Vergifteter Arzt aus KölnAlles ganz anders? Verteidiger sieht spektakuläre Wendung

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Die Angeklagte beim Prozessauftakt im Landgericht Köln.

Köln – Im Prozess um einen vergifteten Arzt aus dem Kölner Westen könnte sich eine spektakuläre Wendung anbahnen. Zumindest der Verteidiger sieht sich nach den Aussagen eines Klinik-Chefarztes darin bestätigt, dass seine Mandantin die Tat gar nicht begangen haben könne. Der Gutachter sprach davon, dass der vom Staatsanwalt angenommene Zeitpunkt der Vergiftung womöglich nicht stimme.

Gutachter zweifelt ermittelten Tatzeitpunkt an

Laut Anklage soll die Schwiegertochter den Arzt in dessen Villa zunächst mit Tavor ruhiggestellt, ihm dann eine Überdosis Insulin gespritzt haben. Aufgrund von Handydaten soll dies am Sonntag, den 5. Juli, zwischen 16 und 17 Uhr geschehen sein. Am nächsten Morgen hatte die Haushälterin ihren Chef gefunden und den Notarzt alarmiert. Der renommierte Mediziner ist seitdem ein Pflegefall.

Der Gutachter sprach dem Vernehmen nach von der Wahrscheinlichkeit, dass das Insulin viel später in den Körper des 80-Jährigen gelangt sein könnte, da es eigentlich viel schneller abgebaut würde, als es die Werte am nächsten Morgen zuließen. Wäre das der Fall, dann schiede die Angeklagte zumindest für den Nachmittag als Täterin aus. Danach habe sie ein Alibi, meint Verteidiger Graf.

Kölner Verteidiger will Beweisantrag stellen

Kurios erscheint die Tatsache, dass der Gutachter sich eigentlich nur zur Angeklagten und deren Diabetes-Erkrankung äußern sollte. Fast beiläufig hatte der Verteidiger das Thema auf die Insulin-Werte des Opfers gebracht. Graf plant nun einen Beweisantrag, der Chefarzt mit Spezialgebiet Insulin könnte zu seiner These im Zeugenstand dann womöglich noch einmal ausführlich Stellung nehmen.

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Die brisant wirkenden Aussagen des Chefarztes aus Duisburg könnten auf einen Streit der Sachverständigen im Verfahren hinauslaufen, da sie den Ausführungen der Kölner Rechtsmedizin widersprechen könnten. Der Verteidiger hatte den Kölner Experten zum Prozessbeginn unterstellt, ein Gefälligkeitsgutachten erstellt zu haben, um seine Mandantin im Sinne der Ermittler zu belasten.

Tochter der Angeklagten soll aussagen

Der Fall wird damit nicht einfacher für den Vorsitzenden Richter Peter Koerfers, denn es bleibt ein Indizienprozess. Die Angeklagte, die die Tat bestreitet, wird vor allem durch Google-Suchen auf ihrem Handy belastet, hier recherchierte sie etwa nach „Perfekter Mord durch Insulin“. Die Verteidigung hingegen vertritt die These, dass sich der Mediziner selbst das Leben nehmen wollte.

Als einzige mögliche Zeugin in dem Fall gilt die Tochter der Beschuldigten. Diese soll zuletzt geäußert haben, dass man am Tattag beim Großvater doch nur Muffins gegessen habe. Die Sechsjährige soll womöglich beim Prozess aussagen. Das Gericht hat das Jugendamt eingeschaltet, um Vorbereitungen zu treffen. Hierbei soll auch geprüft werden, ob bei einer Aussage das Kindeswohl gefährdet wäre.

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