GeschwindigkeitsmessungWann und wo werden die meisten Fahrzeuge in Köln geblitzt?

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Eine Radarfalle steht auf der Inneren Kanalstraße vor dem Finanzamt Nord.

An zahlreichen Stellen im Kölner Stadtgebiet wird die Geschwindigkeit von Fahrzeugen gemessen.

Ein Datensatz der Stadt Köln gibt Aufschluss darüber, wann und wo Autofahrer besonders aufpassen sollten, nicht in eine Radarfalle zu geraten.

Den rot aufleuchtenden Blitz hat beim Autofahren wahrscheinlich jeder schon einmal gesehen. Ärgerlich! Bedeutet er doch, dass demnächst ein Bußgeldbescheid im Briefkasten liegen wird. Doch wie häufig kommt das in Köln eigentlich vor? Wie viele Menschen werden täglich geblitzt? Wo und wann rasen sie am häufigsten in eine Radarfalle? Und wie viel Geld nimmt die Stadt durch die Geschwindigkeitsverstöße ein?

Antworten liefert ein Datensatz der Stadt, in dem sämtliche Geschwindigkeitsverstöße im Stadtgebiet erfasst werden. Nachdem im vergangenen Jahr ein Datenleck im Datensatz entdeckt worden war – die Kölner Stadtverwaltung hatte versehentlich die vollständigen Kennzeichen von rund 45.000 Verkehrssündern veröffentlicht – steht der Datensatz nun in korrigierter Fassung wieder im Open-Data-Portal der Stadt. Die aktuellsten Daten liegen für das Jahr 2022 vor. Im Jahreszeitraum wurden insgesamt 565.455 Fahrzeuge erfasst, die zu schnell unterwegs waren.

Wo werden in Köln die meisten Fahrzeuge geblitzt?

Die Frage nach der Radarfalle, die im Jahr 2022 am häufigsten ausgelöst hat, lässt sich anhand des städtischen Datensatzes eindeutig beantworten: Spitzenreiter ist die Anlage auf der A3 an der Anschlussstelle Königsforst/Autobahnkreuz Köln-Ost. Mehr als 63.000 Fahrzeuge sind dort mit überhöhter Geschwindigkeit erfasst worden.

Auf Platz zwei folgt ein Blitzer auf der Zoobrücke, der auf Höhe der Amsterdamer Straße in Fahrtrichtung Nippes steht. Fast 22.000 Fahrzeuge wurden dort geblitzt, weil sie zu schnell unterwegs waren. Übrigens: Im Gegensatz zu anderen Radaranlagen auf der Zoobrücke, die teilweise seit rund einem Jahrzehnt defekt sind, funktionierte dieser Blitzer im Jahr 2022 durchgängig.

Auf den Plätzen drei und vier folgen zwei Blitzeranlagen auf den Ringen – eine am Hansaring (rund 20.000 erfasste Fahrzeuge), die andere am Kaiser-Wilhelm-Ring (mehr als 16.000). Auch weitere Radarfallen auf den Ringen gehörten im Jahr 2022 zu den Top-50-Standorten mit den meisten erfassten Geschwindigkeitsüberschreitungen.

Ebenso mehrfach vertreten sind die Blitzer auf der A1-Rheinbrücke in Fahrtrichtung Dortmund: Die Anlage in Höhe der Rheinauen erfasste mehr als 12.000 Fahrzeuge, die Anlage in Höhe der Strommitte immerhin noch knapp 6000.

Die wenigsten Blitzer im Stadtgebiet sind übrigens fest installiert: Von insgesamt 795 Messstellen, die im Datensatz der Stadt aufgeführt sind, lediglich 50 fest installierte, stationäre Überwachungsanlagen. Während diese Anlagen permanent messen, werden die mobilen Anlagen an unterschiedlichen Standorten eingesetzt. „Es kommt vor, dass an einem Standort lediglich an einem Tag gemessen wird, zum Beispiel, wenn dort Beschwerden von Bürgern vorliegen“, erklärt Stadtsprecherin Katja Reuter auf Anfrage. „Werden dort keine oder nur sehr geringe Verstöße festgestellt, wird dieser Standort erst einmal in unregelmäßigen Abständen überwacht. Wird dort eine hohe Verstoßquote festgestellt, wird dieser Standort in der Einsatzplanung häufiger berücksichtigt.“ Die Liste der Bürgerbeschwerden ist dabei sehr lang, sagt Reuter: „Die Abarbeitung reicht derzeit bis Ende 2024.“

Wer wird in Köln am häufigsten geblitzt?

Neben Datum, Uhrzeit, Ort und Geschwindigkeit mit der ein Fahrzeug in eine Radarfalle gerät, veröffentlicht die Stadt Köln auch einen anonymisierten Teil des Kennzeichens

Die Daten der Stadt Köln zeigen eindeutig, dass am häufigsten Fahrzeuge mit Kölner Kennzeichen geblitzt werden – im Jahr 2022 etwa 235.000 Wagen, um genau zu sein. Das ist erst einmal nicht verwunderlich. Das sind aber das einmal rund 42 Prozent aller erfassten Geschwindigkeitsüberschreitungen. 

