Carsten FiedlerAls Chefredakteur „ein Glücksfall für Köln und DuMont“

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Carsten Fiedler (links) ist nach fast sieben Jahren als Chefredakteur des „Kölner Stadt-Anzeiger“ verabschiedet worden. FC-Präsident Werner Wolf überreichte dem bekennenden Fan ein signiertes Trikot Foto: Uwe Weiser

Carsten Fiedler (links) ist nach fast sieben Jahren als Chefredakteur des „Kölner Stadt-Anzeiger“ verabschiedet worden. FC-Präsident Werner Wolf überreichte dem bekennenden Fan ein signiertes Trikot. Foto: Uwe Weiser

Carsten Fiedler ist nach fast sieben Jahren als Chefredakteur des „Kölner Stadt-Anzeiger“ offiziell verabschiedet worden.

Ein Glücksfall für Köln, ein Glücksfall für DuMont – diese Überzeugung und dieses Bekenntnis durchzogen die Feier zum Abschied von Carsten Fiedler, dem langjährigen Chefredakteur von „Kölner Stadt-Anzeiger“ und „Express“. Nach fast zehn Jahren an der Spitze der beiden Zeitungen aus dem Haus DuMont hat der 53-Jährige Anfang November einen führenden Posten bei „Burda Forward“ übernommen.

Zu seinen Ehren waren viele Wegbegleiter sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Medien und der Kölner Stadtgesellschaft der Einladung von Herausgeberin Isabella Neven DuMont und Herausgeber Christian DuMont Schütte ins Neven DuMont Haus an der Amsterdamer Straße in Köln gefolgt.

Herausgeber Christian DuMont Schütte und Herausgeberin Isabella Neven DuMont. Links im Hintergrund: DuMont-CEO Christoph Bauer

Herausgeber Christian DuMont Schütte und Herausgeberin Isabella Neven DuMont. Links im Hintergrund: DuMont-CEO Christoph Bauer

Angeführt wurde die Riege prominenter Gäste von der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker und NRW-Medienminister Nathanael Liminski (CDU). Gekommen waren unter anderem Alt-OB Fritz Schramma, Philharmonie-Intendant Louwrens Langevoort, Filmproduzent Leopold Hösch, Direktor Yilmaz Dziewior vom Museum Ludwig, Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn, Abraham Lehrer (Kölner Synagogengemeinde und Vizepräsident des Zentralrats der Juden), Arena-Geschäftsführer Stefan Löcher, FC-Präsident Werner Wolf sowie die Chefredakteurin der „Kölnischen Rundschau“, Cordula von Wysocki.

OB Reker nannte den in der Eifel aufgewachsenen Fiedler „ein Kind unserer Stadt“ und dankte ihm – auch persönlich – für ein „aufrichtiges Miteinander“, das sie selbst bei Meinungsverschiedenheiten „als ausgesprochen angenehm empfunden“ habe. Die OB unterstrich die Kontrollfunktion der Presse gegenüber den Mächtigen. Diese habe Fiedler als Chefredakteur mit der Redaktion ausgeübt. Auch und gerade dann, wenn sie inhaltlich mit seinen Kommentaren nicht einverstanden gewesen sei, hätten diese doch „zu Debatten in der Stadt und zumindest im Rathaus geführt“.

Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker würdigte Carsten Fiedler als Glücksfall für Köln.

Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker würdigte Carsten Fiedler als Glücksfall für Köln.

Liminski, der auch Chef der NRW-Staatskanzlei in Düsseldorf ist, sagte, Fiedler habe in den letzten 20 Jahren die Presselandschaft in Nordrhein-Westfalen mitgeprägt. Er verbinde die Leidenschaft für den Lokaljournalismus mit der Begeisterung für die digitale Transformation. Damit habe Fiedler ihn als Medienminister auch persönlich motiviert. „Wenn es solche Leute in der Branche gibt, dann kann das klappen.“ Fiedlers Weggang vom „Stadt-Anzeiger“ bezeichnete Liminski als „bitteren Verlust für Köln“.

