KommentarEntscheidung zu Mikroplastik ist ein Schritt in die richtige Richtung

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Plastikmüll liegt auf einem Feld. (Archivbild/Symbolbild)

Plastikmüll liegt auf einem Feld. (Archivbild/Symbolbild)

Endlich soll Mikroplastik in der EU verboten werden. Das ist eine gute Nachricht für Flora, Fauna und Mensch. Es wird aber genaue Kontrollen brauchen, damit sich alle an die Vorgaben halten. Und die EU kann zwar vorangehen, doch das wird nicht reichen, kommentiert Alisha Mendgen.

Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass die Erde von Plastik und Mikroplastik geradezu verseucht ist. Korallenriffe, die zentral für das Ökosystem Meer sind, sind mit den Plastikteilchen belastet. Fische haben Mikroplastik im Magen, und auch in Schalentieren befinden sich die Partikel. Mehr noch: Über Lebensmittel und Trinkwasser nehmen Menschen Mikroplastik zu sich. Daher ist es eine gute Nachricht, dass die Kunststoffpartikel in der Europäischen Union nun endlich Schritt für Schritt verboten werden.

Die Betonung liegt auf „endlich“: Die Entscheidung ist überfällig. Die Kommission hätte das Verbot schon viel früher auf den Weg bringen müssen und hat stattdessen wichtige Zeit verstreichen lassen. Jedes Jahr werden den in der EU verkauften Produkten rund 42.000 Tonnen Mikroplastik beigefügt. Das muss dringend und umfassend eingedämmt werden. Langfristig sollen die neuen Regeln verhindern, dass eine halbe Million Tonnen Mikroplastik in die Umwelt gelangen.

Wie gefährlich Mikroplastik tatsächlich für die Gesundheit von Menschen ist, ist aktuell nicht abschließend geklärt, weil es keine Langzeitstudien gibt. Da sich aber das Bundesumweltministerium in dieser Frage ebenfalls keine „abschließende Risikobewertung“ zutraut, sollte die Einnahme durch den Menschen vermieden werden.

Das Verbot trägt zudem zum Verbraucherschutz bei: Die neuen Regeln werden jedem das Leben erleichtern, der sich umweltfreundlicher verhalten will. Aktuell hat man oft keine Chance, beim Einkaufen auf Mikroplastik zu verzichten, da es in zahlreichen Produkten verarbeitet wird und für Laien nicht transparent ist. Mikroplastik findet sich beispielsweise in Putzschwämmen, Lappen, Fleecekleidung, Bodylotion, Peelings, Kaugummi und Waschmittel. Sogar in Babywindeln sind die kleinen Partikel enthalten. Viele Verbraucherinnen und Verbraucher wissen auch nicht, dass sie mit der Entsorgung zur Umweltverschmutzung beitragen.

Den betroffenen Branchen steht nun ein Kraftakt bevor: Die Kosmetikbranche ist als Erstes dran, schon in 20 Tagen sollen Glitter und Mikroperlen verboten werden.

Besonders herausfordernd wird die Umstellung für Sportanlagen, die künftig auf das Granulat verzichten müssen. Dass das Verbot für sie erst nach acht Jahren in Kraft treten soll, ist aber viel zu spät. Ja, die neuen Regeln sind mit einer großen, teuren Reorganisation verbunden. Aber die EU-Kommission sagt selbst, es handelt sich dabei um „die größte Quelle von bewusst verwendetem Mikroplastik in der Umwelt“. Angesichts dieser Menge hat die Umwelt diese Zeit schlichtweg nicht.

Damit die neuen Vorgaben ihre gewünschte Wirkung entfalten, ist die Kontrolle zentral – insbesondere wenn es um die Industrie geht, da sie von weitreichenden Ausnahmen profitiert. Produkte, die an Industriestandorten verwendet werden oder bei der Verwendung kein Mikroplastik freisetzen, sind vom Verkaufsverbot nicht betroffen.

Ihre Hersteller sollen zwar Anweisungen zur Verwendung und Entsorgung des Produkts geben, doch ob die Empfehlungen in der Praxis immer umgesetzt werden, ist zweifelhaft. Hier steht die Kommission in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass die zuständigen Behörden in den Mitgliedsstaaten durchgreifen, wenn ein Verdacht auf Verstoß besteht.

Alisha Mendgen

Alisha Mendgen

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Alles in allem ist zu begrüßen, dass die Europäische Union als großer Player im Kampf gegen Umweltverschmutzung vorangeht. Sie muss jedoch darüber hinaus darauf hinwirken, dass andere führende Verursacher von Plastikmüll wie die USA und China dem europäischen Weg folgen. Sonst werden sich Flora und Fauna nicht erholen können. (RND)

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