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Bahnchef forciert den DeutschlandtaktAb 2026 fahren ICE in Köln auf wichtigen Linien alle 30 Minuten

Lesezeit 3 Minuten
28.03.2023, Nordrhein-Westfalen, Köln: Reisende steigen in einen ICE der Deutschen Bahn am Hauptbahnhof ein. Nach dem grossangelegten bundesweiten Warnstreik bei dem die Gewerkschaften EVG und Verdi am Montag weite Teile des öffentlichen Verkehrs lahmgelegt hatten, normalisiert sich der Verkehr allmählich wieder. Foto: Roberto Pfeil/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Reisende steigen in einen ICE der Deutschen Bahn im Kölner Hauptbahnhof ein. Ab 2026 will die Bahn 20 Großstädte im Halbstundentakt mit dem ICE anbinden.

Die ICE-Flotte der Bahn wird bis Ende 2023 auf 400 Züge ausgebaut. Bahnchef Richard Lutz kündigt ein weiteres großes Beschaffungspaket an.

Köln wird bereits im Jahr 2026 im Halbstundentakt mit 19 anderen Großstädten in Deutschland mit ICE-Zügen verbunden sein. „Das sind in nur drei Jahren fast doppelt so viele Städte wie heute. Der Deutschlandtakt ist nicht tot. Er lebt, wird umgesetzt und erfreut sich großer Beliebtheit“, sagte Bahnchef Richard Lutz am Donnerstag vor Journalisten in Berlin.

Die ICE-Flotte soll nach seinen Angaben bis Ende des Jahres auf 400 Züge anwachsen. Derzeit nehme die Bahn pro Monat drei neue ICE in Betrieb, darunter 14 der modernsten Generation des ICE 3. „In der vergangenen Woche haben wir den fünfzigsten und damit letzten ICE der XXL-Serie mit fast 1000 Sitzplätzen von Siemens übernommen“, sagte Lutz. Allein durch diese Züge sei die Kapazität im Fernverkehr um mehr als 46.000 Sitzplätze gestiegen. Das Jahr 2023 werde „ein absolutes Rekordjahr in Sachen Flottenausbau“.

Bahnchef Lutz: „Für uns die Nachricht des Jahres“

Lutz kündigte an, dass die ICE-Flotte, die vor sechs Jahren noch aus 270 Zügen bestand, nicht bei 400 verharre, sondern auch in Zukunft wachsen werde. „Wir legen noch einen Zahn zu“, sagte der Bahnchef. „Wir befinden uns in intensiven Gesprächen mit der Industrie. Es geht dabei um nichts weniger als eines der größten Beschaffungsprojekte in der Geschichte der DB.“

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Der Beschluss des Koalitionsausschusses von SPD, Grünen und FDP Ende März, die Bahn bei der Auflösung des Investitionsstaus der veralteten und störanfälligen Schieneninfrastruktur bis 2027 mit zusätzlich 45 Milliarden Euro zu unterstützen, sei der entscheidende Durchbruch. „Deshalb ist das für uns die Nachricht des Jahres“, sagte Lutz.

Den gesamten Investitionsstau bezifferte er auf 90 Milliarden Euro. Das sei fast sechsmal so hoch wie im Jahr 2009, als die erste Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung mit dem Bund für Investitionen in das Bestandsnetz unterschrieben wurde.

Die Bahn verfüge jetzt über die „notwendigen Ressourcen, um ein modernes und zukunftsfähiges Netz aufzubauen – leistungsfähige Bahnhöfe nicht zu vergessen“, so Lutz. Im Mittelpunkt stehe das Hochleistungsnetz, das ab 2024 durch die Generalsanierungen wichtiger Bahnkorridore in Angriff genommen wird. Drei dieser Korridore (Köln-Mainz, Köln-Wuppertal-Hagen und Oberhausen-Emmerich) liegen in Nordrhein-Westfalen.

Fahrgastrekord im Fernverkehr soll in diesem Jahr fallen

Die Bahn werde auch das Tempo bei der Digitalisierung erhöhen, kündigte der Bahnchef an. Bis 2030 sollen rund 40 Prozent des 33.500 Kilometer langen Schienennetzes mit dem europäischen Zugbeeinflussungssystem ETCS ausgerüstet sein. „Auf diese Weise können mehr Züge auf der vorhandenen Infrastruktur fahren – ohne dass ein Meter Gleis neu gebaut werden muss“, sagte Lutz.

Dass ein Teil des Geldes durch eine Erhöhung der Lkw-Maut finanziert werde, bedeute einen Paradigmenwechsel in der deutschen Verkehrspolitik. „Diese Entscheidungen sind Ausdruck eines Umdenkens“, betonte der Bahnchef. Politik und Gesellschaft seien inzwischen davon überzeugt, „dass die Eisenbahn unverzichtbar im Kampf gegen den Klimawandel geworden ist“.

Dabei habe man einen klaren Auftrag. Der Personenverkehr soll sich möglichst schnell verdoppeln, beim Güterverkehr soll der Anteil der Schiene gegenüber der Straße und dem Binnenschiff von derzeit 19 auf 25 Prozent steigen.

Die Bahn steuert bei der Nachfrage im Fernverkehr trotz aller Krisen in diesem Jahr auf einen Rekord zu. Über die Osterfeiertage waren 2,3 Millionen Menschen in den Fernverkehrszügen unterwegs. Ende des Jahres könnten es 150 Millionen sein. Damit wäre der bisherige Rekord aus dem Jahr 2019, dem letzten vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie, eingestellt.

Vom Erfolg des Deutschlandtickets, das vom kommenden Montag an bundesweites Fahren im Nah- und Regionalverkehr zum Pauschalpreis von 49 Euro im Monat möglich macht, ist Lutz überzeugt. Mit diesem Ticket habe man „eine gute Balance gefunden“. Der Preis sei so attraktiv, um mehr Menschen für das System Bahn zu gewinnen und dennoch vernünftige Erlöse zu erzielen.

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