In der Corona-KriseWie die Kölner ihre Bimmelbahn wiederentdecken

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Vier Bahnen sind derzeit auf den Strecken von der City zum Zoo und Schokoladenmuseum unterwegs.

  • Obwohl wegen der Corona-Krise derzeit kaum Touristen in Köln sind, ist die Bimmelbahn, die zum Zoo und zum Schoko-Museum fährt, voll ausgelastet.
  • Statt der Touristen haben Kölner und Besucher aus dem nahen Umland die Bahn für sich entdeckt.
  • Die Betreiberin sorgt sich aber trotz der positiven Sommer-Bilanz um die nähere Zukunft.

Köln – Es herrscht eine Gluthitze am Dom – doch an der Haltestelle der Bimmelbahnen zum Schokoladenmuseum und zum Zoo warten stetig Menschen, um mitzufahren. Corona-Krise? Ist hier nicht zu spüren. Eine Kölner Familie steigt ein, eine Großmutter mit Enkelinnen, dann Besucher aus Holland in den nächsten Waggon.

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Bimmelbahn-Chefin Tanja Wolters

Tanja Wolters, die Chefin von Schoko- und Zooexpress, freut sich: „Die Touristen fehlen. Dafür haben die Kölner und die Besucher aus dem Umland die Bimmelbahnen entdeckt. Wir sind mit der Auslastung sehr zufrieden. Unser Angebot wurde super angenommen.“ Der Ferienmonat Juli sei sogar so gut gewesen wie der Juli im Vorjahr. „Die Leute sind einfach dankbar, dass sie etwas unternehmen können.“ Viele Kölner hätten ihr gesagt: „Wir sind noch nie mit der Bimmelbahn gefahren und waren noch nie im Schokomuseum.“

Darunter waren sogar viele Bekannte und Freunde von ihr. „Die haben mir ganz stolz Fotos geschickt.“ Kölner nutzen traditionsgemäß keine Touristeneinrichtungen und -ziele – doch das hat die Krise mangels eingeschränkter Reisemöglichkeiten geändert.

Ganz normaler Linienverkehr

Seit Ende Mai fahren die vier Bahnen wieder, jeweils zwei Richtung Zoo und Schokomuseum. Sie verkehren verlässlich nach Plan alle halbe Stunde – und gelten als ganz normaler Linienverkehr. Für die Sicherheit der Fahrgäste wurden zwischen die Sitzreihen Plexiglasscheiben eingebaut, so dass Abteile entstanden. Es darf wie in öffentlichen Bussen und Bahnen jeder Platz besetzt werden – allerdings ist der Andrang noch nicht wieder so groß.

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Die Sitzreihen sind durch Plexiglasscheiben getrennt.

Es herrscht Maskenpflicht – doch meistens gelingt es, Familiengruppen separat in einen Waggon zu setzen, dann können die Masken abgenommen werden. Außerdem sind die Züge durch offene Fenster gut zu belüften. Hin- und Herlaufen kann man in den Bahnen nicht. Die Fahrer sitzen ohnehin getrennt von den Fahrgästen im der Lok. „Wir legen sehr viel Wert auf die Sicherheit“, sagt Tanja Wolters. Sie weiß, wovon sie redet. Sie selbst hatte sich bereits im März mit dem Virus infiziert. „Ich war zwei Wochen krank, musste aber nicht ins Krankenhaus.“

Wolters freut sich über jeden Schritt hin zu einer – mit aller Vorsicht gestalteten – Normalität. Doch ein wenig angespannt sieht sie auf das Ende der Sommerferien in NRW. Werden die Kölner, wenigstens an den Wochenenden, weiterhin mit der Bimmelbahn durch ihre Stadt fahren und vielleicht ganz neue Seiten an ihr entdecken? Werden weiterhin Fahrgäste aus dem Umland kommen?

Neues Ausflugsprogramm

Und auch wenn die Bimmelbahnen gut unterwegs sind – weggebrochen ist weiterhin das Geschäft mit Sonderfahrten zu Geburtstagen und Hochzeiten. Doch Tanja Wolters lässt sich nicht unterkriegen. Sie hat bereits modellhaft ein neues, coronakonformes Ausflugsprogramm erprobt. Mit zwei Karnevalsgesellschaften gab es Fahrten zur Lanxess-Arena und zum Stadion, wo Mini-Konzerte mit kölschen Stars stattfanden.

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„Das ist alles umsetzbar, man muss sich nur von eingefahrenen Gewohnheiten trennen“, sagt Wolters. Und dann rattert die Bimmelbahn Richtung Zoo ab – nachdem die Großmutter ihre Enkelinnen noch mit dem Dom im Hintergrund fotografiert hat. Noch so etwas, was Kölner in normalen Zeiten eher selten tun.

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