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Rennsport-EventVielfältiges Rahmenprogramm beim Kölner Renntag der Cölner Straßenfahrer

Lesezeit 3 Minuten
Timo Dillenberger (v.l.), Oliver Zillger, Rolf Pütz und Dominik Roels mit dem neuen Teilnehmertrikot für das Bickendorfer Rad-Event.

Timo Dillenberger (v.l.), Oliver Zillger, Rolf Pütz und Dominik Roels mit dem neuen Teilnehmertrikot für das Bickendorfer Rad-Event.

Der Renntag am 27. Juli in Köln ehrt den Radsportler Jürgen Kißner mit einem speziellen Teilnehmertrikot.

Wer den Radsport liebt, hat den 27. Juli im Kalender sicher schon rot markiert. An diesem Tag rollt die Tour de France zum Schlussspurt über die Avenue des Champs Elysées. Kaum zu glauben: Die Wilhelm-Mauser-Straße hat an diesem Tag mit der Pariser Prachtstraße einiges gemein. Hier wie dort rollen die Rennräder, wird um Hundertstelsekunden gekämpft und am Ende steigen Sieger aufs Podest.

Zum vierten Mal laden der Verein Cölner Straßenfahrer (VCS) und der Sponsorenkreis zum Renntag für Jung und Alt, Hobbyfahrer und Elite. Ein Rahmenprogramm und Cateringstände machen den Tag auch für das Publikum zum Erlebnis.

Ehrung für Jürgen Kißner – Ein Trikot mit Geschichte

Das diesjährige Teilnehmertrikot ist einem ganz Großen der Radsportszene gewidmet: Jürgen Kißner. Der ehemalige Fahrer und Trainer, Hochschuldozent und Sportlehrer lebte und arbeitete viele Jahrzehnte in Köln, wo er vor sechs Jahren starb. Bei der Vorstellung im Gasthaus Zimmermann erinnerten Sportler, die von Kißner geprägt wurden, an den Ausnahmesportler und seine ganz besondere Geschichte.

Dominik Roels, früherer Straßenfahrer, und dem VCS-Vorsitzenden Oliver Zillger blieb die freundliche und zugewandte Art Kißners in Erinnerung. Viel Aufhebens um seine eigenen sportlichen Erfolge habe er nie gemacht. „Wegen ihm haben wir heute noch Spaß an diesem Sport“, sagte Zillger. Auch als Dozent war Kißner respektiert. Trotz ungewöhnlicher Lehrmethoden. „Er hat sich in der Steilkurve flach auf die Bahn gelegt, damit wir lernten, diese Kurve im oberen Teil zu nehmen“, erzählte Timo Dillenberger, der heute noch dem Sport als Experte und Autor verbunden ist. Rolf Pütz profitierte indirekt von der Expertise Kißners. „Er hat unseren Trainer ausgebildet und ihm viel methodischen Wissen vermittelt.“

Auf der Vorderseite des Trikots fällt die Zahl 1968 ins Auge. Damit soll an die Olympischen Spiele erinnert werden, bei denen der deutsche Bahnvierer um die Goldmedaille kämpfte. Das Rennen endete in einem Drama mit einer tragischen Rolle für Jürgen Kißner.

Kurz vor der Ziellinie, das deutsche Team lag klar vor dem dänischen Vierer, berührte Kißner einen Mannschaftskollegen, um eine Kollision zu vermeiden. Diese Aktion wurde als „Anschieben“ gewertet und Deutschland disqualifiziert. Erst später wurde dem Team die Silbermedaille zuerkannt.

In der Radsportwelt ist man sich einig, dass damals DDR-Sportfunktionäre maßgeblich die Jury beeinflusst hatten. Jürgen Kißner war nämlich noch vier Jahre zuvor Spitzenfahrer und Mitglied der DDR-Mannschaft. Bei einem Qualifikationsrennen in Köln im Vorfeld von Olympia in Tokio 1964 setzte sich Kißner von der Mannschaft ab und floh.

In Köln schloss er sich dem Radsportclub Schmitter und später dem VCS an. Er studierte an der Deutschen Sporthochschule und war später Lehrer an der Gesamtschule Rodenkirchen. Kißner starb im Mai 2019 im Alter von 76 Jahren.