Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Bezirkssportanlage Köln-EhrenfeldHochmoderner Sportpark neben der Moschee geplant

Lesezeit 4 Minuten

Noch wirkt die Bezirkssportanlage nahe der Ehrenfelder Moschee wie ein verwunschener Ort.

Ehrenfeld – Große Veränderungen stehen auf der Bezirkssportanlage Ehrenfeld an der Inneren Kanalstraße bevor. Kunstrasen statt Aschenplätzen, Parkplätze für Sportler und Besucher soll es bald geben, zudem ein Vereinsheim mit Umkleiden und Gastronomie. Darüber hinaus wird außer Fußball noch Kampfsport und Gymnastik in einer kleinen Halle möglich sein.

Die Ehrenfelder Bezirksvertretung ließ sich das Vorhaben noch einmal ausführlich erläutern. Die Politiker befürchten, dass viele Bäume von der Sportanlage verschwinden und dass der Verkehr im Viertel weiter zunehmen könnte. Der Vorsitzende des Vereins Ditib Sportclub Köln (DSK), Ertuğrul Güleryüz, Markus Fischer, Geschäftsführer des Planungsunternehmens, das die ersten Entwürfe zur Umgestaltung der Sportanlage erstellt hat, sowie Thomas Schneider vom Sportamt der Stadt erläuterten das Projekt.

1,8 Millionen Euro von der Stadt

Von etwa sieben Millionen Euro Gesamtkosten ist die Rede. Die Stadt soll 1,8 Millionen Euro als Zuschuss geben. Das ist der Betrag, der ohnehin einkalkuliert war, um einen der Aschenplätze mit Kunstrasen auszustatten. Die Anlage bleibt auch nach der geplanten größeren Umgestaltung in städtischem Besitz und soll auch anderen Vereinen, Schulen und Institutionen zur Verfügung stehen.

Wie der Verein DSK Köln, dessen erste Herren-Fußball-Mannschaft in der Bezirksliga spielt, seinen Teil der Investitionssumme aufbringen will, blieb unklar. Hauptsponsor des Vereins ist die Ditib ZSU GmbH, die Versicherungen anbietet sowie Buchhandel und ein Reisebüro betreibt. Die Ditib ist der Dachverband der türkisch-islamischen Moscheegemeinden in Deutschland.

Die verlockende Aussicht auf einen hochmodernen Sportpark warf bei den Politikern Fragen auf. Vor allem Petra Bossinger, Vorsitzende der SPD-Fraktion, merkte Grundsätzliches an: „Wieso wird uns ein Projekt dieser Größenordnung nur als Verwaltungsmitteilung zur Kenntnisnahme übermittelt? Das ist ein ziemlicher Eingriff. Da wollen wir schon mitentscheiden.“

Auswirkungen auf den Verkehr im Viertel befürchten die Grünen: „Warum werden 190 Parkplätze gebraucht? Können nicht vorhandene Tiefgaragen mitgenutzt werden?“, fragte Grünen-Fraktionsvorsitzende Christiane Martin. Ihr Fraktionskollege Frank Jablonski wollte wissen, wie viele Bäume möglicherweise für das Vorhaben gefällt werden müssen.

In der Entwurfsskizze zur Umgestaltung der Sportanlage sind von den jetzt noch vorhandenen beiden Alleen nur noch Teile eingezeichnet. Harald Schuster, Vertreter der Gruppierung Deine Freunde, konnte sich nicht erklären, wieso zweieinhalb Kunstrasenplätze besser sein sollen als drei Aschenplätze. Für die Sportler sei das doch ein Verlust.

Die letzte Frage klärte Thomas Schneider schnell auf: „Ein Kunstrasenplatz ist im Jahr etwa 2000 Stunden nutzbar, während ein Aschenplatz aufgrund der Witterungseinflüsse nur 600 bis 800 Stunden nutzbar ist.“ Entsprechend begehrt seien die Kunstrasenplätze von allen Kölner Vereinen.

Zu den Parkplätzen erklärte Schneider: Weil die Bezirkssportanlage nach einem solchen Umbau praktisch wie eine neue Sportanlage einzustufen sei, müssten Baurichtlinien bei der Anzahl der Parkplätze eingehalten werden. Die sollen entstehen, indem eines der heutigen Spielfelder halbiert wird. Auch um das geplante Vereinsheim mit Umkleiden und einer Turnhalle sollen Abstellmöglichkeiten für Fahrzeuge geschaffen werden.

Angaben darüber, wie viele Bäume gefällt werden müssten, blieb Markus Fischer schuldig. Das habe man noch nicht ermittelt, „Allzu viele werden es aber nicht sein“, so Fischer. Dass jedoch mehrere sehr alte, hochgewachsene Bäume in der vor 60 Jahren eingeweihten und nach Prälat Ludwig Wolker benannten Anlage weichen müssten, scheint klar. Der mittlere Sportplatz soll nämlich mit Stufentribünen an beiden Längsseiten ausgestattet werden. Dort aber stehen heute Bäume und Sträucher. Laut Markus Fischer soll das Vereinsheim einen Gastronomiebereich bekommen mit Sicht auf den mittleren Sportplatz sowie Zugang zur Tribüne.

Auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ erklärte Joachim Bauer, stellvertretender Leiter des Grünflächenamtes, dass die Prälat Wolker-Anlage zwar auf die Grüngürtel-Pläne des früheren Kölner Gartenamtsdirektor Fritz Schumacher zurückgehe, aber nicht als Grünfläche gelte. „Es ist eine Sportanlage. Da die geplanten Umbauten und Erweiterungen allesamt sportlichen Zwecken dienen, ist das Vorhaben völlig legitim“, so Bauer. Doch selbst wenn es sich um eine Grünanlage handeln würde, wäre eine Bebauung dadurch nicht ausgeschlossen. „Das ist ein rein politischer Vorgang. Theoretisch könnte der gesamte Innere Grüngürtel zugebaut werden, wenn eine politische Mehrheit das beschließen würde“, sagte Bauer.

Auf welchen Zufahrten Besucher mit dem Auto zur Anlage kommen sollen, ist ebenfalls noch nicht geklärt. Die Bezirksvertretung behielt sich vor, über weitere Planungsschritte informiert zu werden und will über alle Eingriffe ins Grün entscheiden. „Wir haben unseren Standpunkt deutlich gemacht und erwarten, dass das in den weiteren Planungen berücksichtigt wird“, sagte Petra Bossinger, die wie die meisten Bezirksvertreter prinzipiell den Plänen aber nicht abgeneigt ist.