Auf Platz zwei der am häufigsten geblitzten Kennzeichen rangiert Bergheim (BM) im Rhein-Erft-Kreis mit knapp 36.000 Geschwindigkeitsverstößen im Kölner Stadtgebiet, gefolgt von Bergisch Gladbach (GL) im Rheinisch-Bergischen Kreis (knapp 25.000) sowie Siegburg (SU) im Rhein-Sieg-Kreis (rund 19.000).

Übrigens: In rund 15.000 Fällen wurde zwar eine Geschwindigkeitsübertretung festgestellt, allerdings kein dazugehöriges Kennzeichen ermittelt.

Wann werden die meisten Fahrzeuge in Köln geblitzt?

Pro Tag werden in Köln rund 1500 Fahrzeuge geblitzt, jedoch nicht an allen Wochentagen gleich viele. Die meisten Fahrerinnen und Fahrer geraten samstags in eine Radarfalle, die wenigsten an Sonntagen. 

Der Tag, an dem 2022 die meisten Geschwindigkeitsverstöße festgestellt wurden, war jedoch kein Samstag, sondern ein Donnerstag: Am 16. Juni, wurden stadtweit 3035 Raserinnen und Raser geblitzt – an Fronleichnam.

Rückgänge zeigen sich besonders deutlich an den traditionell verkehrsarmen Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr. Ein deutlicher Einbruch bei den Geschwindigkeitsüberschreitungen ist zudem am Montag, 27. Juni 2022, zu erkennen – dem ersten Tag der Sommerferien.

Wie schnell sind Raser in Köln unterwegs?

Spitzenreiter war ein Fahrer in der Nacht auf Donnerstag, 13. Oktober 2022: Zunächst rauschte das Fahrzeug um 3.33 Uhr mit einer Geschwindigkeit von 204 Stundenkilometern in die Radarfalle auf der A3 am Kreuz Köln-Ost. Erlaubt ist dort Tempo 80. Drei Minuten später fuhr der Wagen mit 193 Stundenkilometern über die B55a in Richtung Zoobrücke. Das Tempolimit liegt dort ebenfalls bei 80 Stundenkilometern. Erneut drei Minuten später raste das Fahrzeug mit 183 Stundenkilometern durch eine Radarfalle auf der Inneren Kanalstraße in Fahrtrichtung Ehrenfeld. Dort sind 50 Stundenkilometer erlaubt.

Nicht nur die Uhrzeiten sowie die Fahrtstrecke sprechen dafür, dass es sich hierbei um ein und denselben Fahrer handelt, sondern auch das erfasste Kennzeichen: Dieses beginnt laut Datensatz der Stadt mit der Buchstabenkombination WL. Ob es sich um ein deutsches Fahrzeug aus dem niedersächsischen Winsen (Luhe) oder ein ausländisches Fahrzeug handelt, geht aus der Kennzeichencodierung allerdings nicht hervor.

So schnell sind allerdings die wenigsten Raserinnen und Raser unterwegs: Im Schnitt und nach Abzug der Toleranz liegt die Geschwindigkeitsüberschreitung bei 9,8 Stundenkilometern.

Wie viel Geld nimmt die Stadt Köln durch Verkehrssünder ein?

Eine Umfrage der Arbeitsgemeinschaft Verkehrsrecht des Deutschen Anwaltvereins (DAV) zeigt: Die Einnahmen durch Bußgelder aus mobilen und stationären Blitzanlagen liegen in Köln bei 21,5 Millionen Euro. Nur in Berlin spülten Raserinnen und Raser im Jahr 2022 noch mehr Geld in die Kassen: 30,2 Millionen Euro. Die Landeshauptstadt Düsseldorf bringt es auf 14,5 Millionen Euro und landet damit im bundesweiten Ranking der 36 befragten Städte auf Platz drei. Kleines Manko: Einige Großstädte wie Hamburg, Leipzig und Frankfurt, die im Vorjahr sehr hohe Einnahmen verzeichnet hatten, nahmen in diesem Jahr nicht an der Umfrage teil. 

Nach Angaben des Anwaltvereins musste im Jahr 2022 statistisch gesehen jeder der etwa 1,1 Millionen Kölner 20,05 Euro an Bußgeldern begleichen. Köln liegt damit leicht über dem bundesweiten Mittelwert von 18,97 Euro. Insgesamt hat sich der Mittelwert an Bußgeldern pro Kopf innerhalb eines Jahres von zehn auf rund 19 Euro fast verdoppelt. Dies liegt an der Einführung des neuen Bußgeldkatalogs im November 2021. Dieser sieht für Geschwindigkeitsverstöße deutlich höhere Bußgelder vor.

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