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Neue Pixar-Produktion auf Disney PlusWas „Soul“ zu einem ganz besonderen Film macht

Lesezeit 3 Minuten
Der verträumte Musiklehrer Joe Gardner steht im Mittelpunkt der „Soul“-Geschichte.

Der verträumte Musiklehrer Joe Gardner steht im Mittelpunkt der „Soul“-Geschichte.

Manchmal hält das Leben für einen Zitronen bereit und man weiß nicht so recht, wie das mit der Limonade funktionieren soll. Im Pixar-Film „Soul“ begegnet uns der verträumte Musiklehrer Joe Gardner aus New York, der eine gelangweilte Möchtegern-Schüler-Bigband unterrichtet.

Als die Pausenglocke läutet, empfängt ihn die Direktorin mit der eigentlich frohen Botschaft einer Festanstellung – Krankenversicherung und Pensionsansprüche inklusive. Der kleine amerikanische Traum. Aber Joe freut sich nicht, denn eine Zusage wäre das endgültige Goodbye zum Abenteuer Musik.

Da ruft schicksalhaft sein früherer Schlagzeugschüler Curley an. Der Pianojob in der Band der legendären Jazz-Saxofonistin Dorothea Williams ist frei. Diese empfängt Joe zwar mit einem frostigen „Sind wir jetzt also schon runter bis auf Mittelschul-Band-Coaches?“ Aber nachdem er schüchtern und schlecht anfängt, findet Joe Dorotheas Melodie, findet sich selbst und lässt dann völlig los. Und wie „Oben“-Regisseur Pete Docter und seine Kameraleute Matt Aspbury und Ian Megibben diese Verwandlung illuminieren, ist großer Pixar-Zauber. „Joe Gardner, wo waren Sie die ganze Zeit?“, fragt Dorothea. Er ist Bandmitglied, am Abend soll die erste Show steigen.

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Und dann tanzt Joe die Straße runter und fällt vor lauter Glück in ein Kanalloch. Als Nächstes befindet er sich als Ektoplasma-Gnom in glasigem Blau mit vielen anderen Seelen auf einer Art Rolltreppe ins Licht des „großen Danach“. Er springt runter und landet im „großen Davor“, wo kleine Seelen ihre Persönlichkeit erhalten.

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Joe wird Mentor der störrischen 22, an der sich über die Jahrhunderte zahlreiche Coaches die Zähne ausgebissen haben, die sich strikt weigert, Menschenseele zu werden. Und dann beginnt eine hinreißende Körpertauschkomödie: Mit 22 kehrt er per Zufall zurück zur Erde – allerdings in den Pelz der fetten Therapiekatze an seinem Krankenbett, während 22 in seinen komatösen Körper flutscht. Außerdem ist da noch Terry, eine Bürokratenseele vom „großen Danach“, der festgestellt hat, dass ihm eine Seele fehlt, und der sich auf die Suche nach Joe macht, der auch im Kopf der Katze nur sein Konzert im Sinn hat.

Auf einer zweiten Ebene macht Pete Docter bis zum überragenden Ende einen Film, der die Schönheit des Lebens feiert, und die Schönheit der kleinen Momente, wenn einen nichts so glücklich macht wie ein Stück Pizza oder nichts in seiner Pracht einem die Luft durchzwirbelnden Ahornsamen gleicht. All das gipfelt in einer Sequenz, in der dem Zuschauer Joes Leben erzählt wird. Wer sich erinnert, wie Docter die Liebesgeschichte des alten Carl in „Oben“ bebildert hat, der weiß, dass jetzt die Zeit der Taschentücher kommt.

Disney +

„Soul“ R: Pete Docter, 100 Minuten

Waren vergangene Pixar-Filme in erster Linie Kinderfilme, die auch für Erwachsene taugten, ist Soul ein Film für Erwachsene im Gewand eines Kinderfilms.

Die Zehnerjahre hat Pixar – bis auf wenige Ausnahmen – mit Sequels vertan. Hier kommt wieder ein potenzieller Filmklassiker der Klasse „Findet Nemo“, „Wall-E“ und „Alles steht Kopf“.

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