Corona nach den FerienMit kleinen Einschränkungen können wir dem Virus Paroli bieten

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Dom von oben

Nach den Ferienwochen geht auch in Köln der Alltag wieder los.

Liebe Leserinnen, Liebe Leser,

als im Jahr 430 vor Christus in Athen eine Seuche ausbricht, kommt es zu großem Elend. Der griechische Geschichtsschreiber Thukydides berichtet davon in seinem „Peloponnesischen Krieg“. Unter den sozialen Verwerfungen fällt ihm eine Mischung aus Schicksalsergebenheit und krassem Egoismus der Gesunden auf. Deren Devise: „Genuss für den Augenblick, und alles, was dem diente, das galt als schön und nützlich.“

Wollen wir, 2500 Jahre später, eine Gesellschaft der Ichlinge sein? „Genuss für den Augenblick“ – wer weiß schon, was morgen passiert? Wir hören alle von der schleichend, aber stetig steigenden Zahl der Corona-Neuinfektionen. Ich habe mir noch einmal Krankengeschichten von Covid-19-Patienten durchgelesen. Wenn wir deren Erfahrungen zugrunde legen und die Bedrohung für Leib und Leben, die daraus spricht, bekommen die seelenlosen Statistiken sofort eine ganz andere Dringlichkeit.

Sorge um die Existenz

Das Gleiche gilt, wenn ich mit Gewerbetreibenden, Kulturschaffenden, Mitarbeitern von „Corona-sensiblen“ Firmen spreche. Sie wissen, was im Grunde jedem klar sein muss: Ein Erlahmen des öffentlichen Lebens, wie wir es im März und April erlebt haben, würde sie um die berufliche Existenz bringen.

Nach den Ferienwochen geht jetzt der Alltag wieder los. Es kommt darauf an, dass wir unter der „Normalität“ nicht einfach einen Rückfall in unser Leben vor der Pandemie verstehen. Sonst endet der Normalfall wieder im Ausnahmezustand, die Normalität würde zur Brutalität. Das ist kein Alarmismus, und der Ruf nach Vorsicht, Umsicht und Rücksicht ist in Wahrheit ja auch nicht mit unzumutbaren Schikanen verbunden. Im Gegenteil: Mit vergleichsweise kleinen Einschränkungen können wir Corona gemeinsam Paroli bieten.

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Und was ist mit denen, die – ähnlich wie bei Thukydides – sagen: „Egal! Hauptsache, mir geht es heute gut“? Was ist mit denen, die die Gefahr für minimal, die Besorgnis für übertrieben und die Schutzmaßnahmen für (staatliche) Willkür halten? In der Wochenzeitung „Die Zeit“ las ich das Bonmot, es gebe das Grundrecht auf Unvernunft, solange es nicht ansteckend ist. Anders gesagt: Dummheit darf wehtun, aber nur den Dummen selber, nicht den anderen. Deswegen müssen Verstöße gegen die Corona-Auflagen konsequent geahndet werden. Das ist die Sache der Behörden.

Mit dem Vorwurf der Dummheit wird man Corona-Skeptiker oder -Leugner aber kaum auf die andere Seite gezogen bekommen. Beschimpfungen helfen bekanntlich selten. Vielleicht funktioniert es mit dem Appell an das Gute, das in jedem steckt. Und das ist unsere Sache.

Bleiben Sie gesund!

Achten Sie auf sich und Ihre Nächsten!

Ihr Carsten Fiedler

Chefredakteur des „Kölner Stadt-Anzeiger“

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