Isabella Neven DuMont und Christian DuMont Schütte verbanden ihren Dank mit dem Lob für Fiedlers erfolgreiche Arbeit. „Carsten Fiedler und DuMont – das ist etwas Einzigartiges“, sagte Neven DuMont mit Hinweis darauf, dass noch kein Chefredakteur nacheinander beide Zeitungstitel aus dem Haus DuMont geführt habe. „In Köln Journalist zu sein, Zeitung zu machen für Köln und für die Region – das war bei allem Sinn für die Geschehnisse auf den großen Bühnen dieser Welt auch für dich ein Glück“, sagte Neven DuMont. „Das waren ungezählte Sternstunden. Und das waren große, unvergessliche Momente im Lokaljournalismus, die du hast entstehen lassen und an die nicht nur wir uns gar zu gern erinnern.“

NRW-Medienminister Natanael Liminski (CDU, links) mit Carsten Fiedler

NRW-Medienminister Natanael Liminski (CDU, links) mit Carsten Fiedler, zum Abschied dekoriert mit Orden des Festkomitees Kölner Karnevals

DuMont Schütte hob – wie auch die CEOs von DuMont und Kölner Stadt-Anzeiger Medien, Christoph Bauer und Thomas Schultz-Homberg – Fiedlers besonderes Engagement für die digitale Transformation hervor. „Dass wir bei DuMont mit unseren Redaktionen in der digitalen Revolution nicht einfach Getriebene sind, sondern treibende Kraft – das haben wir auch und ganz besonders Carsten Fiedler zu verdanken“, so DuMont Schütte. Hierin habe neben der journalistischen Führung die wohl wichtigste strategische Herausforderung gelegen, die Fiedler mit Bravour gemeistert habe. Fiedler verstehe sein Handwerk nicht nur als Journalist, sondern auch als Redaktionsleiter und Manager, lobte Bauer.

Die Herausgeber stellten auch Fiedlers Nachfolger Christian Hümmeler vor, der als kommissarischer Chefredakteur nun die Redaktion führt. Hümmeler habe schon in seinen verschiedenen bisherigen Aufgaben bei DuMont einen eigenen Fußabdruck hinterlassen. Mit besten Kenntnissen und journalistischer Expertise verkörpere er ein Stück Kontinuität. „Das gibt der Redaktion Sicherheit und begründet unser aller Vertrauen in eine gute Zukunft“, sagte Christian DuMont Schütte.

Christian Hümmeler (links) folgt Carsten Fiedler als kommissarischer Chefredakteur.

Christian Hümmeler (links) folgt Carsten Fiedler als kommissarischer Chefredakteur.

In einem so emotionalen wie programmatischen Abschiedswort sprach Fiedler von seiner Zeit bei DuMont als einem „großen Glück, Privileg und Geschenk“. Er hob hervor, dass der „Kölner Stadt-Anzeiger“ trotz sinkender Print-Auflagen ständig an Reichweite im Digitalen gewonnen habe und heute so viel gelesen werde wie nie. Die Zeitung sei „nach wie vor der gesuchte und geschätzte Begleiter der Menschen in ihrem Alltag“.

Fiedler betonte auch den Beitrag des Journalismus für eine lebendige Demokratie, die offenkundig in Gefahr sei. „Gegen gesellschaftliche Fragmentierung, gegen Polarisierung und Aggression, gegen Hass und Hetze brauchen wir den Schulterschluss aller Menschen guten Willens. Und die sind – zum Glück – immer noch in der weit, weit überwiegenden Mehrheit.“ Für diesen Schulterschluss sei es „entscheidend wichtig, dass wir uns als Journalistinnen und Journalisten das kritische Gegenüber, unser ‚Wächteramt‘ wahren, aber auch das Verbindende suchen“.

Fiedler dankte Redaktion und Verlag für die Zusammenarbeit. Mit großem Stolz könne er nach einem Jahrzehnt als Chefredakteur „auf herausragende und vielfach preisgekrönte journalistische Leistungen“ zurückblicken. Auch Fiedler wünschte seinem Nachfolger Christian Hümmeler alles Gute und zeigte sich sicher, dass der „Kölner Stadt-Anzeiger“ bei ihm „in allerbesten Händen“ sei.

Björn Heuser (rechts) spielte für Fiedler den BAP-Song „Jraaduss“.

Björn Heuser (rechts) spielte für Fiedler den BAP-Song „Jraaduss“.

Mit musikalischen Beiträgen rührten Björn Heuser und – per Videoeinspieler - Wolfgang Niedecken (BAP) auf unnachahmliche Weise an Fiedlers kölsches Herz, das – wie er zugab – an diesem Tag besonders voll sei. Er werde Köln erhalten bleiben, versicherte Fiedler. Und eine mehrfach geäußerte Vermutung müsse er unbedingt noch dementieren, bevor sie sich als Legende in den Köpfen festsetze: „Ich werde kein Fan des FC Bayern München.“

Er werde auch weiterhin bei Heimspielen des 1. FC Köln mit Dauerkarte im Osttribüne der Rheinenergie-Arena sitzen und seinen Verein anfeuern – künftig leicht zu erkennen an einem signierten hellblauen FC-Trikot, dem Abschiedsgeschenk von FC-Präsident Werner Wolf.

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