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Kölner Hostels im Aufschwung„Wir sind seit dem Sommer von null auf hundert gestartet“

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HostelLobby

Hostel-Managerin Jacqueline Rieger in der Lobby 

Köln – In der Lobby des Hostels am Mauritiuswall warten Kinder einer Schulklasse aus Kassel auf den Gang ins Museum. Eine Familie mit zwei Kindern aus Münster, die auf Verwandtenbesuch war, checkt gerade aus. Und einige Backpacker, die übers Wochenende bleiben wollen, melden sich an.

Es herrscht Hochbetrieb im A&O-Hostel. „Wir sind seit dem Sommer von null auf hundert gestartet“, sagt Managerin Jacqueline Rieger. Die Zimmerbelegung im Oktober lag bei 80 Prozent – und damit nur knapp unter der Auslastung in Vor-Corona-Zeiten. „Die Leute haben großen Nachholbedarf beim Reisen.“

Besserer Start als Kölner Hotels

Und da scheinen Hostels den leichtesten Start aller Beherbergungsbetriebe gehabt zu haben. Zum Vergleich: die jüngsten Zahlen für die Auslastung der Kölner Hotellerie liegen für den August vor. Und da lag die Belegung – trotz Ferienzeit – bei durchschnittlich nur rund 39 Prozent. Während vielen Hotels in der Stadt noch die großen Gäste-Kontingente von Messen und Tagungen fehlen, haben sich günstigere Unterkünfte wie die Hostels dank ihrer anderen Kunden-Zusammensetzung schneller wieder gefüllt.

Am Mauritiuswall sind es vor allem Schulklassen und Familien, die hier übernachten. Im Oktober kamen 66 Prozent der Gäste aus Deutschland, viele aus den Nachbarländern, aber auch eine Gruppe aus den USA war schon da.

Hostelmehrbetten

Einen Platz im Mehrbettzimmer gibt es ab neun Euro.

Übernachten kann man in Acht-Stockbetten-Zimmern ab neun Euro – wobei sich hier Gäste aus bis zu acht verschiedenen Haushalten einbuchen können, auf Wunsch nach Geschlechtern getrennt. Es gibt Familienzimmer mit einem Doppelbett und Stockbetten ab 59 Euro. Wer mehr Hotel-Flair will, kann auch ein normales Doppelzimmer buchen. „Diese Flexibilität macht uns wohl auch so erfolgreich“, sagt Rieger.

Dass man mitten im feierfreudigen Schaafenstraße-Viertel liegt, trage sicher für einige Gäste auch zur Attraktivität des Standorts bei. Das 2008 eröffnete Hostel nimmt – im Gegensatz zu einigen anderen Beherbergungsbetrieben – auch Junggesellen- und Junggesellinnenabschiedsgruppen auf. Trotzdem herrscht um 22 Uhr Nachtruhe. „Die befrieden wir vor der Eingangstür, darin haben wir Übung.“

Hostelaussen

Das A&O-Hostel am Mauritiuswall

Das Haus – ein ehemaliges städtisches Verwaltungsgebäude – hat 175 Zimmer für maximal 500 Gäste, in zwei weiteren Kölner Niederlassungen sind es jeweils 65 Zimmer. Es gibt ein Frühstücksbuffett, Abendessen, eine Bar und Tagungsräume mit Namen wie „Trude Herr“. Quietschende Doppelstockbetten und Gemeinschaftsbadezimmer auf dem Flur, das gebe es schon lange nicht mehr, sagt Jacqueline Rieger. Für die nächsten Monate sähen die Vorbuchungen weiterhin sehr gut aus.

Jugendherberge Riehl am besten gebucht

Etwas anders stellt sich das Bild bei der direkten Konkurrenz, den Jugendherbergen, dar. Das Jugendherbergswerk (DJH) Rheinland hat drei Häuser in Köln: in Riehl, in Deutz und den Pathpoint in Dom-Nähe. Letzterer ist auf internationale Backpacker spezialisiert – und die sind zur Zeit noch nicht wieder so zahlreich unterwegs. Das Haus in Deutz ist wegen der nahegelegenen LVR-Baustelle ohnehin nicht vollständig geöffnet. „Am besten belegt ist das Haus in Riehl“, sagt Cathrin Arnemann, Marketing-Leiterin beim DJH Rheinland. Allerdings liege man bei den Vorbuchungen noch etwa 20 Prozent unter Normalniveau.

Zwar nennen sich die Jugendherbergen inzwischen auch häufig „Hostel“, aber sie sind keine Tourismusbetriebe wie Hostels oder Hotels, sondern Vereinshäuser. Für eine Übernachtung braucht man einen Mitgliedsausweis, der aber unkompliziert zu bekommen ist. In Riehl gibt es 508 Betten, die Übernachtung im Mehrbettzimmer mit Frühstück gibt es ab 27,90 Euro, das Familienzimmer ab 33,40 Euro.

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In Deutz und Riehl übernachten vor allem Schulklassen und Familien. Warum sich die Jugendherbergen im Gegensatz zu den kommerziellen Hostels noch nicht so gut erholt haben, kann Arnemann nur vermuten. „Wir sehen aber, dass unsere Häuser in den Ballungsräumen generell weniger gebucht sind, während unserer Stammkunden jetzt eher auf ländlicher gelegene Häuser ausweichen.“ Möglicherweise sei bei den typischen Jugendherbergs-Gästen die Unsicherheit über sich wandelnde Corona-Einschränkungen oder plötzlich doch wieder geschlossene Einrichtungen wie Odysseum oder Zoo doch noch zu groß.

Die Schulklasse vom A&O-Hotel bricht jedenfalls zum Museum auf. Auch wenn von diesem Tagesprogramm nicht alle begeistert sind – eine Übernachtung im Hostel finden alle ganz cool.