„100 Ideen für Köln“ heißt eine Serie im „Kölner Stadt-Anzeiger“. Manfred Post wünscht sich, dass Kölner Betriebe sozialer wirtschaften.
100 Ideen für KölnManfred Post von „Arsch huh“ möchte das Gemeinwohl in der Stadt stärken

Manfred Post hat eine Idee für ein gerechteres Köln. (Archivbild)
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Was ist meine Idee für Köln?
Meine Idee ist mehr Öffentlichkeit und Werbung für das Thema: Gemeinwohl-Bilanz. Es sieht vor, dass Betriebe offenlegen, ob und wie weit sie nach den Maßgaben der Gemeinwohl-Ökonomie arbeiten. Das Konzept wurde unter anderem entwickelt von dem Ökonom Christian Felber. Es geht um eine andere, eine alternative, eine gemeinwohlorientierte Form von wirtschaften: Gemeinwohl statt Gewinnmaximierung als wirtschaftliche Leitkultur.
Warum wäre das denn gut für die Stadt?
Unternehmen oder Einrichtungen, die eine Gemeinwohl-Bilanz erstellen, tun das, um mit ihrer Arbeit die Gemeinschaft zu stärken. Das ist ja schon mal gut. Sie achten darauf, dass die beteiligten Menschen fair miteinander umgehen – von der Putzkraft im Betrieb über den Fahrer in der Lieferkette bis zum Chef des Ganzen. Es geht da um große Dinge: Menschenwürde im Umgang, Solidarität und Gerechtigkeit im Alltag, um ökologische Nachhaltigkeit und praktizierte Mitbestimmung.
Die Gemeinwohl-Bilanz erstellt der Betrieb selbst nach einem Fragenkatalog und einem Punktesystem, das am Ende darstellt, wie weit das Unternehmen auf seinem Weg in Richtung Gemeinwohl gekommen ist. Bewertet wird zum Beispiel – ja, das ist durchaus radikal – das Gehaltsgefüge in einem Betrieb: das höchste und das niedrigste Gehalt sollen nicht weiter als das 20-fache auseinanderliegen auseinander liegen (also, wenn die Reinigungskraft 2500 Euro monatlich bekommt, darf der Chef nicht mehr als 50.000 Euro verdienen).
Die Ergebnisse werden dann geprüft, zertifiziert und veröffentlicht: Nicht möglichst hohe Gewinne sind das Ziel, sondern eine Verbesserung der Lebensumstände nicht nur der Beteiligten. Die zentrale Frage ist: Ist das, was wir tun, gut für die Umwelt, für andere Menschen und kommende Generationen? Ja, es geht um eine bessere Welt.
Wie könnte die Umsetzung gelingen?
Die Umsetzung funktioniert ja schon. In Deutschland haben sich zum Beispiel Greenpeace, die „Taz“, eine Münchner Bank, aber auch der FC St. Pauli und die Hochschule Bremen verpflichtet, eine Gemeinwohl-Bilanz zu erstellen. Auch in Köln machen bereits gut zwei Dutzende Betriebe mit - von der co/pop und dem Club Bahnhof Ehrenfeld über Oma Kleinmann und die Halle Tor 2 bis zum Urania Theater.
Auch die Stadt Köln ist selbst aktiv: Nicht nur hat sie über die Köln Business GmbH die Gemeinwohl-Bewegung gefördert und schon 2023 ein gutes Dutzend Unternehmen ausgezeichnet, es sind auch die städtischen Köln-Bäder und die Stadtentwässerungsbetriebe an der Gemeinwohl-Bilanz beteiligt.
Was braucht es dafür?
Die Idee und das Konzept müssen bekannter werden. Eine Werbekampagne muss her und die Stadt muss mit gutem Beispiel vorangehen! Man stelle sich vor, dass zum Beispiel die GAG viel ausgeprägter gemeinnützig agiert – im Umgang mit den Mietern, bei der Bemessung der Miethöhe oder bei der Behandlung von zahlungsunfähigen Mietern. Das wäre mal ein Signal.
Als nächstes sollte die Stadt ihre übrigen Betriebe für eine solche Bilanz begeistern: die Rhein-Energie, die Häfen, die AWB und weitere. Zudem muss den Betrieben Beratung und Hilfe angeboten werden beim Verstehen und beim Umsetzen des Gemeinwohl-Gedankens ebenso wie bei der praktischen Erstellung der Gemeinwohl-Bilanz. Die Anstrengungen der Unternehmen in dieser Zeit müssten unterstützt werden; als handfesten Anreiz könnten Betriebe, die am Ende eine ordentliche Bilanz vorweisen, mit steuerlichen Vorteilen belohnt werden.
Auf keinen Fall darf das Projekt den Sparmaßnahmen der Stadt zum Opfer fallen. Das sind zukunftsweisende Ausgaben, denn die Stadt und ihre Bürger sowie die Unternehmen profitieren davon: einmal am Imagegewinn und zum anderen an der Zufriedenheit der Menschen, die daran beteiligt sind. Klingt nicht schlecht, finde ich.
Manfred Post (79) ist im Vorstand der Künstlerinitiative AG „Arsch huh“. Bekannt wurde er als „Rockbeauftragter“ der Stadt Köln. Im Kulturamt sorgte er unter anderem mit dafür, dass die Popkomm Mitte der 90er Jahre nach Köln kam. Bis heute engagiert er sich für eine starke lokale Musik-Szene sowie ein soziales Köln.