24 S-Bahnen aus Hannover sind nicht barrierefreiAn Kölner Bahnsteigen wird jetzt wieder geklettert

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22.04.2024, Köln: Neues Zeitalter für die S-Bahn Köln: go.Rheinland, VRR und DB präsentieren preisgekrönte Fahrzeuge. Foto: Arton Krasniqi

An Kölner Stationen nicht barrierefrei: 24 modernisierte S-Bahnen der Baureihe 424 aus Hannover werden wohl bis 2032 in Köln im Einsatz sein. Foto: Arton Krasniqi

Die Interessengemeinschaft „Oben bleiben“ übt harsche Kritik. Bei go.Rheinland spricht man von einer Übergangslösung.

Die Interessengemeinschaft „Oben bleiben“, die gegen den unterirdischen Ausbau der Ost-West-Achse zwischen dem Heumarkt und dem Aachener Weiher kämpft, übt heftige Kritik an den S-Bahnen der DB Regio der Baureihe 424. Bis Ende 2025 sollen 24 dieser modernisierten S-Bahnen nach und nach im Kölner S-Bahnnetz zum Einsatz kommen. Sie waren zuvor im Großraum Hannover unterwegs.

An jeder Türe ist eine Stufe nach oben zu überwinden, um auf den Bahnsteig zu gelangen
Roland Schüler, Interessengemeinschaft „Oben bleiben“

„Ist irgendjemand aufgefallen, dass diese neuen Fahrzeuge nicht barrierefrei sind? An jeder Türe ist eine Stufe nach oben zu überwinden, um auf den Bahnsteig zu gelangen“, sagt Verkehrsexperte Roland Schüler. Von einem „deutlichen Qualitätssprung“, den go.Rheinland-Geschäftsführer Michael Vogel verspreche, könne keine Rede sein. Damit könne höchstens das WLAN gemeint sein, dass den Reisenden zur Verfügung stehe. Bei den alten S-Bahn-Zügen der sogenannten Olympia-Flotte von München 1972, die jetzt ausgemustert werden, sei der ebenerdige Einstieg kein Problem.

„Für alle gehbehinderten Fahrgäste, für alle älteren Menschen, für Menschen mit Kinderwagen, für den Rollstuhlfahrenden gibt es den Sprung in die Höhe auf den Bahnsteig oder tief ins Fahrzeug, aber keine Barrierefreiheit“, so Schüler. Besonders ärgerlich sei, dass die modernisierten Züge von NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) als Fahrzeuge gefeiert werden, „die uns in die 30er Jahre des 21. Jahrhunderts bringen werden“.

go.Rheinland spricht von einer Übergangslösung

Der Zweckverband go.Rheinland räumt die Probleme ein. Bei den Vorgängerfahrzeugen sei ein ebenerdiger Einstieg an den Stationen im Kölner Stadtgebiet möglich gewesen, dafür hätten die Reisenden außerhalb von Köln einen Höhenunterschied überwinden müssen. Bei den umgebauten Zügen sei das jetzt umgekehrt.

Grund dafür seien die unterschiedlichen Bahnsteighöhen auf den Strecken, die S-Bahnen, Regionalbahn und Regionalexpress-Züge gemeinsam nutzen, so ein Sprecher. Um mehr Linien und einen dichteren Takt anbieten zu können, müsse go.Rheinland die Fahrzeugflotte vergrößern. Deshalb werde man bis Ende 2026 insgesamt 123 Züge der Baureihen ET 424, 423 und 422 von Grund auf modernisieren.

Die 24 S-Bahnen aus Hannover seien eine Übergangslösung mit einer Bodenhöhe von 76 Zentimetern. Geplant ist, sie auf den Linien S12 (Horrem/Sindorf bis Au/Sieg), S11 (Düsseldorf Flughafen – Köln – Bergisch Gladbach) und S68 (Langenfeld – Düsseldorf – Wuppertal-Vohwinkel) einzusetzen. Dort seien die Bahnsteige mal 76 und mal 96 Zentimeter hoch und würden teilweise auch von anderen Regionalzügen genutzt.

Die 99 Züge der Baureihen ET 424 und 423 hingegen hätten eine Bodenhöhe von 96 Zentimetern. Damit sei ein niveaugleicher Einstieg „auf einem Großteil der Strecken im Rheinland gesichert“. Außerdem stünden Rampen zur Verfügung. Die Modernisierung der Flotte von insgesamt 123 Zügen kostet rund 350 Millionen Euro.

Viel Geld für eine Übergangslösung. Ab 2029 sollen nach und nach mehr als 100 komplett neue S-Bahnen zum Einsatz kommen, die von go.Rheinland und dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) gemeinsam angeschafft und schrittweise bis 2032 ausgeliefert werden. Die Bestellung wird voraussichtlich noch in diesem Sommer erfolgen. Bis dahin sollen noch weitere Bahnsteige auf 96 Zentimeter Bahnsteigkante vereinheitlicht werden.

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