Initiative fordert Reker zum Handeln aufKölner erfahren Rassismus bei der Wohnungssuche

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Blick auf Hochhäuser im Stadtteil Finkenberg

In Hochhausvierteln wie Porz-Finkenberg leben überdurchschnittlich viele Menschen mit internationaler Geschichte.

Der Runde Tisch für Integration fordert ein Ende der Diskriminierung bei der Wohnungssuche in Köln. 

Wenn Menschen mit Migrationsgeschichte nach ihren Rassismuserfahrungen gefragt werden, nennen sie am häufigsten Diskriminierungen bei der Wohnungssuche. Dieses Ergebnis einer repräsentativen Studie des Bundes bestätigte eine Bestandsaufnahme in Köln, die der Runde Tisch für Integration mithilfe der Hans-Böckler-Stiftung durchführte.

„Die rassistische Diskriminierung bei der Wohnungssuche ist auch in Köln weit verbreitet“, sagte Wolfgang Uellenberg-van Dawen, Sprecher des Kölner Runden Tischs für Integration bei der Vorstellung eines Projektberichts zur Chancengerechtigkeit auf dem Kölner Wohnungsmarkt im Domforum.  „Je weniger günstige Wohnungen in Köln verfügbar sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit von Diskriminierung bei der Wohnungssuche.“ Das Problem nehme deswegen tendenziell eher zu. 

Die Menschen werden nicht eingeladen, sie erzählen, dass ihnen nicht die Hand gegeben wird, manchmal sind es auch nur Blicke
Antidiskriminierungsberaterin Thivitha Himmen

Viele der Befragten haben in der Kölner Erhebung angegeben, nach der Nennung ihres Namens nie oder nur selten zu einer Wohnungsbesichtigung eingeladen zu werden. Die Betroffenen hätten mit im Schnitt 34 Quadratmeter pro Person deutlich weniger Platz zur Verfügung als Menschen ohne Migrationshintergrund (50 Quadratmeter). Die Tatsache, dass fast dreiviertel der Wohnungen in Köln durch Privateigentümer vermietet werden, begünstige eine ungerechte Wohnungsvergabe.

Thivitha Himmen, Maristella Angioni und Wolfgang Uellenberg-van Dawen (v.l.) vom Runden Tisch für Integration zeigen den Bericht für Chancengerechtigkeit am Kölner Wohnungsmarkt.

Thivitha Himmen, Maristella Angioni und Wolfgang Uellenberg-van Dawen (v.l.) stellten den Bericht für Chancengerechtigkeit am Kölner Wohnungsmarkt vor.

„In den meisten Fällen sind die Diskriminierungen eher unterschwellig“, sagte Thivitha Himmen, die als Beraterin im Antidiskriminierungsbüro der Caritas arbeitet. „Die Menschen werden nicht eingeladen, sie erzählen, dass ihnen nicht die Hand gegeben wird, manchmal sind es auch nur Blicke.“

Diskriminiert würden nicht nur Geflüchtete, „sondern auch Menschen aus gehobenen Milieus mit fremd klingendem Namen und dunklerer Hautfarbe“, sagte Maristella Angioni, Leiterin des Antidiskriminierungsbüros. Die Diskriminierungen gingen nicht nur von Deutschen aus, sondern von Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund, so Uellenberg-van Dawen.

Forderungen an Kölns Oberbürgermeisterin Reker 

Der Runde Tisch hat Oberbürgermeisterin Henriette Reker, den Stadtrat und den Integrationsrat aufgefordert, Stellung zu beziehen. „Es geht uns nicht um eine Rassismusdebatte, sondern um die Umsetzung von Gesetzen“, sagt Wolfgang Uellenberg-van Dawen. Das Benachteiligungsverbot ist im Grundgesetz geregelt, auch das Gleichbehandlungsgesetz werde „häufig noch nicht mit Leben gefüllt“.

Der Runde Tisch fordert eine Kampagne für Chancengerechtigkeit bei der Wohnungssuche mit der Devise: „Köln vermietet fair.“ Mieter- und Eigentümerorganisationen, GAG und Migrantenverbände müssten ein Netzwerk bilden, um Rassismus bei der Wohnungssuche entgegenzutreten.

Dafür wünscht sich der Runde Tisch eine zentrale Anlaufstelle für Menschen, die sich bei der Wohnungssuche diskriminiert fühlen. Ziel müsse es sein, dass sich Wohnungsgesellschaften und private Vermieter verpflichten, Diskriminierung bei der Wohnungssuche nicht zuzulassen.

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