Liebe und Frust„Doktor Dralle“ hilft mit neuem Album jedem FC-Fan

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Dralle

Das Kölsch-Punk-Trio „Dr. Dralle“ 

Köln – Fan des FC Bayern München zu sein, ist ein Leichtes. Besteht doch für den Fußball-Freund einzig die Gefahr, dass sich das  Hochgefühl der permanenten Siege irgendwann abnutzt. Bei den Anhängern des ersten Fußballclubs Köln sieht es weitaus komplizierter aus: Der FC-Fan an sich ist leidgeprüft – im Wissen, einen Traditionsverein ins Herz geschlossen zu haben, der hier zu Lande einst als das „Real Madrid des Westens“ gefeiert wurde, aber auch in einer unteren Liga mit Clubs wie Wacker Burghausen oder Unterhaching konkurrierte.

FC-Fans bewegen sich in der Regel zwischen „Liebe und Frust“, wie drei selbst ernannte Mediziner erkannt haben. Genau das ist auch der Titel des aktuelles Werks einer schrägen Kölsch-Punk-Band: „Doktor Dralle“ nennt sich das Trio, inspiriert durch einen Satz der kölschen Rotlicht-Gestalt „Dummse Tünn“, der einem Reporter einst drohte: ,,Jung, schriev nichts Schlechtes, sonst jit et Doktor Dralle, dann wachsen auch dir wieder die Haare.“

Doktor Dralle: Band veröffentlicht Album nur mit Songs über 1. FC Köln

Das Debüt-Album sorgt aber aus einem ganz anderen Grund für Aufsehen: Auf „Liebe und Frust“ sind ausschließlich Songs über den 1. FC Köln zu hören. Mal auf Hochdeutsch, mal op kölsch, ist dem Trio dabei eine ironische, teils herzliche Auseinandersetzung mit jenem Verein gelungen, der seinen Fans schon so viel abverlangt hat. Genau das greifen die Musiker mit den schönen Künstlernamen John Heimbers, Flavid d'Oer und Willi Feinripp auf. 

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Im Song „Fahrstuhl“ heißt es etwa: „Alle zwei Jahre wieder zweite Liga, alle zwei Jahre wieder Aufstiegslieder“. Am 23. April ist die Album-Präsentation im „Piranha“ an der Kyffhäuser Straße geplant. Vielleicht befindet sich der FC dann weiterhin auf Europa-League-Kurs? „Hoffentlich nicht“, entfährt es Willi, „sonst steigen sie danach die Saison sofort wieder ab. Kennen wir doch alles ...“

„Dr. Dralle“ geht auch dahin, wo es weh tut: „Tabellenletzter“ heißt der Song, der jenes Gefühl widerspiegelt, das FC-Anhänger auch noch zu gut kennen: Wenn der Verein weniger Punkte als ein Marienkäfer hat.

Aus dem Geißbock wird der Gaysbock

Zugegeben, musikalisch ist hier und da noch Luft nach oben. Aber darum geht es in erster Linie gar nicht: „Dr. Dralle“ punktet stattdessen mit Witz, Ironie und ganz viel Quatsch. Aus dem Geißbock wird plötzlich der Gaysbock - Hennes ist schwul, aber „gay ist in Köln mehr wie okay".

Glanzlicht des Albums ist das „Trainerkarussell“: Zum Schlagzeugrhythmus markiert ein tiefes „Daum“ den Bass, dazu ist ein „Baumgart“ ebenfalls sehr präsent, während im Hintergrund immer wieder Namen reingeflüstert werden – fast schon furchteinflößend: „Rapolder“, „Solbakken“, „Beierlorzer“, „Anfang“ und viele mehr. 

„Dr. Dralle“: Album nur mit Songs über den 1.FC Köln

Seit 2017 spielen die drei Jungs zusammen und haben sich eines vorgenommen:  „Wir wollen uns immer mehr Mühe beim Klamauk machen geben.“ Überzeugen können sich nicht nur FC-Fans am 23. April im „Piranha“ an der Kyffhäuser Straße, wenn die CD-Präsentation steigt. Vielleicht erzählt dann Willi Feinripp eine seiner bewegenden Kindheitserfahrungen, wie diese von Toni Schumacher: „Ich bin in Fulda aufgewachsen, und eines Tages kam der große 1.FC Köln zu uns in die Stadt. Ich habe Schumacher gesagt, wo er am besten auf meinem Trikot unterschreiben könnte. Aber da hat er mir gar nicht so nett klar gemacht, dass das er schon selbst entscheidet...“ 

Ins Herz geschlossen hat Willi an diesem besonderen Tag für Fulda einen ganz anderen Spieler: Mittelfeld-Star Uwe Bein. „Alle Spieler sind aus dem Bus gestiegen und haben Autogramme gegeben. Nur nicht Uwe Bein. Der ist sofort zur Wurst-Bude und hat sich was bestellt.“

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