Balkon, Dach oder GartenWelche Standorte eignen sich für Solaranlagen?

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Solarmodule für ein sogenanntes Balkonkraftwerk hängen an einem Balkon.

Mit sogenannten Balkonkraftwerken können sich auch Mietende aktiv an der Energiewende beteiligen.

Immer mehr Menschen in Deutschland nutzen Solaranlagen. Doch nicht jeder Standort kommt für die grüne Stromgewinnung infrage.

Ist das Zeitalter der grünen Energien in Deutschland nun eingeläutet? Heizungen müssen zumindest bald ihren Strom größtenteils aus erneuerbaren Quellen beziehen. Und auch fernab des Heizungsmarkts setzen Verbraucherinnen und Verbraucher zunehmend auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz: Etwa 74 Prozent der Deutschen wünschen sich zum Beispiel, dass Sonnenenergie noch stärker genutzt wird, wie kürzlich eine Forsa-Umfrage im Auftrag des Energiespeicherherstellers Tesvolt ergeben hat.

Derzeit sind in Deutschland mehr als zwei Millionen Fotovoltaikanlagen verbaut. Diese Zahl hat das Statistische Bundesamt im vergangenen Jahr herausgegeben. Die Behörde verzeichnet ein zunehmendes Interesse an Solaranlagen: Im Vergleich zum Vormonat war die Zahl der Anlagen im März 2022 um rund 10 Prozent gestiegen.

Solaranlagen: Was Sie beim Standort bedenken müssen

Solaranlagen lassen sich an verschiedenen Orten installieren: auf Dächern, an Hauswänden, auf Balkons, in Gärten bis hin zur Terrasse. Sie sind deshalb nicht nur für Unternehmen oder die Industrie geeignet, sondern auch für Privathaushalte. Doch an den einzelnen Standorten gibt es ein paar Details zu beachten.

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Solaranlage auf dem Dach

Am häufigsten kommen Solaranlagen noch immer auf Hausdächern vor. Dort oben sind sie der Sonne direkt ausgesetzt, vorausgesetzt keine Bäume, andere Häuser oder sonstige Bauten verschatten sie. Das gilt es möglichst zu verhindern. „Die meisten Dächer eignen sich für Fotovoltaikanlagen“, sagt Wolfgang Gründinger vom Berliner Solaranlagen-Dienstleister Enpal. „Das sollte man aber individuell prüfen.“ Denn um die Anlagen auf dem Dach installieren zu können, braucht es genug Platz und eine zusammenhängende Dachfläche.

Ein Dach ist mit Photovoltaik-Modulen bestückt.

Um eine Solaranlage auf einem Hausdach zu installieren, braucht es genug Platz.

Ideal ist eine stabile, asbestfreie Dachdeckung und eine Dachneigung von 30 Grad. Denn die Neigung nimmt Einfluss darauf, wie viel Strom die Fotovoltaikanlage produziert: Eine Dachneigung von weniger als 25 Grad oder mehr als 60 Grad könne den Stromgewinn um bis zu 10 Prozent verringern, schreibt die Verbraucherzentrale auf ihrer Internetseite.

Wichtig ist außerdem die Ausrichtung der Solaranlagen. Da die Sonne im Süden am höchsten steht, ist es sinnvoll, die Anlage in diese Himmelsrichtung auszurichten. Dadurch steigt der Stromertrag. Anlagen auf der Ost- oder Westseite des Hauses anzubringen sei genauso gut, sagt Gründinger. Es schmälert zwar den Stromertrag, doch der Eigenverbrauch ist dadurch besser abgedeckt: Die Fotovoltaikanlagen produzieren vor allem morgens und abends Strom, also dann, wenn die Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer in der Regel zu Hause sind. „Nur im Norden sollten am besten keine Anlagen installiert werden“, rät der Solarexperte. Schließlich steht die Sonne dort überhaupt nicht.

Wer eine Solaranlage auf dem Dach installieren will, muss dies anmelden: bei der Bundesnetzagentur und beim jeweiligen Netzbetreiber. Der Netzbetreiber sollte noch vor der Montage informiert werden. Um die Anlage der Bundesnetzagentur zu melden, müssen die Stammdaten der Anlage im sogenannten Marktstammdatenregister eingetragen werden.

Die Kosten für eine Solaranlage variieren je nach Leistung. Im Jahr 2019 hatte eine Anlage mit einer Nennleistung von zehn Kilowatt, inklusive Montage, einen mittleren Marktpreis von 15.500 Euro, wie Daten der Verbraucherzentrale zeigen. Alternativ lassen sich Fotovoltaikanlagen auch mieten oder pachten. Das ist am Ende jedoch meist teurer als ein Kauf.

