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Kommentar

Antiterror-Übung
Die Bundespolizei provoziert in Köln Verunsicherung

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Polizei trainiert Antiterror-Einsatz im Kölner Hauptbahnhof. Foto: Arton Krasniqi

Polizei trainiert Antiterror-Einsatz im Kölner Hauptbahnhof.

Wir alle wollen, dass die Einsatzkräfte im Ernstfall wissen, was zu tun ist. Aber wie die Bundespolizei diese Übung kommuniziert, ist fahrlässig.

Dass die Bundespolizei einen Antiterroreinsatz im Kölner Hauptbahnhof trainiert, ist wichtig – schließlich wollen wir alle, dass Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste in einem hoffentlich nie eintretenden Ernstfall wissen, was zu tun ist. Und ja: Wenn geübt wird, dann auch realistisch – mit Gewehrschüssen und scheinbar in Panik um ihr Leben schreienden Menschen. Das Szenario soll ja auf die Teilnehmer möglichst realistisch wirken.

Aber wie die Bundespolizei diese Übung kommuniziert, ist fahrlässig. Zwei Stunden vorher eine eher halbherzige Warnung rauszugeben, während rund um die Stadt Weihnachtsmärkte mit Betonpollern gesichert werden und viele Menschen noch die Bilder vom Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg im Kopf haben – das passt schlicht nicht zusammen.

Begründung für mangelhafte Info kaum nachvollziehbar

Zumal die Polizei in Köln am 11.11. erst kostümierten Jecken echt aussehende Plastikpistolen abgenommen hat, damit im Getümmel gar nicht erst Panik aufkommt. Und jetzt soll ausgerechnet ein Antiterrorszenario mitten im Bahnhof inklusive Schüssen mit Platzpatronen und schreienden Menschen ohne ausreichende Vorabinfo zumutbar sein?

Man habe keine Schaulustigen anlocken wollen, heißt es zur Begründung. Aber selbst wenn: Die hätten ja ohnehin nichts gesehen, dafür gab es Sichtschutzzäune und Absperrpersonal. Stattdessen darauf zu bauen, dass möglicherweise verängstigte Menschen Infoplakate am Bahnhof suchen oder die Telefonhotline der Bundespolizei googeln, ist – freundlich formuliert – eine gewagte Annahme. Denn in Zeiten, in denen Videos von Knallgeräuschen und Hilferuen binnen Sekunden auf Social Media landen können, ist der Schaden schnell angerichtet – und kaum einzufangen.

Bei vergleichbaren Übungen hat die Landespolizei rechtzeitig Infoschreiben an Anwohner und Geschäftsleute verteilt. Vor der Antiterrorübung am Flughafen Köln-Bonn 2018 haben die Sicherheitsbehörden Tage vorher auf einer Pressekonferenz informiert. Auch auf den eigenen Social-Media-Kanälen hätte die Bundespolizei frühzeitig aufklären können – wenn sie nur gewollt hätte. Aber sie wollte nicht. Das ist in dieser Lage schwer vermittelbar.