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Große ResonanzRund 1000 Menschen setzen beim CSD in Brühl ein buntes Zeichen für Vielfalt

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Zu sehen ist der Demonstrationszug, an dessen Spitze Menschen ein Banner hochhalten.

In Brühl wurden am Samstag (30. August) das Leben und die Vielfalt gefeiert. Rund 1000 Menschen beteiligten sich am friedlichen Demonstrationszug anlässlich des zweiten CSD in der Stadt.

Zum zweiten Mal initiierte der Verein Pride Brühl einen Demonstrationszug und ein Fest vor dem Rathaus.

„Lebe so, dass die AfD etwas dagegen hätte“, hatten sich einzelne Demonstrationsteilnehmer auf ihre Plakate geschrieben. Andere verkündeten auf selbst gestalteten Bannern: „Lieber bunt statt braun“, aber auch: „Liebe kennt keine Grenzen.“ Am Samstag (30. August) schillerte Brühl so bunt wie ein Regenbogen. Aus Köln und der ganzen Umgebung waren Menschen gekommen, um mit den Brühlern die Vielfalt, das Leben und den zweiten Brühler Christopher Street Day (CSD) zu feiern. Die Polizei sprach am Sonntagvormittag von einer ruhigen Veranstaltung mit 800 bis 1000 Teilnehmern.

Manch einer ließ sich noch an Ort und Stelle schminken. „Und das wird richtig gut“, so Rachael Daum, die einem Teilnehmer mit feinen Glitzerstiften eine neue Optik verpasste. Um beim großen Demonstrationszug farbenprächtig durch Brühl ziehen zu können, nahmen etliche Menschen bei Daum sogar längere Wartezeiten in Kauf.

Brühl: Regenbogenfarben prägen das Bild beim CSD

Andere hatten, so wie Nancy Linke von der KG Pingsdorfer Narrenzunft, eigene Schminksachen mitgebracht. Aus Solidarität und aus Sympathie zu den queeren Menschen in ihrem Verein, in Brühl, Köln und der Welt seien die Karnevalisten dabei, erklärte sie. Einige von ihnen hatten bunte Blumenkränze im Haar, andere trugen Röcke, die in allen Regenbogenfarben leuchteten. Glitzerschminke wollten die meisten Vereinsmitglieder natürlich auch auf den Wangen, der Stirn und unter den Augen auftragen. Als sich schließlich kurz nach 14 Uhr die Parade auf dem Balthasar-Neumann-Platz in Bewegung setzte, hätte das Bild bunter gar nicht sein können.

Gastgeber war der im Januar 2025 gegründete Verein Pride Brühl. Wie die stellvertretende Vereinsvorsitzende Dana Walczucz erklärte, sei die Gründung auch deswegen erfolgt, weil es für einen Verein unkomplizierter sei, finanzielle Unterstützung zu bekommen. Zusammen mit der Vereinschefin Sirin Seitz und fast 80 ehrenamtlichen Helfern hätten sie diesen zweiten Brühler CSD vorbereitet.

Zu sehen ist eine Frau, die eine Regebogenfahne in den Händen hält.

Kinder, Jugendliche und Erwachsene füllten den bunten Protestmarsch mit Leben.

Und es war aller Mühen wert: „Wir wissen ja nicht wie sich die Politik auch hier in Deutschland weiterentwickelt“, gab Walczucz zu bedenken. Der Rechtsruck mache ihnen allen Sorgen. Um so wichtiger seien deswegen genau solche Tage wie der CSD, findet sie.

Vor dem Rathaus konnten die Besucher an rund 20 Ständen Informationen rund um die queere Szene einholen. Außerdem hatten die Veranstalter ein unterhaltsames Bühnenprogramm mit Drag-Artists und Bands und einer Podiumsdiskussion auf die Beine gestellt. Walczucz erklärte, dass ihrer Statistik zufolge alleine in Brühl etwa 4000 queere Menschen leben. „Genau deswegen sind solche Veranstaltungen super wichtig, auch um zu zeigen, dass queere Menschen Teil unserer Gesellschaft sind“, merkte ein Teilnehmer an.

Hier beim CSD darf ich sein, wie ich bin
CSD-Teilnehmerin Vanessa Zimmer

Dem konnte auch Eva Ildefeld nur beipflichten, die mit ihrer Ehefrau in der Gruppe der Gesamtschule in Brühl unterwegs war. In hohen pinken Stiefeln war Vanessa Zimmer aus Hürth gekommen. „Hier beim CSD darf ich sein, wie ich bin“, erklärte sie. Und: „Hier empfinde ich die Freiheit, die wir in unserer Gesellschaft eigentlich dringend bräuchten.“

Zu sehen ist eine Frau, die ein Mädchen schminkt.

Mit Glitzer im Gesicht ging es beim CSD durch die Innenstadt.

Tatsächlich lag ein richtiger Zauber über der Schlossstadt. Seifenblasen tanzten im Wind. Auf den Straßen wurde gelacht – teilweise sogar getanzt. Hunderte Zuschauer säumten die Straßen. Einige schwenkten auch dort kleine und große Regenbogenfahnen. Etliche Besucher hatten sich sogar extra neue Kleider genäht.

Ein Zeichen wollten auch Fritz Wittig, Präsident des Brühler Schlossgarde, und seine Vereinsmitglieder mit seiner Teilnahme am Demozug setzen. „Unser Verein steht für Vielfalt, Offenheit und Transparenz – das sagen wir nicht nur – das leben wir auch“, betonte er. Als gebürtige Brühlerin war auch Debora Zeyen (40) aus Hürth gekommen. Und auch ihr war es wichtig, mit ihrer Teilnahme ein Zeichen zu setzen, verbunden mit dem großen Wunsch, dass die Menschen überall auf der Welt so sein und so leben dürfen, wie sie es wollen.