Kulturklüngel-ReiseführerAnleitung für eine Weltreise durch Köln in Corona-Zeiten

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Shou Tiang Song aus dem Restaurant Lei Lei macht die Nudeln selber. 

Köln – Jetzt, da Corona jedem Weltenbummler den Stecker gezogen hat, wachsen Fernweh und die Sehnsucht nach Weite. Aber kein Kölner muss in den Flieger steigen, um sich von der Buntheit der Ethnien und Kulturen verblüffen zu lassen. Wenn sich die Türen von Restaurants und Kultureinrichtungen hoffentlich bald wieder öffnen, kann es losgehen mit der Reise durch die eigene Stadt. In Köln leben Menschen aus 180 Herkunftsländern, jeder Dritte hat ausländische Wurzeln.

Urlaub vor der eigenen Haustür

Thomas Bönig, leidenschaftlich reisender Kölner, geht mit seinen Kulturklüngel-Stadtführungen schon seit vielen Jahren auf Weltreise durch die eigene Stadt. Den Teilnehmern vermittelt er die sinnliche Erfahrung, dass in Köln wirklich die Welt zuhause ist. Dass man sie nur suchen und finden muss.

Thomas Bönig

Im Corona-Jahr hat er den Trend des „Urlaubs vor der eigenen Haustür“ auf seine eigene Weise interpretiert: Gemeinsam mit Johanna Alisch hat er all seine Kontakte und Ideen in einem „Reiseführer für die Weltreise durch die eigene Stadt“ zusammengefasst. „Der soll schon mal Lust machen zum Stöbern und Vorfreude - damit die Reise nach dem Lockdown sofort auf eigene Faust starten kann.“ Komplett CO2-neutral.

Geheimtipps für Experimentierfreudige

Wer die Tipps anschaut, der findet genau das Gegenteil von Hipster-Trends: keine Buddha-Bowl oder keinen neuen stylischen Sushi-Laden. Die Restaurants aus klassischen Kölner Gastro- oder Einzelhandels-Guides findet man hier eher nicht. Bönig hat ein Herz und einen Blick für die Underdogs: für die kleinen Läden und Kioske, die man vielleicht sonst nie betreten hätte. Oder für Orte, die eine authentische Konfrontation mit Fremdheit bedeuten können und im Idealfall Begegnungen mit den Menschen hinter der Theke.

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Getreu seinem Lieblingszitat von Erich Kästner „Toren besuchen im fremden Land in die Museen, Weise gehen in die Tavernen“, liegt der Schwerpunkt auf kulinarischen Entdeckungen: Warum nicht mal Safraneis mit Rosenwasser im persischen Eiscafe Nobel in der Nähe des Neumarkts probieren? Oder in Thu Khue Pams veganem vietnamesischen Restaurant Well-Being Tofu nach Art buddhistischer Mönche probieren?

Wer es noch exotischer mag, bestellt sich im „Lei Lei“ neben den vom Küchenchef höchstpersönlich selbst gemachten gigantisch langen chinesischen Nudeln noch gedämpfte Hühnerfüße. Die ganz Mutigen können sich in Beckys Afroshop zur Regenzeit Riesenschnecken aus Ghana vorbestellen. Für Afrika-Anfänger empfiehlt sich aber vielleicht eher das afrikanische Streetfood aus dem Ehrenfelder „Just Try Soul Food“.

Mantrasingen im Harekrishna-Kloster

Neben der Kulinarik bietet der Reiseführer aber auch Impulse für Erfahrungen anderer Art: Wer mag, kann sich etwa bei Charlie Temp, dem ungekrönten König des maschinellen Haarschnitts einen Dom ins Haar rasieren lassen, durch Klein-Marokko in Kalk flanieren oder dort sonntags beim Mantrasingen im Hare-Krishna-Kloster vorbeischauen. Impulse bietet der im Eigenverlag erschienene Reiseführer viele. Wobei kritisch angemerkt werden muss, dass sich der Autor nicht entschließen konnte, wer die Zielgruppe ist: Kölner, die die Vielfalt ihrer Stadt entdecken wollen, oder ausländische Touristen, die zum ersten Mal in Köln sind.

Herausgekommen ist ein Mix aus beidem: Denn neben den Entdeckertipps gibt es viele klassisch touristische Hinweise von Fahrradverleih, über Hostels zur Übernachtung bis Erklärungen dazu, was etwa ein Veedel ist. Stattdessen hätte man gerne zu dem ein oder anderen Tipp oder Protagonisten mehr erfahren. Trotzdem: Die bunte multikulturelle Mischung macht Lust auf die Reise, die bestenfalls direkt nach dem Lockdown losgehen kann.

Der „Kulturklüngel Köln – Der Reiseführer für die Weltreise durch die eigene Stadt“ ist im Eigenverlag erschienen und kann über die Internetseite www.kulturkluengel.de online bestellt werden. Auf der Seite findet sich auch eine Auflistung von Kölner Geschäften, wo das Buch für 19,95 Euro erhältlich ist.

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