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Neuer Kölner StadtteilKreuzfeld soll bloß keine Schlafstadt mit Verkehrsstau werden

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Auf Feldern nahe Blumenberg soll der neue Stadtteil Kreuzfeld entstehen.

Auf Feldern nahe Blumenberg soll der neue Stadtteil Kreuzfeld entstehen.

Köln-Chorweiler – Die Planungen für den neuen Stadtteil Kreuzfeld werden konkreter. Die Verwaltung präsentierte den Bezirksvertretern von Chorweiler nun einen Ablaufplan. Demnach soll mit Hilfe einer Studie unter anderem analysiert werden, wie die Fläche „optimal räumlich und baulich“ genutzt werden kann und wie dies „in Einklang mit angrenzenden Stadtteilen“ zu bringen ist. Die Infrastruktur wird überprüft und eine für die Bebauung angemessene geschaffen.

Bis Ende des Jahres sollen Experten und Politiker zu Wort kommen und Ziele entwickeln, die als Grundlage für alle weiteren Planungen dient. Danach, bis Ende 2020, sollen Bürger in einem so genannten Werkstattverfahren in die Planung einbezogen werden. Ab 2023 könnten die Arbeiten in Abschnitten beginnen.

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Die Chorweiler Bezirksvertreter sehen den Zeitplan kritisch. „Es gibt viel Frust“, sagte Bezirksbürgermeister Reinhard Zöllner. Von Seiten der Politik seien viele Probleme angesprochen worden, die der neue Stadtteil mit sich bringen könnte. „Darauf haben wir keine Antworten erhalten, nur einen zeitlichen Ablauf.“ Laut Klaus Roth von den Linken geht es nicht darum, einfach eine Wohnbebauung zu planen. „Man muss korrigieren, was bei der Planung von Blumenberg falsch gelaufen ist.“

Das sei bei einer Veranstaltung der IG Blumenberg kürzlich deutlich geworden. „Es muss ein Konzept für Blumenberg und Kreuzfeld entwickelt werden, das eine Veränderung der Verkehrsführung und eine entsprechende Infrastruktur wie Geschäfte, Schulen, Kitas mit beinhaltet.“ Von all diesen Dingen könne er in der Vorlage nichts finden, „und ich bin in Sorge, dass hier wieder zu kurz geplant wird und wir am Ende da stehen und sagen: Es funktioniert mal wieder nicht.“

Knackpunkt ist S-Bahn-Haltestelle

Ein Knackpunkt ist laut Grünen-Fraktionschef Wolfgang Kleinjans auch die S-Bahn-Haltestelle Blumenberg, die weder über einen Aufzug noch eine Rolltreppe verfügt. „Sowas kann auch in ein Konzept rein, dass ich im voraus dafür sorge, das die Menschen sich auch ohne Auto fortbewegen können.“ Weitere Probleme seien der Blumenbergsweg, fehlende Radwege und eine Anbindung an die Autobahn 57. „Es gibt so viele offene Fragen, dass es noch viel Papier braucht, bis eine sinnvolle Vorlage erstellt ist.“

Die Sozialdemokratin Eike Danke sagte: „Die Bürger stehen dem neu entwickelten Stadtteil eigentlich positiv gegenüber, wenn viele Punkte wie Mobilität und öffentlicher Nahverkehr auch verwirklicht werden.“

Viele Bürger seien aber misstrauisch, ob das auch so funktioniert. „Wenn es jetzt wieder in den Sand gesetzt wird, weil Bürger nicht wahrgenommen werden, haben wir das nächste Problem einer Schlafstadt vor Ort mit Verkehrsstau.“

Das könne nicht im Interesse der Bezirksvertretung sein. „Wir wollen eine Machbarkeitsstudie und breite Bürgerbeteiligung“ betonte Sabine Pawlowski vom Amt für Stadtentwicklung und Statistik. Bis Oktober soll mit Expertenhilfe ein Leitbild entworfen werden, das auch die Frage der Kommunalpolitiker aufgreift – unter anderem eine gute Infrastruktur und Verkehrslage. Blumenberg und alle umliegenden Viertel schaue man sich genauer an, „damit der gesamte Kölner Norden von der Entwicklung im Kreuzfeld profitieren kann.“

„Wir hätten gern mehr solcher Gebiete“

Michael Hepting vom Amt für Straßen und Verkehrsentwicklung betonte, dass gerade die schnelle S-Bahn-Anbindung der Grund sei, warum der Bebauungsprozess des Kreuzfeldes so eine Dynamik entwickelt. „Wir hätten gern mehr solcher Gebiete.“ Mit dem 46,7 Hektar großen Areal, auf dem rund 2200 Wohneinheiten gebaut werden könnten, liebäugeln Politiker und Stadtverwaltung seit 1993. Über die Jahre entwickelte sich ein Bebauungsplan.

2005 jedoch stoppte die Politik das Vorhaben – Grund dafür waren laut Stadt die Erfahrungen mit der Entwicklung des Stadtteils Blumenberg. Statt dessen wurde eine sozialverträglichere Bebauung mit der Arrondierung bereits bestehender Stadtteile empfohlen. Der Bebauungsplan aus den 1990er Jahren ist laut Stadt nicht mehr zeitgemäß und wurde verworfen. Nun fängt man wieder von vorne an. Das Kreuzfeld punktet dabei insbesondere mit der bereits bestehenden S-Bahn-Haltestelle Blumenberg. Zudem werden die anliegenden Stadtteile derzeit durch viele Projekte aufgewertet. Die Ausgangslage, Kreuzfeld zu entwickeln, sei „sehr gut“.

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