Küchenchef Jianguo Nie serviert im „1pin“ authentische Sichuan-Küche.
Copyright: Michael Bause
Köln – Lediglich ein schmales Schild mit einem Pfeil und ein paar Schriftzeichen darauf, markiert das Gebäude mitten im Einkaufsstraßen-Getümmel. Der grau geflieste Flur führt in ein abgenutztes Treppenhaus. Hier vermutet man eher ein in die Jahre gekommenes Fitness-Studio oder vielleicht eine Steuerberatung, aber sicherlich nicht den Geschmack Sichuans.
Das Restaurant im ersten Stock ist schlicht. Mortadella-farbene Stuhlhussen, Holztische, ein paar Zimmerpflanzen. Das Aquarium hat auch schon bessere Zeiten gesehen. Vereinzelt hängt grelle Manga-Kunst an den Wänden. Aus den Lautsprechern schallt K-Pop. Was sofort auffällt: Hier essen hauptsächlich Asiaten. Diese sehr simple Feststellung klingt zwar immer wie eine alte Bauernregel, sagt aber eindeutig etwas über die Küchenleistung eines Restaurants aus.
Sichuan-Küche in Köln seit 2019
Gutes Essen hat in der chinesischen Kultur einen sehr hohen Stellenwert. Diese Wertschätzung ist sogar schriftlich manifestiert. Das chinesische Schriftzeichen für Geschmack besteht quasi aus drei Mündern, erklärt mir Restaurantchefin Ming Deng und deutet auf die Menükarte. Auf dem Einband sind vier Schriftzeichen abgebildet. Eine Linie für Eins beziehungsweise aufsteigend, drei kleine Kreise für Geschmack (pin), drei Linien für Sichuan und zuletzt das Zeichen für Speisen. Aus diesen vier Schriftzeichen setzt sich der Name des Restaurants zusammen – in der deutschen Übersetzung zu “1pin“ degradiert. Seit März 2019 serviert Küchenchef Jianguo Nie authentische Sichuan-Küche.
Dass im „1pin“ hauptsächlich Asiaten essen, sagt etwas über die Küchenleistung aus.
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Das gebratene Lammfleisch mit Kreuzkümmel und Chili wirkt erstmal schlicht und zu wenig soßig, befeuert allerdings beim ersten Bissen schon die Geschmackssensoren. Wuchtig aromatisch, Kreuzkümmel und Sichuan-Pfeffer stehen im Vordergrund. Das allerbeste ist natürlich der Bratensatz, der sich am Tellerboden sammelt. Unbedingt mit Reis aufsaugen. Für die Schärfe sind übrigens weder die getrockneten Chilis, noch die Peperoni zuständig. Die bringen eher fruchtige Töne, also ruhig mal vorsichtig probieren.
Die Magie im 1pin liegt im Bratensaft
Die Karte im 1pin ist sehr umfangreich. Die meisten Gerichte werden mit großen Fotos abgebildet. Meine Favoriten sind die etwas leiseren Kandidaten. Die kalten Nudeln nach Sichuan Art sind eine Umami-Offenbarung. Die Vinaigrette aus Sesamöl, Knoblauch und Chili möchte man schlicht löffeln. Die Aubergine nach Yuxiang Art kommt rotglühend daher, schmeckt allerdings eher mild und unbeschreiblich Gemüse-deftig. Die gebratenen Bohnen und der gebratene Spitzkohl sind meine knackig-grünen Lieblinge. Auch hier liegt die Magie wieder im Bratensaft.
Im 1pin gibt es viel zu entdecken: das Feuertopf-Buffet zum Beispiel oder Samtfußrübling in Sesamöl. Feinste Sichuan-Küche mitten in der Kölner Fußgängerzone.
Fazit: Köstlich authentische Sichuan-Küche
Bewertung: Fünf von sechs Spitzen
