Das „The Dutch“ in Köln Junkersdorf eröffnete pompös in clubbig renovierten Räumen. Es gibt landestypisch Frikandel, Bitterballen und Pommes. Insgesamt dominiert aber asiatische Kulinarik.
Henns GeschmackssacheIm Kölner „The Dutch“ gibt es Frikandel sehr speciaal

Joschua Tepner kocht jetzt im Kölner „The Dutch“.
Copyright: Martina Goyert
Die ersten Gerüchte waren mysteriös: in Junkersdorf soll ein niederländisches Restaurant eröffnen. Keine Frittenbude, nein, ein richtiges Restaurant. Aber welche Klassiker des Nachbarlandes sollte es da bitte geben? Nun wissen wir es, denn „The Dutch“ ist da, für Kölner Verhältnisse mit einer geradezu pompösen Eröffnungsfeier gestartet, in aufwendig edel und clubbig renovierten Räumlichkeiten. Und was steht auf der Karte? Frikandel – dazu später mehr -, auch eine Spezialität wie Stroopwaffel, aber vor allem asiatisches wie Sushi, Tataki oder Karaage. Der Name des Restaurants rührt weniger von den Speisen her, als vielmehr vom niederländischen Besitzer. Kulinarisch am wichtigsten ist der Mann am Herd, der 37 Jahre alte Joschua Tepner, bis vor Kurzem noch Chefkoch der Hanse Stube im Excelsior Hotel Ernst, wo er zu überzeugen wusste.
Die Speisekarten sind überdimensional groß, in Leder eingefasst, und versammeln etliche Edelzutaten wie Austern, Kaviar oder Hummer. Aber auch für den kleineren Geldbeutel gibt es Angebote. Bei den Vorspeisen wird man dazu animiert verschiedene zu bestellen und zu teilen. Bei einigen wäre es aber sehr schade, wenn man das müsste!

Frikandel Deluxe vom Perlhuhn mit Gänseleber und Trüffelcreme: Eher ein Gag aus der Küche.
Copyright: Carsten Henn
Ceviche trifft man ja mittlerweile landauf landab, meist zu sauer abgeschmeckt. Tepner balanciert die Säure gekonnt, lässt Zitronenaromen glänzen, und neben Avocado und Chili punktet vor allem die geflämmte Mango weil sie angenehm fruchtige Akzente beiträgt.

Die Bitterballen entpuppen sich als herausragende, knusprige Exemplare des Klassikers.
Copyright: Carsten Henn
Mit „Caprese“ findet sich ein weiterer aktueller Küchen-Hit in gelungen gepimpter Version: als cremige Burrata mit bunten Tomaten, geflämmtem Pfirsich sowie - der Crossover-Asia-Touch - XO-Marinade. Beim Beef Tatar mit Knoblauchcreme und Onsen-Ei stimmen die Verhältnisse nicht ganz, aber wie auch die anderen Speisen ist das Gericht aromatisch kraftvoll abgeschmeckt. Tepner geht es um kulinarischen Rock’n‘Roll, nicht um Harfensolos.
Natürlich musste ich die Frikandel „Deluxe“ vom Perlhuhn bestellen, die mit Gänseleber und Trüffelcreme veredelt wird. Allerdings schmeckt das Ganze weder nach Frikandel noch begeistert die Kombi. Ein Gag, mehr nicht. Viel besser gelingen die Bitterballen, die sich als herausragende, knusprige Exemplare des Klassikers herausstellen.
Auch bei den Hauptgängen setzt Tepner gerne einen asiatischen Touch, so wird die Seezunge mit einer Sake Beurre Blanc kombiniert, bei welcher der Reiswein aber gerne deutlicher herausschmecken dürfte. Die dazu bestellten Pommes sind kross, mutig gesalzen, und stilecht mit Joppie-Sauce.

Die Seezunge kommt asiatisch mit einer Sake Beurre Blanc.
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Bei den Desserts ist der schaumige Vla im Cocktailglas mit einem Kletskoppen-Taler und Beeren sehr süß, und die Homemade Dutch Stroopwaffel dekonstruiert. Der Keks wurde in eine Lage Knusper, einen Schokokuchen, eine Nocke Vanille-Eis und Karamellsirup verwandelt. Alles zusammen auf einer Gabel ergibt eine Erinnerung an Stroopwaffel, funktioniert aber auch als – wiederum betont süßes - Dessert.

Die klassische Stroopwaffel hat der Chefkoch zu einem sehr süßen Dessert dekonstruiert.
Copyright: Carsten Henn
Die Weinkarte bietet ein paar schöne Tropfen, vor allem von deutschen Betrieben, und auch für Etiketten-Trinker ist etwas dabei. Obwohl die Räume akustisch schwierig sind, sitzt man ausgesprochen schön.
Henns Auswahl:
Tomaten / Burrata / Pfirsich 14 €
Hamachi-Ceviche / Mango / Avocado 17 €
Beef Tatar / Knoblauchcreme / Onsen-Ei 16 €
Frikandel „Deluxe“ Perlhuhn 15 €
Seezunge / Sake Beurre Blanc / Kartoffelcreme 36 €
Chickenbreast / Kapernjus / Kopfsalat 23 €
Vla / Kletskoppen / Himbeere 9 €
Stroopwaffel / Karamell / Vanilleeis 15 €
The Dutch, Birkenallee 32, 50858 Köln. Tel. 0221-331 78 198
Mo & Mi-So 12-15; Mo, Mi, Do, So 18-22, Fr & Sa 18-23
Fazit: Souveräner Start von Joschua Tepners großem, neuem Restaurant mit Fine Casual Dining vor allem asiatischer Prägung.
Bewertung: 4 von 6