Defizitäre Kölner KlinikenZukunfts-Entscheidung soll bis Ostern fallen

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Das Bild zeigt die Kliniken in Merheim von außen.

Wie geht es weiter mit den städtischen Kliniken? Diese Frage diskutiert der Aufsichstsrat.

Wie geht es weiter mit den defizitären städtischen Kliniken? Der Aufsichtsrat diskutiert sechs Szenarien – eine davon ist auch die Privatisierung.

Die krisengeplagten und hochdefizitären städtischen Kliniken sollen in den nächsten Wochen ein Modell für eine bessere Zukunft erarbeiten. Das hat der Aufsichstrat am Freitagabend beschlossen. Laut einer Mitteilung der Kliniken hat die Geschäftsführung dem Gremium verschiedene Szenarien vorgestellt. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ präsentierten die Verantwortlichen sechs verschiedene Modelle, eine davon ist eine Privatisierung, die vor allem die Gewerkschaften ablehnen.

Ein Szenario ist der Verbund mit den landeseigenen Uni-Kliniken, der seit 2017 diskutiert wird, bislang aber nicht entscheidend vorankommt. Das Land NRW hat Ende des Jahres eine zeitnahe Entscheidung angekündigt, die steht aber noch aus. Weitere Szenarien, die der Aufsichtsrat thematisierte, ist die Fortsetzung der Ist-Situation, also der Betrieb des Kinderkrankenhauses an der Amsterdamer Straße sowie der Kliniken Merheim und Holweide. Ein Modell ist auch ein Zwei-plus-null-Szenario, dabei würde der sanierungsbedürftige Standort Holweide geschlossen.

Bis Ostern soll die Zukunft geklärt sein

Eine Empfehlung für ein Szenario hat der Aufsichtsrat nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ nicht ausgesprochen. Bis Ostern soll sich das Gremium eine Meinung bilden, welches Szenario das beste ist, dafür braucht es eine Mehrheit im Stadtrat. Die Kliniken gehören zu einhundert Prozent der Stadt.

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Der Aufsichstratsvorsitzende Ralf Unna (Grüne) sagte: „Die Geschäftsführung hat uns breit und ausführlich informiert, damit sind wir als Aufsichtsrat sehr zufrieden. Es gab viel Lob. Jetzt geht es darum, eine Mehrheit zu bilden. Für meine Fraktion kann ich sagen, dass wir die Privatisierung für keine realistische Option halten.“

Kliniken brauchen viele hunderte Millionen Euro

Die Szenarien beschäftigten sich damit, wie sie sich jeweils auf die Gesundheitsversorgung in Köln, die wirtschaftliche Situation und den Finanzbedarf der Kliniken auswirken – all das vor dem Hintergrund, dass die Krankenhauslandschaft vor großen Veränderungen steht. Zum einen hat das Land NRW eine eigene Krankenhausplanung entworfen, zum anderen arbeitet die Bundesregierung an einer Krankenhausreform.

Ohne Geld aus dem städtischen Haushalt könnten die Kliniken ihren Betrieb schon lange nicht mehr finanzieren. Zwischen 2011 und 2021 haben die Krankenhäuser rund 300 Millionen Euro Verluste eingefahren, im vergangenen Jahr waren es dem Vernehmen nach 62 Millionen Euro und für dieses Jahr ist die Rede von rund 90 Millionen Euro.

Deshalb hat Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) zuletzt deutlich gemacht, dass es so nicht weitergeht und von der Geschäftsführung einen Sanierungsplan gefordert, um die Verluste schnell zu reduzieren. In Zukunft soll das jährliche Defizit dann nur noch höchstens zehn Millionen Euro pro Jahr betragen.

Entscheidung über Klinikverbund steht aus

Die Pläne sollen die Stadt unabhängiger von der Frage machen, ob es zum Verbund mit den landeseigenenen Unikliniken kommt. Das Projekt hatte Reker forciert, doch es stockt.

Die Vorstellung der verschiedenen Zukunftsszenarien bezeichneten die städtischen Klinik-Verantwortlichen als ersten Schritt. In der Vergangenheit war aufgrund der wirtschaftlich desolaten Lage mehrfach die Geschäftsführung ausgetauscht worden.

Sylvia Langer, erst seit vorigem November dabei, sagte als Sprecherin der Geschäftsführung: „Unser Ziel ist es, für die Gesundheitsversorgung der Kölnerinnen und Kölner den bestmöglichen Rahmen zu schaffen, die engagierten und kompetenten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an die Kliniken Köln zu binden und eine nachhaltige wirtschaftliche Stabilität zu erreichen.“

Und Geschäftsführer Prof. Dr. med. Axel Goßmann sagte: „Wir wollen die Kliniken Köln noch besser aufstellen mit dem Ziel, die Kliniken als modernes Unternehmen und attraktive Arbeitgeberin weiterzuentwickeln.“

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