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160 neue Wohnungen im „Grünwerk“Kölner Anwohner fürchten zu viel Verkehr

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Roes-Gruenwerk

Holzbauten und viel Grün sieht der Entwurf vor. 

Köln-Bocklemünd – Maßstäbe in Sachen Wohnqualität, Klima- und Ressourcenschonung will das „Grünwerk“ setzen. Mit Holz und Strohplatten als Baustoffen, Wärmegewinnung aus Abwasser und Geothermie oder erneuerbarer Energie durch Photovoltaikanlagen auf den Dachflächen punktet das Bauvorhaben für das frühere Fabrikgelände einer Metallbaufirma zwischen Lerchenweg und Schaffrathsgasse.

160 Wohnungen sind geplant

Die Bauwens-Gruppe plant hier den Bau von 160 Wohnungen und einer Kindertagesstätte. 30 Prozent davon sollen mit öffentlicher Förderung entstehen. Aber wie gut wird sich die zukunftsweisende Wohnsiedlung, die bis zum Jahr 2026 stehen soll, in die Umgebung einfügen? Wie stark wird der Verkehr dadurch zunehmen? 

Dass viele der künftigen Bewohner trotz einer Stadtbahn-Haltestelle in unmittelbarer Nähe sowie Carsharing, Fahrradstellplätzen und E-Bike-Ladestationen ein Auto haben werden, steht für die unmittelbaren Nachbarn bereits jetzt fest. Deswegen seien gerade im Hinblick auf den Verkehr noch einige Fragen zu lösen.

Umwidmung in Wohngebiet steht noch aus

Noch gibt es kein Baurecht im Bebauungsplan, noch ist das knapp 13 Hektar große Areal Gewerbegebiet. Um die Wohnhäuser errichten zu können, muss es zu einem Wohngebiet umgewidmet werden. Das notwendige Verfahren, das auch Auswirkungen auf die Umgebung berücksichtigt, ist noch nicht abgeschlossen. Lösungen finden muss man nach Überzeugung der Bocklemünder Bürgervereinigung, die sich zum Fürsprecher der Anwohner gemacht hat, für die zusätzlichen Mengen an Autos, die das Bauvorhaben mit sich bringt. Nicht für jede der 160 Wohneinheiten gibt es einen Tiefgaragenplatz. Vorgesehen sind rund 100 unterirdische Stellplätze. Sie können über den Lerchenweg und über die Schaffrathsgasse angesteuert werden. Das neue Wohngebiet selbst soll autofrei sein.

Ortstermin mit Kölns Verkehrsdezernenten

Auf Einladung von SPD-Ratsherr Oliver Seeck traf sich jüngst Kölns Verkehrsdezernent Ascan Egerer zum Ortstermin mit Bürgerinnen und Bürgern. Dabei wurden die kritischen Themen angesprochen. „Wir erhoffen uns nun neben mehr Sensibilität für unsere Anliegen auch direkte Verbesserungen durch die Stadt“, fasste Oliver Seeck zusammen. Die Anwohnerinnen und Anwohner fürchten, dass Fahrzeuge, die in der Tiefgarage keinen Platz mehr finden, in den Straßen der Umgebung abgestellt werden. Deswegen müsste es mehr Tiefgaragenplätze geben. Auch seien die jetzt schon engen und nur einspurig zu befahrenden Zufahrtsstraßen dem entstehenden Verkehr aus und in Richtung der Tiefgaragen sowie zur Kindertagesstätte und durch Lieferanten nicht gewachsen. Es werde sicher zu Gefährdungen kommen.

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Zwar gibt es ein Verkehrsgutachten, aus dem hervorgeht, dass der zusätzliche Verkehr die Straßen und Knotenpunkte nicht übermäßig belasten würde, doch die Bürgerinnen und Bürger kritisieren, dass das Gutachten aus dem Jahr 2019 kurz vor der entstanden sei. „Natürlich nehmen wir die Sorgen der Anwohner in Bocklemünd ernst. Unser aktueller Entwurf sieht zudem mehr als 300 Stellplätze für Fahrräder vor. Zusammen mit der unmittelbaren Nähe zur Stadtbahnhaltestelle Schaffrathsgasse bekommen die künftigen Bewohner ein Mobilitätsangebot, das für viele deutlich attraktiver und günstiger sein dürfte als ein eigenes Auto“, so Fabian Kunkel, Projektentwickler bei Bauwens.

Die Fertigstellung der Wohnanlage „Grünwerk“ ist für das Jahr 2026 geplant. Bei einer Bauzeit von zwei Jahren dürfte der Baubeginn also im Jahr 2024 erfolgen. Zuvor müssen nicht nur die Lösungen für den Verkehr gefunden werden, sondern auch die vorhandenen ehemaligen Lager- und Fertigungshallen, die zum Teil noch genutzt sind, abgebrochen werden.

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