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Birnbaum-Allee für Köln-PeschAlte Arten bekommen neues Zuhause

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Birnbaumallee

Die  Allee im Nüssenberger Busch

Köln-Pesch – Spaziergängern im „Nüssenberger Busch“, dem Abschnitt des Grüngürtels durch den die Johannesstraße führt, wird es bereits aufgefallen sein: Seit Ende des vergangenen Jahres zieht sich eine Reihe von gut 35 frisch gepflanzten Jungbäumen entlang des Randbereichs der großen Wiese. Noch ist es den schmucklosen Stängeln nicht anzusehen, aber hier wächst eine „Allee der vergessenen Birnensorten“ heran.

90 Birnbaum-Arten werden gepflanzt

Insgesamt gut 90 Birnbaum-Arten sollen hier im Lauf der kommenden zwei Jahre angepflanzt werden, darunter fast verschwundene Sorten wie die „holzfarbige Butterbirne“, die „Sommerfeigenbirne“, oder die „Langstielerin“. Umgesetzt wurde das städtische Projekt von der Naturschutzstation Leverkusen, einer Einrichtung des Naturschutzbund Deutschland (NABU), die bereits mehrere Streuobstwiesen im Kölner Raum betreut und erst im vergangenen Herbst damit begonnen hatte, im Longericher Abschnitt des Grüngürtels ein „Arboretum“, das ist ein Garten für seltene Obstsorten, anzulegen.

Sortenvielfalt bewahren

Während sich dort rare Apfel-, Birnen- und Kirschsorten munter mischen, ist die neue Allee ausschließlich den Birnbäumen gewidmet. Warum, das erklärt Volker Unterladstetter, der bei der Naturschutzstation für die Koordination der Obstwiesen-Projekte zuständig ist. „Auch beim Apfel ist ein Verschwinden der alten Sorten zu verzeichnen, aber da findet man immer noch eine gewisse Vielfalt“, sagt er. „Bei der Birne werden inzwischen aber nur noch die immer gleichen drei oder vier Sorten angebaut. Dabei stand deren Sortenvielfalt früher dem Apfel in nichts nach. Man geht europaweit von mehreren tausend historischen Birnensorten aus. Da wollten wir hier einfach ein Zeichen setzen.“ Die Beschaffung der raren Sorten ist dabei sehr aufwändig, denn „die bekommt man eben nicht in der nächsten Baumschule“, weiß Unterladstetter.

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Zu finden sind sie noch in über Deutschland und Europa verteilten Erhaltungssammlungen, von denen sich Unterladstetter jeweils „Reiser“ schicken lässt: junge Triebe der ursprünglichen Bäume, die zur Veredelung benötigt werden. Der Zeitpunkt ist dabei entscheidend, denn um die Reiser transportieren zu können, müssen diese in Winterruhe sein. Wird es zu warm, treiben sie bereits unterwegs aus und werden für die Veredelung unbrauchbar. „Wenn sie etwa mit der Post geschickt werden, hat man eben manchmal das Pech, dass sie eine Woche lang in irgendeinem warmen Postamt liegen und austreiben. Das bedeutet einen erheblichen logistischen Aufwand.“ Er sei daher froh, dass die „Saison fürs erste vorbei ist.“

Gepflanzt wird erst im Winter

Im kommenden Winter sollen zunächst gut weitere 30 Bäume gepflanzt werden, die Übrigen im darauffolgenden Winter 2023/24. Auch danach bedürfen die Birnbäume noch regelmäßiger Pflege. „Alle Obstbäume müssen mindestens die ersten zehn Jahre regelmäßig geschnitten werden. Das regt das Wachstum an und erzeugt eine stabile und vitale Krone“, so Unterladstetter.

Jeder darf Birnen ernten

Das soll sich gerade im Fall der Birnbäume lohnen, die mit den Jahren besonders große, landschaftsprägende Kronen entwickeln und mit bis zu 250 Jahren ein hohes Alter erreichen können. Bis die jungen Bäume Früchte tragen, wird es jedoch noch ein paar Jahre dauern. Dann jedoch soll hier jeder zu greifen dürfen. „Wir werden dann zu jeder Sorte Informationen zugänglich machen, denn viele eignen sich für ganz spezielle Verwendungsarten: die einen für den frischen Verzehr, die anderen für die Lagerung und wieder andere für Dörrobst“, so Unterladstetter.

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