Achtziger-StarAlison Moyet wirft Schallplatten weg

Alison Moyet traf sich mit dem "Kölner Stadt-Anzeiger" im Dorint Hotel am Heumarkt.
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Köln – Ja, sie ist es: Alison Moyet, einst eher fülliger Wonneproppen als Twiggy-Typ, hat vor einiger Zeit stark abgenommen. Der Rummel deswegen war groß, und sie sagt: "Die Leute nehmen mich schon anders wahr. Aber das ist falsch. Die Karosserie mag sich geändert haben, aber der Fahrer darin ist derselbe geblieben." Mit ihren 52 Jahren fühlt sich die Sängerin sehr wohl in ihrer Haut. "Ich mag es, gelassener als in meinen neurotischen 20ern zu sein." Damals nahm sie zu, um dem Schönheitsideal zu widersprechen.
Am 25. September gibt die Britin ein Konzert im Gloria. Auf dem neuen Album ist die Sängerin mit der tiefen Stimme zu ihren elektronischen Wurzeln zurückgekehrt. Präsentiert werden sollen auch Hits wie "Don't Go" aus der Zeit mit Yazoo und Vince Clark. "Elektronische Musik bietet meiner Stimme mehr Raum, um sie zu entfalten", sagt Moyet, die ihr Billie-Holiday-Jazz-Cover "That Ole Devil Called Love" einen "Hit aus Versehen" nennt, weil er nicht typisch für sie ist. "Ich wusste damals nichts über Jazz."
Allzu sehr hängt Moyet allerdings nicht an der Vergangenheit. Ihre Goldenen Schallplatten, Tagebücher und Bühnenoutfits warf sie unlängst in den Müll. Das Haus, aus dem ihre zwei ältesten Kinder, 28 und 24 Jahre alt, ausgezogen waren, sollte nicht überfrachtet werden mit alten Erinnerungen. "Diese Dinge haben keinen Bezug mehr zu dem Menschen, der ich heute bin."
Ihre jüngste Tochter (17) ist mit ins neue Haus gezogen. Auch sie singt gern - anders als ihre Mutter Folk mit einer Sopranstimme. "Sie ist wie ich und kann keine Komplimente annehmen." Moyets schönstes Kompliment aus ihrer Jugendzeit: "Mein Vater lobte mich, weil ich mit 13 Jahren den Staubsauger repariert hatte", und sie erzählt, dass der Vater aus einer ländlichen Gegend stammt und nichts um Besitz gibt. Alison wuchs mit den gleichen Rechten und Pflichten wie ihr Bruder auf. "Er lernte zu kochen, ich kann tapezieren."
Ihr neues Haus ist jedoch weitgehend frei von Dekoartikeln. "In meinem Elternhaus war alles zweckmäßig. Alles hatte seine Ordnung." Spärlich eingerichtet hingegen sieht es in ihrem neuen Haus aus. "Ich brauche Ordnung, um mich herum, kann sie aber selbst nicht schaffen." Deshalb hält sich Moyet an eine eigene Theorie: "Je weniger Dinge man besitzt, um so einfacher ist es, Ordnung zu halten."
Als Einzige nüchtern ins Hotel
Mit Köln verbindet Moyet übrigens eine Erinnerung an ihre alten Freunde Andy Fletcher und Martin Gore: Zusammen büffelten sie in den Neunzigern deutsche Vokabeln, und sie war mit ihnen und den anderen Mitgliedern von Depeche Mode in der Stadt zu einem Essen eingeladen. "Mein Manager wurde dabei so betrunken, dass ihm im Krankenhaus der Magen ausgepumpt werden musste, und auch die anderen Mitarbeiter der Plattenfirma hatten sehr viel gebechert. Ich war die Einzige, die alle nüchtern ins Hotel brachte", sagt die Sängerin lachend.
Ihre bevorzugten Drinks: Sambuca und Mojito. "Nach einem Drittel Mojito habe ich alle lieb, nach zwei Dritteln will ich einen Streit anfangen, und wenn das Glas leer ist, bin ich wieder nüchtern", sagt Moyet, deren Familie zum Teil mit dem französischen Cognac-Produzenten Claude Moyet verwandt ist und auch in dieser Branche arbeitet. (Nah)