Die stillen Konzerte finden erneut im öffentlichen Raum statt. Wer auftritt und wo in Köln sie stattfinden, erfahren die Besucher auf einer Schatzkarte.
Mit Schatzkarte zum ActStille Kölner Konzert-Reihe „At the B-Sites“ gestartet – Bühne ist ein Lastenrad

Bei der Konzertreihe „At The B-Sites“ tragen die Gäste Kopfhörer
Copyright: David Enriquez
Konzerte im öffentlichen Raum, Open-Air-Bühne und Menschenansammlungen: Das können in Zeiten aufgeheizter Lärmdebatten schon Reizworte sein. Doch die Konzertreihe „At the B-Sites“ dürfte mit ihrem Konzept so gut wie gar nicht anecken, denn diese konzentriert sich seit ihrer Erfindung vor elf Jahren auf stille Konzerte. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass die Besucherinnen und Besucher Kopfhörer tragen, über die sie die live gespielte Musik hören. Die Lautstärke ist dann für jeden individuell einstellbar. Das Einzige, was kurzzeitig Geräusche macht: der Applaus am Ende.
Das Format habe so guten Anklang gefunden, dass daraus vor ein paar Jahren auch ein Festival entstanden ist, erzählt Edgar Ernst von der Bar „Die Wohngemeinschaft“, die Ausrichter von At-the-B-Sites ist. Vom Format des Festivals im Jugendpark sind die Veranstalter vergangenes Jahr aber wieder abgerückt, um wieder eine Reihe zu organisieren, nicht zuletzt wegen der schwierigen Genehmigungslage im Jugendpark.
At The B-Sites: Erstes Konzert in die Malzmühle verlegt
Gestartet ist die Reihe am 28. Mai mit einem Konzert von Mina Richman, die den Genres Indie- und Neu-Soul und Pop Neo-Soul / Pop mit Singer-Songwriter-Wurzeln) zuzuordnen ist. Aufgrund des schlechten Wetters konnte das Konzert nicht wie geplant open-air im Volksgarten stattfinden, sondern musste in die Malzmühle verlegt werden. „Wir haben immer eine Ausweichmöglichkeit. Dadurch sind wir auch schon in schöne Ort gekommen wie dem Kino Turistarama, der Ruffactory in Ehrenfeld oder in der Tiefgarage der Wohngemeinschaft“, sagt Ernst.
Bei den Konzerten erfahren die Gäste dann nicht nur den Namen des nächsten Acts, sondern erhalten auch eine Schatzkarte, die den Weg zum nächsten, bis dahin geheimen Ort zeigt. Der Act des nächsten Silent-Konzerts am Mittwoch, 18. Juni, ist die aufstrebende Schweizer Sängerin Akryl. Ihre Debütsingle heißt „Blumen aus Metall“, im Herbst soll ihre EP erscheinen. Sie macht eine Mischung aus Folk und Indie-Pop.
„Drei Themen sind uns besonders wichtig“, sagt Ernst: die Klimaneutralität, der Flinta-Schwerpunkt bei den Acts und die Stärkung der freien Kultur im öffentlichen Raum. „Als Bühne dient ein Lastenfahrrad, dessen Ladefläche sich in weniger als fünf Minuten in eine vollwertige Pop-Up-Bühne verwandeln lässt“, sagt Ernst zum ökologischen Arbeiten. Die Bühne sei Co2-neutral, da sie mit solarbetriebenen Akkus betrieben werde.
At the B-Sites achtet auf Flinta-bewusstes Booking
Das Programm sei bewusst jung. „Alle vier Slots sind mit FLINTA*-Künstlerinnen besetzt, um immer noch unterrepräsentierten Gruppen eine Bühne zu geben, die sie verdienen, und die Vielfalt, Empowerment und Sichtbarkeit feiert.“ Flinta steht für Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nichtbinäre, transgeschlechtliche und agender Personen. Der dritte Aspekt, der Veranstaltern am Herzen liegt, ist der öffentliche Raum. „Der öffentliche Raum sollte nicht nur einer sein, in dem Ordnung und Sicherheit im Vordergrund stehen, sondern auch freie Kultur“, sagt Ernst. „Wie Straßenmusiker „Stadtgeklimper“ hatten auch wir schon Probleme mit dem Ordnungsamt bei einer Veranstaltung mit dem Chor Veedelperlen im vergangenen Jahr“, sagt Ernst.
„Bei den Konzerten herrscht eine schöne Stimmung und nachher ist es am Platz sauberer als vorher, da wir pingelig genau darauf achten, den Müllwegzuräumen.“ Weitere Konzerte finden am Donnerstag, 10. Juli sowie Samstag, 30. August statt. Der Eintritt ist frei.