Männer-Mode im InternetOnline-Herrenausstatter im Test

Marion Arndt prüft, welche Hemden unserem Autor stehen könnten.
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Auch wenn Männer ein immer stärkeres Bewusstsein für Mode entwickeln – zu ausgedehnten Shopping-Touren kann man sie in der Regel nicht bewegen. Mal fehlt die Lust, mal fehlt die Zeit, mal fehlt beides. Da kommt das Angebot von Internet-Herrenausstattern gerade recht.
Die Berliner Unternehmen Outfittery und Modomoto sind wohl die bekanntesten. Sie stellen den Kunden Pakete mit Kleidung zusammen. Damit nicht wahllos etwas in die wie Koffer aussehenden Kartons gepackt wird, hat der Kunde einen Online-Fragebogen auszufüllen. Outfittery fragt zunächst, welchen Stil man in Freizeit und Beruf bevorzugt, welche Marken man mag und was man partout nicht tragen will. Modomoto geht näher ins Detail und will wissen, welchen Stil und welche Farbe man bei T-Shirts, Hemden, Pullover, Hosen, Sakkos und Jacken präferiert. „Modomoto fragt zu detailliert, da kann man die Teile auch gleich selbst aussuchen. Outfittery geht in die richtige Richtung“, findet Personal Shopperin Marion Arndt aus Köln, die uns beim Selbsttest unterstützte.
Anruf der Stilberaterin
Bei beiden Anbietern werden Angaben zu Konfektions- und Körpergrößen, zum Gewicht und der Preisklasse, in der sich die Ware befinden soll, fällig. Auf Wunsch nehmen Stilberater der Unternehmen Kontakt zum Kunden auf. Bei Outfittery kommt man um das Telefonat kaum herum, ein Klick, und der Gesprächstermin steht. Bei Modomoto haben wir bewusst darauf verzichtet. Auch Fotos kann man hochladen: Porträts, Ganzkörperbilder oder Fotos von Lieblingskleidungsstücken, damit die Berater den gewünschten Stil erahnen können.
Schon drei Tage nach dem zehnminütigen Gespräch mit der Stilberaterin händigt der Postbote das Outfittery-Paket aus – mit den Worten „Was es nicht alles gibt“. Modomoto braucht, obwohl die Box am selben Tag geordert worden war, eine gute Woche länger und reizt damit den vorher angegebenen Lieferzeitraum fast bis zum letzten Tag aus – Punktsieg für Outfittery.
Ein erster Blick in beide Boxen zeigt: Outfittery trifft meinen Geschmack. Zwei karierte Hemden, ein Kapuzen-Sweater, eine Sweater-Jacke, zwei Jeans, ein Longsleeve, ein T-Shirt, ein enges Paar Boxer-Shorts und ein Paar Schuhe. Gesamtwert der Box: 637,50 Euro. Am teuersten: die Schuhe von Pantofola d’Oro für 129,95 Euro, eine Jeans von Pepe für 99,95 Euro und ein Hemd von Baldessarini für 99,90 Euro.
Das Paket von Modomoto ist zwölf Euro teurer, beinhaltet aber mehr Teile: zwei Hosen, drei Hemden, vier T-Shirts, vier Pullover, ein Paar Socken und einen Gürtel. Am teuersten: Pullover von Replay für 95 Euro und von Hilfiger für 89,90 Euro sowie ein Hemd von Eterna für 59,90 Euro. Der erste Eindruck: Die Stilberaterin von Modomoto beweist mehr Mut, denn im Karton stecken ein fliederfarbenes Hemd, ein hellgrüner Pullover und ein T-Shirt mit großem Bildaufdruck. Das Gesamtpaket überzeugt Marion Arndt eher, ich tendiere gefühlt zu Outfittery.
Das endgültige Ergebnis liefert die Anprobe – und die verläuft enttäuschend. Die Hälfte der Kleidung, egal von welchem Versand, sitzt nicht richtig – leider fast immer die Sachen, die mir gut stehen. Dabei bescheinigt mir die Personal Shopperin, eine normale Figur zu haben, obwohl ich vom Körperbau eines Adonis weit entfernt bin. Besonders ärgerlich ist die Tatsache, dass Outfittery die angegebene Hosenweite ignoriert und eine Nummer enger zugesandt hat – beide Jeans passen nicht.
Überraschende Farbwahl
Unabhängig davon schaut Marion Arndt, was aus den Boxen zu mir passt und was nicht. Hier ist das Ergebnis überraschend. Dass ich in Blau gut aussehe, hatte ich mir schon gedacht. „Oft kauft man instinktiv Kleidung in der Farbe, die einem steht“, erzählt die Expertin. Deshalb ist ein blaues Hemd aus dem Modomoto-Paket auch ihr Favorit. Doch dass der blassgrüne Pullover und das fliederfarbene Hemd auch zu mir passen würden, erstaunt mich. Allerdings weiß Arndt auch: Mit Flieder oder einem kräftigeren Violett verbindet man oft etwas Sakrales, deshalb ist es grundsätzlich nicht sehr beliebt.
Bis auf einen bequemen Kapuzensweater habe ich die Ware letztlich nach Berlin zurückgeschickt. Marion Arndt vermutet, dass bei den beiden Anbietern mehr Ware zurückgeht als bei einem normalen Online-Shop. Die Rücksendung geht einfach, ein Retourenschein liegt beiden Paketen bei – wie übrigens auch handschriftliche Anschreiben der Stilberaterinnen. Das macht auf jeden Fall etwas her und ist persönlicher als ein Text in Maschinenschrift.
Natürlich besteht die Möglichkeit, einzelne Kleidungsstücke in anderen Größen neu zu bestellen – beide Versandhäuser bitten sogar darum, den Grund für die Retoure anzugeben, eventuell sogar noch mit einem Kommentar versehen. Dadurch steigt dann aber der Aufwand, so dass man gleich in ein Geschäft gehen kann. Der Vorteil ist dahin.