„Knollendorf" in SülzEhemaliges Gustav-Eck mit neuem Wirt und ehrlicher Küche

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Knollendorf Ralf

Knollendorf-Wirt Ralf Hötgen 

Köln – Viele Menschen in Sülz werden sich noch erinnern an das ehemalige Gustav-Eck, wo ein nicht gerade Charme versprühender, ziemlich wortkarger Wirt namens Karl den Zapfhahn bediente, derweil seine französische Frau Jacqueline im Verborgenen wirkte und unprätentiöse Gerichte aus ihrer Heimat zauberte, die übers Veedel hinaus Berühmtheit erlangten. Als Karl Hahn sich aus gesundheitlichen Gründen zurückziehen musste, fiel die Wirtschaft in die Hände von Werner und Lydia Wendel, deren Bemühen „gehobene und trotzdem volksnahe Küche“ zu bieten, wenig goutiert wurde. Coq au Vin und Loup de Mer waren einfach nicht gefragt.  

Im Oktober 2015 erfolgte die Umwandlung ins „Knollendorf“. Anstelle eines Wirtes machte sich nun der langjährige Intendant des Hänneschen-Theaters hinterm Tresen und auf sämtlichen Wänden breit, indem er das ganze Lokal mit Variationen seines Konterfeis dekorierte. Nach fünf Jahren, im Oktober 2020, beendete Heribert Malchers sein Gastronomen-Dasein. Kurz drauf trat ein neuer Pächter an, der aufgrund von Corona aber gar nicht erst zum Zuge kommen durfte. Natürlich war Ralf Hötgen wenig erfreut über die erzwungene Ausbremsung, doch im Nachhinein ist der 48-Jährige überzeugt: „der Lockdown hat dem Lokal gut getan!“

Mit Leib und Seele Wirt und Kölner

Hötgen ist mit Leib und Seele Wirt „und mit Leib und Seele Kölner“, weshalb er es bei dem alten Namen beließ, obwohl das „Knollendorf“ seit längerem keine Anziehungskraft mehr besaß. Interessanterweise lassen sich nun – seitdem Hötgen gutgelaunt am Zapfhahn steht – wieder viele der alten Gustav-Eck-Gäste blicken und feiern gemeinsam mit einem neuen, jüngeren Publikum die Rückkehr eines echten Wirts, der auf 20 Jahre Gastronomie-Erfahrung verweisen kann.

Angefangen habe er mit der Kaminstube in Köln-Mülheim, erzählt der Gastronom. Später hat er lange das Brauhaus im Bickendorfer Hof geführt und in seiner Zeit als Betreiber beim Wettbewerb „Beste Roulade von Köln“ einen bemerkenswerten dritten Platz errungen. Als ihm ein Kölner Bierverleger das Sülzer Ecklokal zeigte, war er sofort verliebt. „Das ist eine der immer weniger werdenden schönen alten Kaschemmen, mit kaputten Fliesen, unterschiedlichen Möbeln. Geil!“ Außerdem gibt es in dieser Gegend von Sülz kaum eine gastronomische Alternative.  

„Zu einem guten Bier gehört auch guter Wein"

Wer an einem der Thekenplätze sitzt, wird überrascht sein von den vielen Weinflaschen, die man an der Rückwand stehen sieht. „Zu einem guten Bier gehört auch ein guter Wein“, ist Hötgen überzeugt und hat sich ausschließlich Winzerprodukte vom Weingut Schenk Siebert ins Haus geholt, die er allesamt für 5,50 Euro (0,2.) verkauft. Das Kölsch von Früh gibt es für sensationelle 1,60 Euro, allerdings ist Hötgen nicht sicher, ob er den Preis noch lange halten kann.

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Natürlich hat der neue Knollendorf-Mann auch den Speisesektor wieder richtig angekurbelt. Der 48-Jährige bezieht sein „Fleisch vom Eifelmetzger“ und bietet eine gut-bürgerliche, ehrliche Küche. Montags gibt es nichts anderes als Reibekuchen (zwischen acht und zwölf Euro), sonntags serviert er ausschließlich Schnitzel – jede Zubereitungsart kostet 11,90 samt „Fritte un Schlot“. Zu den Rennern zählt die hauseigene Bratwurst a la Himmel un Ääd mit einer Füllung aus Blutwurst, Äpfelchen und Zwiebeln (14,90 Euro) sowie die Roulade mit Rotkohl und Klößen (15,90 Euro).

Festtagskarte mit Muscheln, Gans, Wild und Grünkohl

Ab dem 24. November, wenn die Meniskus-Beschwerden behoben sind, startet Hötgen mit seiner Festtagskarte. Dann gibt es pünktlich zum ersten Advent sowohl kutterfrische Muscheln als auch Gans, Wildgulasch und den Winterklassiker Grünkohl mit Pinkel. Außer Kölsch gibt es König Ludwig Weizen vom Fass (4,50/0,5l) sowie Ralfs Gold für 1,80 (0,2l). Im Schankraum und der angrenzenden Gaststube ist Platz für circa 50 Gäste, hinzu kommen die begehrten Hocker am Tresen.

Knollendorf, Gustavstraße 21, Köln-Sülz. Telefon: 0221-16995492 Öffnungszeiten täglich (außer Dienstag) ab 16 Uhr. 

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