Berührende AusstellungKölnerinnen holen Bilder von Frauen und Mädchen in Afghanistan nach Ehrenfeld

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Zwei junge Frauen stehen vor Bildern einer Ausstellung, auf einem ist ein Mädchen zu sehen, das einen schweren Sack trägt.

Sina Marx (l.) und Joanna Domnich haben die Ausstellung Frauen zwischen Alltag und Taliban nach Ehrenfeld geholt.

Zum zweiten Mal sind Bilder der Menschenrechtsfotografin Alea Horst in Köln zu sehen. Diesmal hat sie Frauen und Mädchen in ihrem Alltag in Afghanistan dokumentiert. 

Zustande gekommen ist die Ausstellung im Raum des Motoki-Kollektivs in der Ehrenfelder Stammstraße auf Initiative der Kölner Ärztin Joanna Domnich, die im vorigen Jahr schon eine Ausstellung der im Taunus lebenden Fotografin im  Mülheimer Kulturbunker organisiert hatte. Alea Horst verdient ihren Lebensunterhalt als Hochzeitsfotografin. Als sich im Sommer 2015 so viele Menschen wie noch nie Richtung Deutschland auf den Weg machten,  kam ihr ihre Beschäftigung profan und oberflächlich vor.

Im Jahr 2016 reiste sie nach Lesbos, zunächst als Helferin, bald begann sie dann aber das Schicksal der Menschen mit ihren Bildern zu dokumentieren. „Ich bin  in den sozialen Medien auf Alea aufmerksam geworden“, erzählt die Ärztin Joanna Dommnich. „Mich hat ihre Arbeit so sehr beeindruckt, dass ich sie nach Köln geholt habe.“ Dass Horst nicht nur Fotos macht, sondern die Betroffenen auch zu Wort kommen lässt, zeichnet ihre Arbeit aus. Auf den Bilder sind immer auch Texte der Porträtierten zu lesen, die ihre Lebenswelt beschreiben.

Viele Menschen aus Afghanistan suchen Schutz in Pakistan

Dommnich selbst engagiert sich gegen Armut und für Chancen-Gerechtigkeit seit sie als 16-Jährige bei einem Austauschjahr in Südafrika zum ersten Mal mit echter Armut konfrontiert war. Später erlebte sie prekäre Bedingungen in Krankenhäusern in Peru und Mexiko, wo sie während ihres Medizin-Studiums Stationen einlegte. „Seitdem weiß ich, dass wir hier in Deutschland wirklich sehr privilegiert sind.“ 

Auch Sina Marx ist von Berufs wegen vertraut mit prekären Bedingungen. Sie berät Nicht-Regierungsorganisationen im Bereich globale Lieferketten in der Textilwirtschaft, ist als solche immer wieder in Asien vor Ort. Zuletzt war sie in Pakistan, wo derzeit sehr viele Menschen aus Afghanistan Schutz suchen. Dass die Bundesregierung sich nicht an ihr Versprechen hält, Menschen aus Afghanistan Schutz zu bieten, findet sie  empörend. „Gerade angesichts des aktuellen politischen Rechtsrucks in Europa und der drohenden Verschärfung des Asylrechts wollen wir ein Zeichen setzen für internationale Solidarität und Menschlichkeit“, so die Koordinatorin der Veranstaltungsreihe aus dem Motoki-Kollektiv

Alea Horst ist am Montag, 27. November, in Köln-Ehrenfeld

Die Ausstellung Frauen zwischen Alltag und Taliban ist bis zum 12. Dezember jeweils montags in der Zeit von 18.30 bis 21.30 Uhr zu sehen. Sie ist Teil der Veranstaltungsreihe Build bridges not walls, die von der Stadt Köln gefördert wird. Am Dienstag, 21. November, gibt es um 19 Uhr Klaviermusik von Max Freytag und einen anschließenden Vortrag eines Vertreters von Seebrücke Köln zum Asylrecht. Am Sonntag, 26. November, ist die Ausstellung von 14 bis 18 Uhr geöffnet, am Dienstag, 12. Dezember, ab 11 Uhr. An diesem Tag wird Alea Horst ab 19 Uhr einen Vortrag über Frauen in Afghanistan halten. Am Mittwoch, 6. Dezember, um 19 Uhr ist außerdem die Ethnologin und Journalistin Shikiba Babori, die aus Kabul stammt und seit ihrem 13. Lebensjahr in Deutschland lebt, mit ihrem Buch „Die Afghaninnen – Spielball der Politik“ zu Gast im  Motoki-Kollektiv, Stammstraße 32. 


Alea Horst, 41 Jahre alt, geboren in Bad Schwalbach, fotografierte zunächst Hochzeiten und Familienfeiern. 2016 bereiste sie erstmals die Insel Lesbos mit ihrer Kamera. Seitdem ist sie mehrmals im Jahr in Krisengebieten unterwegs. Mit ihrem Mann und den Kindern lebt sie in Reckenroth, im Rhein-Lahn Kreis.

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