Eine Initiative wird mit einem Iran-Wagen auf dem Kölner CSD sein. Stellvertretend für Iranerinnen und Iraner, denen das nicht möglich wäre.
„Stellen uns vor, wir wären in Teheran“Iranische Initiative läuft mit Jaques-Tilly-Wagen beim Kölner CSD mit

Der Woman-Life-Freedom-Wagen auf dem Kölner CSD wurde von Jaques Tilly gebaut.
Copyright: Bonyad Bastanfar
„Woman, Life, Freedom“ (Frau, Leben, Freiheit), ist das Motto eines Protests, der seit dem 16. September 2022 die Welt bewegt. Der seit Jahren in unterschiedlichen Formen den Iran bewegt. Das Motto steht für Einheit und Hoffnung, den Kampf um Menschenrechte, Freiheit und Liebe. Werte, für die auch auf dem Christopher-Street-Day (CSD) demonstriert wird. So wird der 94. Wagen der Kölner CSD-Parade am Sonntag unter eben diesem Motto stehen. Organisiert wurde er unter anderem von der Initiative „Be Our Voice Iran Rhein-Neckar“. Gemeinsam mit sieben weiteren Initiativen tritt sie in Köln als Woman-Life-Freedom-Kollektiv auf.

Vor dem Azadi-Tower in Teheran küssen sich zwei Frauen um ein mutiges Zeichen für die Revolution im Iran zu setzen.
Copyright: Bonyad Bastanfar
Gestaltet hat den Hauptwagen der Düsseldorfer Bildhauer Jacques Tilly: Vorne wird ein Kunstwerk einer Frau sein, die mit ihren Haaren einen Mullah erwürgt – ein Sinnbild der Revolution. Das Ablegen des Kopftuchs, das Zeigen und Schneiden der Haare sind ein Protest gegen das Terrorregime. In Köln wird zudem in ihren Haaren „Iran ist queer“ stehen. „Die Revolution wird hauptsächlich von Frauen und von queeren Personen angeführt“, betont Bonyad Bastanfar von „Be Our Voice“, „Das muss seinen Platz in dieser Bewegung finden und das muss auch hier gesehen werden.“
CSD wie in Köln wäre im Iran nicht möglich
Aufmerksamkeit zu schaffen, sei das Hauptziel des Wagens. Eine Demonstration wie der Kölner CSD wäre im Iran unmöglich. Menschenrechte sind dort eingeschränkt. Schon heterosexuelle Paare dürfen sich nicht öffentlich küssen. Queeren Menschen droht Folterung, Todesstrafe oder eine Zwangsgeschlechtsumwandlung. „Queere Menschen sind verboten, Tanzen auf der Straßen ist verboten, lachen ist verboten“, sagt Bastanfar. Alles, was auf einem CSD passiert, wäre im Iran ein politisches Statement. Deshalb will die Initiative das stellvertretend tun.
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Bonyad Bastanfar hat die Initiative „Be Our Voice Iran Rhein-Neckar“ gegründet und den Woman-Life-Freedom-Wagen als Zeichen der Solidarisierung mit iranischen Menschen auf dem CSD Köln organisiert.
Copyright: Bonyad Bastanfar
Das habe auch einen bitteren Beigeschmack: „Wir tanzen, feiern, obwohl wir wissen, dass Menschen im Iran sterben“, sagt Bastanfar, „aber wir machen es, weil es enorm wichtig ist. Weil wir wissen, dass wir niemals so viele Menschen auf die Straße bekommen würden.“ Und weil sie darum gebeten wurden. Von ihren Freundinnen und Freunden im Iran. „Diese Pride bedeutet die Welt für uns“, teilt eine iranische trans Frau dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ mit. „Sie wollen, dass wir uns vorstellen, der CSD wäre in Teheran. Als würden wir am Azadi-Tower vorbeigehen, vorbeitanzen“, sagt Bonyad Bastanfar.
Woman-Life-Freedom-Wagen in Köln: Alle sind willkommen
Neben dem von Jaques Tilly entworfenen Wagen wird es einen Party-Wagen und eine Fußgängergruppe geben, der sich jede und jeder anschließen kann – gerne mit vorheriger Anmeldung. Auch eine persische Tanzgruppe wird mitlaufen und mittanzen. Es soll Fächer und Sticker mit QR-Codes geben – zu Webseiten von Initiativen, zu Informationen über alle Minderheiten im Iran. Es solle eben nicht nur um die Party gehen, sondern auch um Bildungsarbeit.
Möglich sei das durch Sponsoren wie Parsimed und Zahnästhetik Oberkassel. Die Pride Cologne, „Frau, Leben, Freiheit“ Köln und Bonn sowie etliche Kölnerinnen und Kölner seien ebenfalls eine große Unterstützung gewesen. Es ginge sowohl bei dem CSD als auch bei der Revolution um Allyship, also Verbündetenschaft und Hilfe von Menschen, die nicht betroffen sind.
„Wir haben die Möglichkeit, so laut zu sein, wie wir können. Ein Sprachrohr zu sein“, so Bastanfar. Das bringt auch ihn und seine Mitlaufenden in Gefahr. „Ich rate gerade niemanden, in den Iran zu reisen. Aber wir wissen, dass wir das nicht mehr tun können. Dass wir unsere Familien im Iran nicht mehr sehen werden“, sagt der 25-Jährige. Doch das Risiko sei es wert für „Woman, Life, Freedom“.