Satirischer WochenrückblickNoch ist es nicht zu Späti

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Mäuerchen mit Metall

Zum Sitzen ungeeignet: Das Mäuerchen im Zülpicher Viertel

  • Über Köln und die Kölner kann unser Autor Peter Berger manchmal nur den Kopf schütteln – oder schallend lachen.
  • In seiner satirischen Köln-Kolumne „Die Woche”, in der er die Nachrichten der vergangenen sieben Tage humoristisch verarbeitet.
  • Warum sich die Kölner nur schwer vom Hocker reißen lassen.

Köln – Die Kölschen reißt so schnell nichts vom Hocker. Das zeigt sich selbst bei den Heimspielen des Effzeh, die in dieser Saison dazu durchaus Anlass böten. Aber nein. Selbst da muss erst die Südtribüne „Steht auf, wenn ihr Kölner seid!“ singen, damit das ganze Stadion mal den Arsch huh kriegt, was vor allem auf den Business-Seats ziemliche Überwindung kostet.

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Der Kölner schunkelt am liebsten im Sitzen und alles, was nur nach einer halbwegs tauglichen Sitzgelegenheit aussieht, wird in Beschlag genommen. Domtreppe, Rheinboulevard und bestimmt auch die neue Freitreppe an St. Maria im Kapitol, die nach jahrelangen Planungen nun doch gebaut wird. Auf jedem noch so kleinen Mäuerchen lassen sich Kantenhocker nieder, Geschäftsleute stellen Bänke vor die Türe, damit es die Kundschaft bequem hat.

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Schluss damit! Auf der Zülpicher Straße hat die Uni begonnen, mit scharfen, festgedübelten Metallschienen auf dem beliebten Mäuerchen die Studenten zu vergrämen. Verkehrte Welt. Ein Uni-Rektor probt den Aufstand gegen die Trägheit des Systems. Und weiß das Ordnungsamt an seiner Seite.

Bei den Wirtschaftswissenschaftlern soll es im kommenden Semester ein Seminar mit dem Titel „Zehn Tresen, warum man sein Kölsch besser im Stehen trinkt“ geben.

Die Wirte jammern nämlich schon lange, dass der akademische Nachwuchs eine echte kölsche Kneipe mit Theke und Beichtstuhl von einem Büdchen mit hochprozentigem Vollsortiment nicht mehr zu unterscheiden vermag und sich lieber draußen als drinnen betrinkt.

Und dass selbst die Büdchen inzwischen nicht mehr Büdchen heißen, sondern Späti wie in Berlin. Weil alles, was aus der Hauptstadt kommt, natürlich voll hip ist.

Deshalb kämpfen jetzt alle gemeinsam gegen die kölsche Trägheit: Uni-Rektor, Ordnungsamt, Polizei und Gastronomen. Damit die Kneipenkultur nicht ausstirbt. Noch ist es nicht zu Späti.

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