„Schwerer Schlag“Stadt Köln will Förderung für Beratungszentren kürzen

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Die Beratungen im Kellerladen in Bilderstöckchen finden in einem umgebauten Eisenbahnwaggon statt.

Köln – Die Kölner Erwerbslosen- und Arbeitslosenzentren gehen unsicheren Zeiten entgegen. Wie aus einer Mitteilung im Sozialausschuss hervorgeht, will die Stadt die finanziellen Mittel um 160.000 Euro kürzen. Besonders betroffen wären vor allem der Verein Echo Chorweiler, das Begegnungs- und Fortbildungszentrum Muslimischer Frauen (BFMF) sowie der Verein Frauen gegen Erwerbslosigkeit. Auch der Kellerladen in Bilderstöckchen, der Lindweiler Treff und der Veedel e.V. müssten Einbußen hinnehmen. „Wir wissen im Moment nicht, wie wir das hinkriegen sollen“, sagte Theresia Dokpe, Geschäftsführerin des Kellerladens.

2020 hatte sich das Land weitgehend aus der Förderung der Beratungszentren zurückgezogen. Unterstützt werden nur noch eine Bietergemeinschaft (Beratungsstelle Arbeit) der größeren Erwerbslosenzentren - Kölner Arbeitslosenzentrum (Kalz), ABC Höhenhaus und Vingster Treff mit 3,5 Stellen. Die Stadt sprang in die Bresche und fördert in diesem Jahr das BFMF mit 82.000 Euro, Echo Chorweiler mit 71.000 Euro. 24.300 Euro erhielten jeweils die kleineren Arbeitslosenzentren Lindweiler Treff, der Kellerladen, Veedel e.V. und der Verein Frauen gegen Erwerbslosigkeit. Kalz und Vingster Treff profitieren zudem wie bislang von einer institutionellen Förderung von insgesamt 114.000 Euro.

Diese städtische Förderung soll nun ab 2022 gekürzt werden. „In der Folge ist mit einem stark eingeschränkten Angebot und zurückgehenden Beratungszahlen zu rechnen“, heißt es in der Mitteilung. Echo Chorweiler, das BFMF, Frauen gegen Erwerbslosigkeit, Kellerladen, Lindweiler Treff und Veedel e.V. sollen künftig nur noch gut 15.000 Euro erhalten. Die institutionelle Förderung von Kalz und Vingster Treff soll fortgeführt werden.

Mehr Beratungen durch die Pandemie

Dabei hatten die Beratungsstellen, offenbar bedingt durch die Pandemie, 2020 so viel zu tun wie lange nicht mehr. Die Anzahl der Beratungen war im Vergleich zu 2019 von 5200 auf 6300 gestiegen. „Die Menschen haben Ängste und ein Gefühl von Ohnmacht“, sagt Kalz-Geschäftsführer Bernd Mombauer. Viele hätten in der Pandemie ihren Job verloren, andere mussten in Kurzarbeit gehen. Mombauer fordert die Stadt auf, bei den Förderungen nachzubessern. „Es geht um die Ärmsten der Armen. Es ist ein Lackmus-Test, wie sich die Politik in solchen Fragen verhält.“

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Bessere die Stadt nicht nach, müsse Parisozial die Beratungsstelle von Echo Choweiler schließen, sagt der Geschäftsführer von Parisozial Köln, Markus Johannis. Gerade in einem Viertel wie Chorweiler sei das Beratungsangebot aber immens wichtig. „Die Menschen werden weiterhin kommen, aber wir können sie nicht beraten.“ Damit es nicht so weit kommt, hat Johannis die Ratsfraktionen angeschrieben. „Die Politik muss nun entscheiden, was eine Stadt lebenswert macht.“ Werde die Förderung gekürzt, trage dies dazu bei, den sozialen Frieden in der Stadt zu gefährden. „Abgehängte Menschen werden noch weiter angehängt.“

„Aus für wichtige Arbeit”

SPD und Linke wollen sich nun mit einem Antrag in der kommenden Ratssitzung für die Beratungszentren einsetzen. Neben der Bereitstellung des städtischen Anteils für die „Beratungsstelle Arbeit“ sollen Erwerbslosenberatungsstellen jährlich mit bis zu 75.000 Euro und Arbeitslosenzentren jährlich mit bis zu 25.000 Euro gefördert werden. Falls die Stadt die Mittel kürze, bedeute dies das „Aus für die Träger und ihre wichtige Arbeit“, sagte Ratsherr Jörg Detjen (Linke).

Detjen könne nicht nachzollziehen, dass „wir uns hier um kleine Summen streiten müssen und in anderen Bereichen das Geld zum Fenster rausgeschmissen“ werde. Auch Michael Paetzold (SPD) sagt: „Das ist ein schwerer Schlag für die Träger.“ Wie die anderen Parteien abstimmen, ist derzeit offen: Sowohl die Grünen und die CDU haben angekündigt, zunächst einmal die Haushaltsberatungen abwarten zu wollen.

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