Nach der FlutKölner Förderschule ist nicht mehr nutzbar

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Die Schule an der Rochusstraße

Bickendorf – Seit den schweren Unwettern am 14. Juli, hatte Ingo Beemelmanns mehr als nur eine schlaflose Nacht. Beemelmanns ist der Schulleiter der Städtischen Förderschule Lindweiler Hof an der Rochusstraße. Die Schülerinnen und Schüler, die hier unterrichtet werden, müssen in ihrer emotionalen und sozialen Entwicklung unterstützt werden - das Schulgebäude ist auf diese Zielsetzung ausgerichtet: Das weitläufige Gelände weist viele Grünflächen und Sportgeräte auf, es gibt einen Brotbackofen und sogar Hühner, die den Kindern dabei helfen, Verantwortung zu lernen.

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Schulleiter Ingo Beemelmanns weiß nicht, was aus dem Bickendorfer Schulstandort wird. 

Wasser stand bis zu 40 Zentimeter hoch

Nun aber steht Rektor Beemelmanns zwischen Umzugskartons und Sperrmüll. Die heftigen Regenfälle der letzten Wochen haben das Schulgebäude so stark beschädigt, dass eine weitere Nutzung nicht möglich ist: „Alle Fußböden müssen herausgerissen werden, teilweise auch die Wände, weil das Dämmmaterial nass geworden ist“, erklärt der Schulleiter. So habe das Wasser mitunter bis zu 40 Zentimetern hoch in den Fluren der Schule gestanden, der Kelle sei sogar gänzlich geflutet worden: „Das ist wirklich bitter“, sagt Beemelmanns, während er sich in der ehemaligen Lehrküche umsieht, „was für eine Zerstörungskraft Wasser erreichen kann, ist wirklich unglaublich.“

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Im Musikraum standen auch viele Instrumente im Wasser. 

In der im Keller gelegenen Lehrküche war der Druck des Wassers so stark, dass die Fensterscheiben zerbrochen sind, noch heute sind kleine Pfützen zu sehen. Ein ähnlich schlimmes Bild zeichnet sich im Musikraum der Schule ab. Dort hat sich der Parkettboden so mit Regenwasser vollgesogen, dass sich die Dielen sichtbar gewellt haben: „Hier mussten wir das Wasser aus den Gitarren schütten“, erinnert sich Beemelmanns, „teilweise haben die Kinder wirklich angefangen, zu weinen.“

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Übergangsgebäude in Longerich

Was die Schule an Instrumenten retten konnte, wird nun zusammen mit anderen Möbelstücken in Lastwagen verladen und nach Longerich gebracht. Hier wird die Schule Lindweiler Hof nämlich ein Übergangsgebäude an der Paul-Humburg-Straße beziehen: „Das Gebäude ist zwar auch ziemlich abgerockt, aber da kann man niemandem einen Vorwurf machen. Es ist eben eine Notlösung.“ Das größere Problem sei ein anderes, wie Beemelmanns erklärt: „Im Kölner Norden gibt es ein gutes Angebot an Förderpädagogik. Wenn wir jetzt aber umziehen, herrscht im Kölner Westen ein Mangel.“ Der Großteil der 130 Schülerinnen und Schüler der Klassen 1 bis 10, welche die Schule Lindweiler Hof besuchen, kommt aus dem Stadtbezirk Ehrenfeld, viele stammen aus schwierigen Verhältnissen, wachsen in Heimen oder bei Pflegeeltern auf. Die jüngeren von ihnen müssen den weiten Weg nach Longerich nun mit einem Schulbus antreten.

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In der Lehrküche war der Wasserdruck so hoch, dass Scheiben geborsten sind. 

Das neue Gebäude ist zudem nicht so ideal auf die Bedürfnisse der Schülerschaft zugeschnitten, wie dies am Bickendorfer Standort der Fall war. Einen Musikraum gibt es dort beispielsweise nicht - und auch ob genug Platz für den Hühnerstall ist, sei derzeit noch ungewiss: „Es mag komisch klingen, aber die Hühner sind für unsere pädagogische Arbeit sehr wichtig“, erklärt Direktor Ingo Beemelmanns: “Die Kinder bauen eine emotionale Bindung zu ihnen auf und lernen, wie man Verantwortung übernimmt - und das die Eier nicht aus der Fabrik kommen.“

Hühner standen unter Stress

Glücklicherweise ist keines der sieben Hühner bei den Regenfällen umgekommen - schadlos ging das Unwetter aber auch an ihnen nicht vorbei, wie Hühnerpfleger Stephan Weber erklärt: „Sie standen so unter Stress, dass sie Eier mit ganz knittriger Schale gelegt haben - daran sieht man, dass auch sie ziemlich mitgenommen waren.“

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Die Schule hat sieben Hühner, sie sind zur Zeit in der Eifel untergebracht. 

Mit dem Umzug nach Longerich zieht die Förderschule Lindweiler Hof nun also auch einer ungewissen Zukunft entgegen. Wie Ingo Beemelmanns erklärt, sei das alte Schulgebäude in Longerich nämlich bereits mit anderen Plänen bedacht gewesen: „Ich glaube, dass dieser Notfall nicht ganz in die Vorhaben der Stadt Köln passt“, erklärt er, freut sich dennoch über die schnelle Lösung. Wie lange die Schule nun jedoch in Longerich bleiben wird und was mit dem beschädigten Gebäude in Bickendorf passiert, wisse er zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Immerhin soll der Unterricht am neuen Standort bereits am kommenden Mittwoch aufgenommen werden - eine Woche nach dem offiziellen Schulstart in NRW. Während die Vorbereitungen dafür auf Hochtouren laufen, hat sich die Stadt Köln bis dato noch nicht zu der Sachlage geäußert: „Eine richtige Perspektive haben wir leider nicht“, so Beemelmanns.

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