„Der Tiroler” in Köln-EhrenfeldAll-you-can-eat-Käsefondue und Kaiserschmarrn

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Der Tiroler Marcel Kleewein

Ehrenfeld – Marcel Kleewein, so sagt der 35-Jährige selbst, betreibt die kleinste Markthalle der Welt. In seinem Café „Der Tiroler” in der Glasstraße bietet er Raritäten an, „die man sonst nirgendwo findet.“ So gibt es bei ihm Wurst- und Fleischspezialitäten sowie Käse aus dem Zillertal, frische Trüffeln und Spirituosen aus Kleeweins Heimat: „Der Schnaps kommt von meinem Nachbarn aus Tirol, der brennt seit 40 Jahren selbst”, erzählt der Mann aus Silz, „da saßen wir schon als Kinder ganz gespannt daneben und haben ihm beim Brennen zugesehen.“

Tiroler Abend in Köln-Ehrenfeld

So lang wie die Liste der angebotenen Waren ist, so lang ist auch die Speisekarte für den Verzehr vor Ort: In seiner zwei Quadratmeter großen Küche bereitet Kleewein 25 verschiedene Gerichte zu, die bei ihm täglich bestellt werden können: „Die Käsespätzle zum Beispiel sind auf jeden Fall ein Renner, aber auch der Kaiserschmarrn kommt immer gut an“, erklärt er.

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Zweimal im Monat veranstaltet Kleewein zudem einen Tiroler Abend, bei dem er den Gästen fünf Gerichte aus seiner Heimat serviert. Aktuell steht auch ein All-you-can-eat-Käsefondue auf dem Programm. Das aber, so gesteht der Gastronom lachend, sei für viele dann doch eine Herausforderung. Eröffnet hat Kleewein seinen Laden im Februar des vergangen Jahres - kurz vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Kein leichter Start für den Tiroler: „Weil ich die Maßnahmen umgesetzt habe, wurde ich beschimpft und mit Kaffee begossen“, erzählt er, „es war also zu Anfang wirklich nicht einfach.“

Der Tiroler

Kaiserschmarrn mit Apfelmus kostet 10,50 Euro, Marillenknödel gibt es für 7,50 Euro und herzhafte Bauernbrote für 6,50 Euro. Einen Kaffee bekommt man für 2,80 Euro, den halben Liter Almdudler oder „Tirola Kola“ für 3,50 Euro. Ein Tiroler Abend mit fünf Gängen und fünf Getränken inklusive kostet 55 Euro, das All-you-can-eat-Käsefondue 25 Euro. 

Mit 20 Jahren an Lungenkrebs erkrankt

Trotz der Startschwierigkeiten aber ließ sich Kleewein nicht unterkriegen, der überhaupt einen beachtlichen Kampfgeist an den Tag legt: Eigentlich ist der Gastronom gelernter Maschinenbautechniker, machte in dem Beruf sogar einen Meisterabschluss. Im Alter von 20 Jahren dann erkrankte Kleewein an Lungenkrebs – zum ersten Mal. Fünf weitere Erkrankungen sollten folgen.

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In dem winzigen Ladenlokal gibt es Spezialitäten aus dem Zillertal.

In seinen alten Beruf konnte er auf Grund des Feinstaubs am Arbeitsplatz nicht zurückkehren. Das bremste den Tiroler aber keineswegs: Kleewein ging in die Gastronomie, absolvierte Schulungen als Barista, Bier- und Weinsommelier sowie eine Ausbildung zum Barmeister: „Ich habe die Gastronomie immer gemocht“, sagt er, „mir gefällt der Umgang mit den Menschen und dass ich machen kann, worauf ich Lust habe.“

Kleewein mixt in der Lebua Sky Bar

Noch ein Punkt, der den 35-Jährigen an seinem Beruf reizt, sind die vielen Reisen, die ihn rund um die Welt geführt haben. Kleewein nahm an internationalen Meisterschaften teil, lebte zeitweise in Spanien, Frankreich und Dubai. Drei Jahre verbrachte der Gastronom zudem in Thailand, wo er noch heute eine eigene Kaffeefarm an der Grenze zu Myanmar betreibt. Dort schaut er regelmäßig nach dem Rechten und macht Abstecher nach Bangkok, wo er Cocktails in der Lebua Sky Bar mixt. Diese erlangte durch den Film „Hangover 2“ weltweite Berühmtheit.

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Geballte Power aus Tirol auf 25 Quadratmetern 

Kaffeestand auf dem Kölner Weihnachtsmarkt

Nach Köln hat es den Tiroler dann eher zufällig verschlagen: Viele Jahre war Kleewein mit einem Kaffeestand auf dem Weihnachtsmarkt am Dom vertreten, im Internet entdeckte er schließlich das leerstehende Lokal in der Glasstraße: „Ich bin hergezogen und habe den Laden eigentlich aus Jux und Dollerei eröffnet“, sagt er lachend, „nun habe ich hier meinen Spaß und probiere immer Neues aus.“

Mitarbeiter hat er derzeit nicht, sein Café schmeißt Kleewein alleine. Wie er das alles unter einen Hut kriegt, möchte man da wissen: „Ich schlafe pro Nacht nur so zwei, drei Stunden“, erklärt der Tiroler. „Das ist ein Überbleibsel von der Chemotherapie und mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt.“

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