Josef Terfrüchte, der ehemalige Geschäftsführer der Genossenschaft Kölner Friedhofsgärtner, wünscht sich mehr Räume des Trostes auf Friedhöfen.
100 Ideen für KölnKultur, Kabarett und würdevolle Begegnungsorte für die Kölner Friedhöfe

Josef Terfrüchte wünscht sich mehr Räume des Trostes auf Friedhöfen. (Archivbild)
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Was ist meine Idee für Köln?
Ich wünsche mir mehr Aktivitäten für Räume des Trostes auf dem Friedhof. Als ehemaliger Geschäftsführer der Genossenschaft Kölner Friedhofsgärtner weiß ich, wie wichtig ein funktionierender Austausch mit der Stadt Köln, dem Amt für Friedhofswesen, ist. Die Friedhofsverwaltung hat dafür Sorge zu tragen, dass das Friedhofswesen funktioniert.
Ich wünsche mir, dass das städtische Projekt „Friedhof 2025“ umgesetzt wird, durch das Friedhöfe zu Kulturräumen werden sollen. Ich wünsche mir mehr kulturelle Veranstaltungen wie Musik, Lesungen, Kabarett im passenden Rahmen. Ich wünsche mir einen Ort der Begegnung, zum Beispiel einen Pavillon für Trauernde. Ich wünsche mir einen Ort, wo junge Familien mit ihren Kindern verweilen und spielen können. Schaffen wir zeitgemäße Räume des Trostes!
Die Aufgaben im Friedhofsamt mit ihren 55 Friedhöfen und 460 Hektar Grünflächen sind vielfältig. Ein Friedhof hat mehrere wichtige Funktionen – persönliche, gesellschaftliche, kulturelle und rechtliche. Die zentrale Aufgabe ist, für eine würdige Bestattung der Verstorbenen zu sorgen. Der Friedhof ist ein gesetzlich geregelter Ort für Verstorbene, aber auch ihre Angehörigen. Damit stellt der Friedhof einen geschützten Raum für den Umgang mit dem Tod dar. Unter anderem sind Friedhöfe auch Orte, an denen gesellschaftliche und religiöse Vorstellungen von Leben und Tod sichtbar werden. Sie sollten individuelle Formen des würdevollen Abschieds unabhängig von Konfession oder Weltanschauung möglich machen.

Josef Terfrüchte auf dem Melatenfriedhof in Lindenthal
Copyright: Susanne Esch
Ein Schützenzelt als Interims-Trauerhalle, wie derzeit auf Melaten, ist kein würdevoller Ort in diesem Sinne.
Warum wäre die Umsetzung gut für die Stadt?
Wenn man ein Weltkulturerbe, was die deutsche Friedhofskultur ist, der Zeit überlässt und die Bürger ihre Angehörigen nicht in einem geschützten und sozial verträglichen Raum bestatten lässt, dann ist das für eine Stadt ein Trauerspiel. Ein Beispiel für schnelles Handeln ist für mich die Rheinische Musikschule in Ehrenfeld. Sie wurde in kürzester Zeit quasi runderneuert – perfekt!
Wie könnte die Umsetzung gelingen?
Ein gutes Friedhofsamt braucht keine steilen Hierarchien, sondern klare Rollen. Ob in der Verwaltung oder vor Ort auf dem Friedhof werden hohe Anforderungen gestellt. Ich wünsche mir, um diese Erwartungen zu erfüllen, dass sie gut ausgestattet sind und funktionierende Abläufe leisten können. Für eine zukünftige Friedhofskultur sollte es eine ergebnisorientierte Herangehensweise mit innovativen Ansätzen in der Verwaltung sowie eine vernetzte Zusammenarbeit mit einer klaren Rollenverteilung zwischen der Verwaltung und den Friedhofsmitarbeitern als ausführende Ebene geben.
Die Trauerhalle auf Melaten zum Beispiel ist immer noch geschlossen und der Beginn der Sanierung ist nicht abzusehen. Wer es sich leisten kann oder die Möglichkeit hat, nutzt nicht das „Schützenzelt“, sondern die Kapelle Maria Magdalena. Einige praktizieren die Bestattung ohne Trauerhalle, weil die Benutzung des Provisoriums für viele Angehörige unerträglich ist. Warum musste es so weit kommen? Es geschieht nichts! Die General-Instandsetzung befindet sich in der Vorbereitung. Wenn doch die Bestandsaufnahme für die Sanierung weitgehend abgeschlossen sein soll, dann könnte man doch loslegen.
Welche Ressourcen braucht es dafür?
Ich wünsche mir, dass der Arbeitskreis Friedhof (gegründet 1984), in dem zum Beispiel Bestatter, Steinmetze, Friedhofsgärtner und Kirchenvertreter sitzen, ein ambitionierteres Zeit-, Kosten- und Qualitätsziel erarbeiten kann. Eine enge Zusammenarbeit aller am Friedhof beteiligten Gewerke sollte gewährleistet sein. Der Arbeitskreis kann ein Sprachrohr der Bürger sein und muss den Austausch mit der Stadt Köln suchen und auch Forderungen aufstellen dürfen, Konzepte für eine nachhaltige Friedhofsentwicklung vorlegen können.
Ich wünsche mir, dass die Friedhöfe nicht nur unter pragmatischen und finanziellen Aspekten gesehen wird. Zudem wird im aktuellen „Hype“ um alternative Bestattungen der wahre Wert unserer Kölner Friedhöfe leicht übersehen. Die Friedhöfe sind Orte, die gut sind für alle Kölner Bürger.