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Montessori-GymnasiumSchüler protestieren gegen Reduzierung von Räumen in Bickendorf

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Kinder und Jugendliche halten selbstgeschriebene Protestplakate hoch.

Engagement für eine gute Ausbildung: Kleine und große Monte-Schüler protestierten gegen die Folgen des neuen Musterraumprogramms.

Ein von der Stadt Köln mit getragenes Musterraumprogramm alarmiert Schüler in Bickendorf. Das Monte soll auf Fach- und Aufenthaltsräume verzichten.

Kurz nach Mittag ging am „Monte“ gar nichts mehr, Schülervertretung und Elternpflegschaft des Montessori-Gymnasiums hatten zum Schulstreik aufgerufen. Ein Transparent „Heute sparen, morgen zahlen“ hing über dem Schulhof, kleine und große Schüler skandierten „Protest, Protest, damit ihr uns unsere Räume lasst“ oder reckten Transparente mit Aufschriften wie „Schule ohne Nebenräume ist wie heißes Eis“ oder „Abi ohne Platzangst“ in die Höhe. Auf dem Podium stellte Nawid von der Schülervertretung klar: „Wir wollen keine Luxuslösung, aber eine Schule, die ihren Bildungsauftrag erfüllt.“

Noch bis zu den Sommerferien war alles friedlich am Monte. Eine große Generalsanierung des Gymnasiums steht an, damit verbunden ist ein zeitweiser Umzug – vermutlich ab 2028 – in das noch zu errichtende neue Schulgebäude auf dem Gelände des Lindweiler Hofs. Nach der Sanierung soll die jetzt vierzügige Schule fünf Züge haben, die Zahl der Schüler von 970 auf knapp 1300 steigen. Alles kein Problem, es sollten ja zusätzliche Räume in ausreichender Zahl bereitgestellt werden. Dachte man.

Musterraumprogramm reduziert Anzahl der Fachräume in Schulen

Doch dann kam die Ernüchterung: Im Mai verkündete die Stadt, dass sie sich dem Musterraumprogramm 2025 des nordrhein-westfälischen Städtetages anschließt. In einem Musterraumprogramm für Schulen ist beispielsweise festgelegt, wie groß die Klassenräume sein sollen, und wie viele Fachräume eingeplant werden müssen. Mit dem Musterraumprogramm 2025 verfolgt der Städtetag vor allem eines: Quadratmeter und damit Baukosten sparen. Angesichts der Vielzahl der anstehenden Schulbauprojekte in Köln ist das Einsparpotenzial recht erheblich.

Auf einer Infosäule steht Montessori-Gymnasium, dahinter sind der Vorplatz der Schule, rechts die Turnhalle und im Hintergrund das Schulgebäude zu sehen.

Am Montessori-Gymnasium ist seit Jahren eine Sanierung vorgesehen. Jetzt soll wegen des Musterraumprogramms auf einige Fachräume verzichtet werden.

Für die Schülerinnen und Schüler werde die Umsetzung des neuen Raumprogramms „in keinem Fall Einschränkungen“ bedeuten, hatte Baudezernent Markus Greitemann eiligst versichert, doch das können die Schüler und Eltern des Monte nicht so recht glauben. In den Sommerferien verglichen sie das neue Musterraumprogramm mit dem bisher geltenden Vorläuferprogramm von 2023.

Aufenthaltsraum für Oberstufenschüler wird gestrichen

Demnach, teilt Sabine Montua von der Schulpflegschaft mit, stünden der Schule statt der derzeit vier Chemieräume nach der Sanierung nur noch drei zu – wohlgemerkt: trotz der Vergrößerung der Schule auf fünf Züge. Statt der sechs Fachräume für Biologie und Physik soll man künftig mit vier auskommen, in den Fächern Musik und Kunst wird die Zahl der Fachräume um jeweils einen auf drei beziehungsweise zwei reduziert. Und während für die Kursräume der Sekundarstufe II bislang Räume mit einer Größe bis zu 80 Quadratmetern vorgesehen waren, soll deren Größe nun auf 64 Quadratmeter begrenzt werden.

Aber damit nicht genug: Der schon zugesagte Aufenthaltsraum, in dem Oberstufenschüler ihre Freistunden verbringen sollen, so Montua, wird komplett gestrichen. Außerdem soll die Mensa trotz der nicht unwesentlichen Erhöhung der Schülerzahl nur um einen einzigen Quadratmeter größer werden: „Da bilden sich doch jetzt schon Schlangen, in Zukunft werden die Schüler wohl in drei Schichten essen müssen“, kommentiert Sabine Montua dieses Detail. Eine Sprecherin der Stadt bestätigt diese Zahlen im Wesentlichen. Allerdings seien die Kursräume der Oberstufe derzeit nur deshalb teils 80 Quadratmeter groß, weil die Schule Klassenräume als Kursräume nutze. Auch der Drei-Schichten-Betrieb der Mensa sei vorgesehen, aber: „Wir gehen von Synergien bei gemeinsamer Nutzung von Aula und Mensa zur Reduzierung auf zwei Schichten aus.“

Montua ärgert sich auch, weil es den nordrhein-westfälischen Kommunen freigestellt war, ob sie sich dem neuen Musterraumprogramm anschließen und die Stadt Köln dies ohne lange Diskussionen tat. „Ich glaube, dass vielen Schulen, an denen jetzt Sanierungen anstehen, noch nicht ganz klar ist, was das konkret bedeutet“, sagt sie. Philipp Sasse, ebenfalls Mitglied der Schulpflegschaft, fragt sich empört: „Wie kann man so etwas beschließen angesichts der großen Probleme in den MINT-Fächern und des schlechten Abschneidens deutscher Schüler bei den Pisa-Studien?“

Die Lehrerschaft des Montessori-Gymnasiums kann man zu der ganzen Thematik nicht befragen, für Beamte ist es nicht immer vorteilhaft, wenn sie sich gegen die Entscheidungen ihrer Dienstherren stellen. Einige Lehrkräfte jedenfalls schmunzelten anerkennend, als sie sahen, wie nachdrücklich sich ihre Schülerinnen und Schüler für eine gute Ausbildung einsetzten. Und es geht weiter: Für den kommenden Dienstag, 16. Dezember, ab 13 Uhr, bevor im historischen Rathaus um 14 Uhr die nächste Ratssitzung stattfindet, haben Schüler und Eltern eine Demonstration auf dem Günter-Wand-Platz in Köln, Martinstraße 27, angemeldet. Eine Sambagruppe der Schüler wird auch dabei sein und eine schon gestartete Unterschriftenaktion fortgesetzt.