junger Koch am Werk, der Finetuning versteht. Das gilt auch für Pâtissier Gerhard Nölly, der kreativ und mit der richtigen Süßebalance arbeitet.

Schlossmenü (6 Gänge) // 98 Euro

Degustation (7 Gänge) //126 Euro

Loersfelder Lunch (3 Gänge) // 37,50 €

Also einfach mal hin zum Drei-Gang-Lunch und eine etwas vernachlässigte Prinzessin sein. Oder besser das große Menü nehmen und sich wie Königin Mutter fühlen.

Fazit: Edles Ambiente und sorgsam zubereitete Spitzenküche. Nicht nur für den runden Geburtstag.

Schloss Loersfeld, 50171 Kerpen, 02273/57755geöffnet Di-Sa 12-14 Uhr und 19-21 Uhr, www.schlossloersfeld.de