Weinkolumne von Romana EchenspergerWie Wein aus Israel Menschen verbinden kann

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Weinflaschen auf einem Weinfass.

Wein nicht als Getränk, sondern als Kulturgut und Botschafter zu verstehen, ist der Leitsatz einer Initiative.

„Twin Wineries“ ist der Slogan für eine Partnerschaft von Weingütern aus Deutschland und Israel. Romana Echensperger erklärt die Initiative.

Seit 15 Jahren gibt es die Twin Wineries, eine Initiative von Weingütern aus Deutschland und Israel, die sich nach dem Vorbild der Städtepartnerschaften zusammengeschlossen haben. Die Grundidee ist es, Wein eben nicht als Getränk, sondern als Kulturgut und Botschafter zu verstehen, um beide Länder besser kennenzulernen. Mittlerweile gibt es über 20 Winzerpaare, die sich austauschen und besuchen. Weinbau ist das gemeinsame Interesse, so hat man sofort ein Gesprächsthema. Darüber hinaus sind viele Freundschaften entstanden.

Romana Echensperger

Romana Echensperger

ist Sommelière und Master of Wine. Für das Magazin des Kölner Stadt-Anzeiger und der Kölnischen Rundschau testet sie regelmäßig Weine und gibt Empfehlungen.

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Nicht nur der Terrorangriff auf Israel vom 7. Oktober und die Ereignisse, die den Nahen Osten seitdem nicht mehr zur Ruhe kommen lassen, hat die Mitglieder erschüttert. Auch der Antisemitismus, der sich weltweit und auch in Deutschland Bahn bricht, lässt niemanden kalt. „Das bewegt mich sehr“, sagt Andrea Wirsching, Winzerin vom gleichnamigen Weingut Wirsching aus Franken. Sie ist auch Historikerin und seit 2016 mit der Kishor Winery aus dem Kibbutz Kishorit befreundet. „Latenten Antisemitismus gibt es seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Es braucht dann immer nur Anlässe, damit er zum Vorschein kommt“, ist sie überzeugt. „Zunächst waren viele schockiert von dem Massaker, aber dann merkt man schnell, wie bereitwillig viele Menschen die Situation im Nahen Osten, mit den Schicksalen in Gaza, gegen Israel bewerten.“

Ebenso erschütternd sind für Wirsching die Gewalt gegen Frauen und Mädchen und das Schweigen von Frauenrechtsorganisationen dazu. „Es herrscht eine diffuse Meinung über Israel, bei der das Negative dominiert, ohne das moderne, weltoffene und lebendige Land mit seiner Kultur und seinen wunderbaren Menschen in den Blick zu nehmen.“

Aktion in sozialen Medien

Die deutschen Twins haben sich entschlossen, dem entgegenzutreten. Seit mehreren Wochen läuft die Social-Media-Kampagne #thetasteoffriendship. Zunächst stellten die deutschen Winzerinnen und Winzer ihre Partnerweingüter vor. Nun sind kurze Videos von Menschen aus der Weinwelt dazugekommen, die jeweils einen israelischen Wein vorstellen.

Die Kampagne wird mittlerweile auch von Prominenten unterstützt. So sind die Fernsehmoderatoren Bettina Böttinger, Andrea Kiewel und Günther Jauch mit von der Partie. „Es ist wichtig, dass die Menschen ihre klare Meinung gegen Antisemitismus laut kundtun“, ist Andrea Wirsching überzeugt. „Ich bin hier mit meinem Gesicht und trete ein gegen Terror und für meine Freundschaft zu den Menschen in Israel.“

Weinempfehlung aus Israel

Wer mehr über die Initiative erfahren möchte, kann den Twin Wineries auf Facebook unter @Twin Wineries Initiative oder auf Instagram unter @twin_wineries folgen. Wer obendrein gerne einen Wein aus Israel probieren möchte, dem kann ich den kräftigen wie vollmundigen Rotwein „Oz“ vom Weingut Seahorse aus Judäa empfehlen. Es ist eine Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Cinsault, Grenache und Petite Syrah, die 18 Monate im Eichenholzfass reifte. Ein Wein, der intensiv nach dunklen Früchten, Veilchen und süßen Gewürzen duftet – ideal für kräftige Weihnachtsgerichte.

Weinkolumne

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Weinempfehlung: 2021 Oz Seahorse Winery, Judäisches Bergland, Israel, 32 Euro Zu kaufen bei dem deutschen Twin- Weingut Kaufmann www.kaufmann-weingut.de

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