Solaranlage auf dem Balkon

Wer kein eigenes Dach hat, kann eine Solaranlage auch auf dem Balkon installieren. Diese Variante kommt vor allem für Wohnungsbesitzer oder -mieter infrage. Die Anlagen sind wesentlich kleiner als die auf den Dächern – normalerweise bestehen sie aus ein bis zwei Solarmodulen – und haben somit eine geringere Leistung. Sie lassen sich einfach an der Balkonbrüstung oder der Hauswand montieren. Dabei muss jedoch sichergestellt werden, dass die Anlage keine Bauvorschriften verletzt.

Auf der Rückseite der Module ist ein Wechselrichter angebracht, der erzeugten Gleichstrom in 230-Volt-Wechselstrom umwandelt. Über ein Netzkabel, das in eine Außensteckdose eingesteckt wird, wird der Strom ins Hausnetz eingespeist. So fließt dann der Strom der Fotovoltaikanlage zum Fernseher, zum Kühlschrank oder zur Waschmaschine – eben zu allem, was ebenfalls einen Steckdosenanschluss in der Wohnung hat.

Auch für Solaranlagen auf dem Balkon gilt: Sie müssen richtig ausgerichtet sein – idealerweise in Richtung Süden. Sie sollten nicht verschattet sein, etwa durch Bäume oder andere Häuser. Die Anlagen hinter der Balkonbrüstung zu montieren, ist aus diesem Grund ebenfalls nicht sinnvoll. Und auch Steckersolargeräte müssen sowohl bei der Bundesnetzagentur als auch beim lokalen Netzbetreiber angemeldet werden.

Durch ihre geringere Größe und Leistung und ihre einfache Montage sind Steckersolargeräte wesentlich günstiger als Anlagen auf dem Dach. Die Verbraucherzentrale beziffert die Kosten auf 350 bis 600 Euro. „Da derzeit die Nachfrage sehr hoch ist und sich die Lieferung von Bauteilen verzögert, sind die Preise aktuell teilweise deutlich höher“, schreibt sie. Immer mehr Kommunen, Bundesländer und Regionalverbände würden zudem die Geräte durch Zuschüsse fördern.

Solaranlage im Garten

Alternativ können Solaranlagen auch im Garten montiert werden. Zum Beispiel auf dem Gartenhaus, auf dem Geräteschuppen oder dem Dach eines Carports. Sie können aber auch frei stehend im Garten aufgestellt werden. Wichtig hier: „Man sollte die Fotovoltaikanlagen nicht einfach hinlegen, sondern schräg stellen“, sagt Solarexperte Gründinger. Dadurch verhindert man, dass Staub oder Schnee darauf liegen bleiben und die Stromgewinnung behindern.

Im Garten ist vor allem die Verschattung ein Problem. Die Anlagen müssen dort aufgestellt werden, wo nicht Pflanzen die Sonneneinstrahlung blockieren. Und: Es braucht einen Steckdosenanschluss, um den Strom ins Netz einzuspeisen. Dächer von Gartenlauben oder Schuppen bieten für gewöhnlich nicht allzu viel Platz, sodass die Größe der Solaranlagen begrenzt ist – und somit auch die Stromleistung. „Für die Kaffeemaschine oder den Rasenmäher reicht der Strom auf jeden Fall“, sagt Gründinger. Ansonsten ist aus seiner Sicht die Anlage auf dem Dach doch effektiver.

Eine Baugenehmigung braucht es für die Solaranlagen im Garten in der Regel nicht. Dafür sind sie zu klein. Aber sie müssen genauso wie die Anlagen auf dem Dach und auf dem Balkon beim Netzbetreiber und bei der Bundesnetzagentur angemeldet werden. Soll die Fotovoltaikanlage im Garten einer Kleingartenkolonie installiert werden, ist zudem die Erlaubnis vom Vorstand einzuholen. Die Kosten für die Anlagen variieren je nach Größe.

Ein Kauf will gut überlegt sein

Egal, ob auf dem Dach, dem Balkon oder im Garten – Solaranlagen sind in jedem Fall ein persönlicher Beitrag zur Energiewende. „Nehmen Sie sich Zeit für die Planung“, rät die Verbraucherzentrale. „Informieren Sie sich vorab gründlich und lassen Sie sich fachlich beraten.“ Solarexperte Gründinger empfiehlt, mehrere Angebote einzuholen und miteinander zu vergleichen. Außerdem sollten Reservierungsgebühren und Anzahlungen für Solaranlagen vermieden werden.

Vor der Entscheidung für eine Fotovoltaikanlage sollten in jedem Fall die baulichen Voraussetzungen geprüft werden. So lässt sich schnell herausfinden, welche Anlage wo sinnvoll ist. Die Verbraucherzentrale rät, grundsätzlich nicht nur den eigenen Stromverbrauch beim Kauf einer Solaranlage zu berücksichtigen. Sondern Verbraucherinnen und Verbraucher sollten sich auch überlegen, ob sie den selbst produzierten Strom in Zukunft zum Beispiel für eine Wärmepumpe oder die Ladestation eines Elektroautos nutzen wollen. Erst wenn die Kriterien für die Solaranlage feststehen, kann die grüne Energiequelle realisiert werden.

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