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100 Ideen für Köln„Wir brauchen ein neues Kulturzentrum im Rechtsrheinischen“

3 min
17.06.2025 Köln. Die Kölner Philharmonie. Foto: Alexander Schwaiger

17.06.2025 Köln. Die Kölner Philharmonie. Foto: Alexander Schwaiger

Der Ex-Intendant der Kölner Philharmonie Louwrens Langevoort macht sich Gedanken um Alternativen während der Sanierung der Philharmonie.

Meine Idee für Köln ist ein neues Kulturzentrum, ähnlich wie Kampnagel in Hamburg oder das Cent Quatre in Paris.

Warum wäre das gut für die Stadt?

Wir wissen alle, dass die Kölner Philharmonie in spätestens 15 Jahren saniert werden muss. Wir sollten vorausschauend sein und die Sanierung so gestalten, dass daraus ein Vorteil für die ganze Stadt und Stadtgesellschaft entsteht.

Wie könnte die Umsetzung gelingen?

Für die Idee eines neuen Kulturzentrums braucht man nur in einige andere Städte zu schauen: Deren Erfolgsrezepte könnte man einfach nach Köln übertragen. Denn an sich ist es ganz einfach: Auch in Köln gibts es noch viele alte Industriegelände, auf die Projektentwickler mit Argusaugen schauen, Ratsmitglieder sollen sie nicht unter Wert verkaufen. In Kalk, Mülheim oder Deutz könnte man Industriegebäude transformieren. Ein Kulturzentrum rechtsrheinisch würde das Zentrum der Stadt verschieben und neu definieren. In der Zeit, in der die Philharmonie saniert werden muss, könnte das Kulturzentrum zur Ersatz-Philharmonie werden mit einem Saal, der eine tolle Akustik und 1800 Plätze hat, in dem täglich zwei Orchester proben und abends Konzerte stattfinden können. Musik unterschiedlichster Stilrichtungen könnte hier stattfinden. Darüber hinaus sollte es aber auch einen Komplex weiterer kleinerer Säle in einem Gebäude geben, in dem vieles stattfinden kann: Die freie Szene könnte Aufführungen machen, Laien hätten Platz, Pop und Jazzkultur fänden gute Aufführungsorte. Die große Bühne der Ersatz-Philharmonie sollte auch für Tanz gedacht werden, damit große Gastspiele möglich sind.

Wir sollten jetzt groß denken

Auch findet der Tanz in den kleineren Sälen tolle Orte. Ich weiß, es gibt schon das Depot. Aber auch da muss in den nächsten Jahren mutmaßlich viel investiert werden, um die maximal zwei Säle aufrecht zu erhalten. Wir sollten jetzt groß denken. Darum stelle ich mir vor, dass wir auch Künstler aller Disziplinen einladen könnten, in Studios vor Ort zu arbeiten, so dass die Öffentlichkeit ihre Arbeit sehen kann. Das Kulturzentrum sollte regelmäßig Ausstellungen zeitgenössischer Kunst präsentieren und sich auch zu einem Treffpunkt der Jugend entwickeln. Es hätte eine Funktion als Zentrum für soziale und kulturelle Start-ups, die das künstlerische Leben bereichern würden. Das Gebäude könnte ein neues Zentrum von Köln werden. Man könnte sogar eine tolle Bibliothek unterbringen, wie Hannelore Vogt es uns in Kalk mit der Stadtteilbibliothek vorgemacht hat.

Was bräuchte es dafür?

Mit den Kommunalwahlen haben wir die Chance, in eine neue Ära zu starten. Doch dafür braucht es Mut. Vielleicht ist dieser fehlende Mut sogar das größte Problem, mit dem Köln zu kämpfen hat. Ich kann mich an Diskussionen mit Ratspolitikern erinnern, in denen ich das Gefühl hatte, dass sogar das bloße Nachdenken über oder Diskutieren von neuen Spielstätten nicht erlaubt ist. In Köln ist man noch immer nicht auf den Gedanken gekommen, dass neue Gebäude auch für einen relativ kleinen Preis gebaut werden könnten – dabei zeigt ein Blick in die Niederlande, dass Konzertsäle oder Kulturzentren auch deutlich billiger gebaut werden können.

Zur Serie „100 Ideen für Köln“

„100 Ideen für Köln“ ist die neue Serie des „Kölner Stadt-Anzeiger“, die der Stadt neue Impulse verleihen soll: „100 Ideen für Köln“. Was muss passieren, damit die viertgrößte Stadt Deutschlands mit ihrer Strahlkraft in die Region zukunftsfähig bleibt? Was ist dringend zu verbessern? Was fehlt in dieser Stadt? Im Vorfeld der Kommunalwahl am 14. September sammeln wir besten Vorschläge, Lösungen und Visionen – auch als Inspiration für die künftige Stadtspitze. Dazu fragen wir nicht nur prominente Vertreter der Stadtgesellschaft, sondern auch Sie, liebe Leserinnen und Leser: Stimmen Sie ab über die ersten 50 Ideen für Köln.