Wein-TestWie weiblich Wein sein kann

Magazin-Wein-Kolumnistin Romana Echensperger beim Test der Weine.
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Köln – Marian Kopp muss es wissen, er war lange Zeit Marketingdirektor eines großen deutschen Weinabfüllers. Frauen und Männer ticken in Bezug auf Wein einfach anders. Das fängt schon beim Geschmack an. Seiner Erfahrung nach reagieren Frauen im Vergleich zu Männern empfindlicher auf Tannin, bevorzugen eher Weißweine und nicht ganz so trockene Weine mit weniger Alkohol.
Während die männliche Zielgruppe den Weineinkauf oftmals als samstägliches Freizeitvergnügen ansieht und gerne in den Fachhandel geht, erledigen Frauen ohnehin etwa 70 Prozent aller Lebensmitteleinkäufe in den „klassischen Supermärkten“ und nehmen den Wein dort gleich mit, weshalb auch im Lebensmittelhandels-Segment der Großteil der Weine von Frauen gekauft wird.
Zu dem belegt eine von der Weinmesse ProWein in Düsseldorf beauftragte und 2011 veröffentlichte Studie, dass Frauen auf optische Gestaltung und emotionales Design stärker reagieren, während Männer sich anhand von Bewertungen wie Parker-Punkten im Angebotsdschungel „rationaler“ orientieren. Es ist also nicht verwunderlich, dass große wie kleine Winzer den Markt für Frauen entdeckt haben und Weine speziell für Frauen anbieten.
Eine besonders interessante Entwicklung zeigt sich in den USA. Dort liegt lieblicher Rotwein im Trend, was sich an Erfolgszahlen eines großen Weinproduzenten ablesen lässt, dem diese Kategorie im vergangenen Jahr ein Wachstum von 200 Prozent bescherte. Branchenkenner erwarten, dass sich diese Entwicklung auch in Europa zeigen wird. Wir haben uns auf Spurensuche begeben und in einer Jury sechs Weine für die weibliche Zielgruppe verkostet – darunter auch ein lieblicher Rotwein.
Mit dabei waren außer mir Mari Lax-Hoffmann, Vorsitzende des Vereins „Vinissima – Frauen und Wein“, Sektion NRW, und aus der Magazin-Redaktion Silke Offergeld, Maria Dohmen und, um auch eine männliche Meinung zu erhalten, Julian Schneider. Bewertet mit bis zu 20 Punkten Bestnote wurden Design, Geruch, Geschmack und Gesamteindruck. Zudem sollten die Jurymitglieder sich überlegen, bei welcher Gelegenheit sie den Wein genießen würden.