Lampen, Kissen, Schmuck: Jahrelang reiste das Ehepaar regelmäßig nach Indien, um besondere Produkte zu importieren. Ihr Schmuck-Geschäft auf der Ehrenstraße aber bleibt.
„Kleine Oase in der City“Das „Oh! Calcutta“-Geschäft in Köln schließt nach 29 Jahren

Das Geschäft „Oh! Calcutta“ in der Richmodstraße schließt Ende Januar nach 29 Jahren. Patricia Schlüter und Norbert Wiegers mit der langjährigen Mitarbeiterin Yasmin Gönenc (links).
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Es riecht nach Duftkerzen und Räucherstäbchen. Bunte Sterne und andere Lampen hängen überall im Geschäft. Kissenbezüge, Buddha-Statuen, indische Möbel, Schmuck: Inhaber Norbert Wiegers und seine Frau Patricia Schlüter stellen das Sortiment seit 29 Jahren zusammen. Damit soll es Ende Januar vorbei sein. Sie schließen ihr Geschäft in der Richmodstraße. „Wir wollen kürzertreten und weniger arbeiten, wir sind beide über 60. Für das Geschäft hier ist man viel in Bewegung, es ist ein hoher Arbeitseinsatz gefragt“, sagt Wiegers.
„Es ist eine einschneidende Veränderung, und wir hören mit schwerem Herzen auf. Mit dem Laden hatten wir viel Freude, die Kundschaft ist toll“, sagt Wiegers. Einen Lagerverkauf an der Stolberger Straße mit Möbeln, die nicht ins schmale Ladenlokal passten, haben sie bereits vor einem Jahr geschlossen. Den kleinen „Oh!-Caulcutta“-Schmuckladen auf der Ehrenstraße 1-3, den sie seit zweieinhalb Jahren parallel betreiben, führt das Ehepaar allerdings weiter fort. Hier verkaufen sie Schmuckdesign und -handwerk aus Europa.
Nachfolge für Oh! Calcutta an der Richmodstraße nicht gefunden

Im Oh-Calcutta-Geschäft verkaufen Norbert Wiegers und Patricia Schlüter indische Möbel und Besonderheiten aus aller Welt.
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Eine Nachfolge für die Richmodstraße haben sie nicht gefunden. Das angrenzende Ramen-Restaurant „Bowl Maker Society“ erweitert seine Räume und wird dafür das Ladenlokal übernehmen. „Wir haben zwar die Nachricht gestreut und in unserem Umfeld gefragt, aber es hat sich nichts ergeben. Es erfordert Mut und Bereitschaft in diesen Zeiten“, sagt Wiegers. Der Laden sei zwar immer gut gelaufen, doch mit der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Krieg kamen deutlich spürbare Einschnitte. „Wir haben 20 bis 30 Prozent weniger Umsätze als vor Corona.“
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Außerdem verschwinden die inhabergeführten Geschäfte immer mehr: Inmitten der Filialen in der City habe man sich dennoch gut „als kleine Oase“ gehalten. „Man macht nicht das große Geld damit, aber es ermöglicht ein gutes Auskommen“, so Wiegers. Die Idee für das Geschäft hatte das Paar vor fast 30 Jahren: Ehefrau Patricia hat sich den Namen ausgedacht, der auf ihren zahlreichen Indienreisen stets belustigte Reaktionen hervorgerufen habe, erzählen die beiden. Wiegers hatte in den 1990er Jahren Galerieräume in der Gertrudenstraße.
So fing es mit „Oh! Calcutta“ in Köln an
Über einen Freund habe er bereits viele Dinge aus Indien gehabt; es sei naheliegend gewesen, sie hier zu verkaufen. Später zog der Laden auf die Breite Straße und war neun Jahre im ehemaligen Mausladen beheimatet. Seit Jahren sind sie nun in der Richmodstraße. Bis 2020 reiste das Paar zweimal im Jahr nach Indien, um Schmuck, Möbel und Textilien wie Kissenbezüge oder Decken selbst zu importieren, da in Deutschland – in einer Zeit ohne flächendeckendes Internet oder Social Media – nicht alle Artikel verfügbar gewesen seien.
Die Inder hätten sich mittlerweile professionalisiert, vieles läuft problemlos digital. „Indien ist ein facettenreiches Land mit tollen Farben, tollem Kunsthandwerk“, sagt Wiegers. Delhi, Rajasthan, Jaipur: Jede Stadt habe ihr Steckenpferd, sei es Holz, Metall oder Textilien. „Wir haben immer darauf geachtet, dass die Handwerker und Schneider unter fairen Bedingungen arbeiten“, sagt Patricia Schlüter. Ganz einfache Betriebe kreierten ganz kunstvolle Möbel oder Stoffe. Wie die Kissenbezüge im Laden zum Beispiel: handbestickt und mit Mustern, die sich kaum ein zweites Mal wiederholen. Die beiden sind zuversichtlich, dass die schönen Produkte bis Ende Januar ein neues zu Hause finden.

