„Kulturelle Vielfalt ist top“Der neue Chef im Bürgeramt Ehrenfeld schätzt sein Veedel auch privat

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Ein Mann mit den Händen in den Manteltaschen steht hinter einer Tischtennisplatte.

Josef Breuer ist der neue Bürgeramtsleiter in Köln-Ehrenfeld.

Josef Breuer ist neuer Bürgeramtsleiter. Er kommt aus dem Ordnungsamt, das er genau wie den Rest der Verwaltung als Partner der Bürger versteht.

Zu Fuß zur Arbeit zu gehen, das ist einer der Vorteile, die sein neuer Job mit sich bringt: Josef Breuer ist seit dem 15. November neuer Bürgeramtsleiter im Bezirksrathaus in Ehrenfeld. „Wenn man zu Fuß unterwegs ist, sieht man das Veedel mit ganz anderen Augen, nimmt alles bewusster wahr.“ Der 60-Jährige hat sich auch deswegen auf den Posten beworben. „Ich wollte nach Hause kommen.“ Den sprichwörtlichen Kölner Reigen „Nippes, Kalk und Ihrefeld…“ hat Breuer für sich ganz persönlich abgearbeitet, also in allen drei Veedeln gewohnt. In Nippes verzichtete er ganz auf ein Auto. „Da konnte man wirklich gar nicht parken“, erinnert er sich. Seit fünf Jahren lebt er jetzt schon in Neuehrenfeld, lässt das Auto aber lieber stehen. Vielleicht auch aus Angst vor Knöllchen?

Bänke und Blumenkübel in Köln-Ehrenfeld sorgten für Unmut

Als langjähriger Abteilungsleiter im Ordnungsamt kennt er sich schließlich damit aus. Knöllchen für Bänke oder Blumentöpfe, die Bürger auf die Straße stellen, haben gerade in Ehrenfeld zuletzt in der Körner-, aber auch in der Everhardstraße zu Unmut geführt. „Man muss mit Augenmaß und Gelassenheit vorgehen“, findet Breuer. Grundsätzlich sei die Stadtverwaltung Partner der Bürger, im Gespräch zu bleiben sei wichtig und habe ja auch dazu geführt, dass die Sondernutzungssatzung auf Initiative mehrerer Bezirksvertretungen durch den Rat geändert werden soll. Bänke vor Ladenlokalen zumindest wären dann demnächst grundsätzlich erlaubt.

Josef Breuer, der aus Frechen stammt, entschied sich nach seinem Jura-Studium in Köln ganz bewusst dafür, in der Stadt zu bleiben. „Ich hätte auch nach Berlin zur BfA gehen können, aber das schien mir wenig spannend, mich dort nur mit Renten-Angelegenheiten zu beschäftigen“. Stattdessen absolvierte er ein Trainee-Programm für Juristen bei der Stadtverwaltung, die erste Station war das Römisch-Germanische-Museum. Hier hatte er – typisch für Köln – mit Bauherren zu tun, die auf ihren Grundstücken auf römische Überreste stießen. Es galt, Verträge zu schließen über die Konservierung oder Entfernung derselben.

Weitere Stationen führten ihn ins Jugend-, Rechnungsprüfungsamt oder auch in die Gebäudewirtschaft. In der Zeit von 2002 bis 2014 war er Anti-Korruptionsbeauftragter der Stadt. Als solcher arbeitete er eng mit den Strafverfolgungsbehörden zusammen und war maßgeblich beteiligt an der Erstellung einer Verhaltensrichtlinie für die Mitarbeitenden der Stadtverwaltung. Schließlich wechselte er ins Ordnungsamt, wo er noch im Koordinierungsstab für den 11. November unabkömmlich war. Seit dem 15. November ist er nun im neuen Büro im Bezirksrathaus Ehrenfeld.

Zuständig für die Hausmeister der Schulen in Köln-Ehrenfeld

„Das Bürgeramt ist für mich ein Scharnier zwischen Verwaltung und Bürger, aber auch zwischen Politik und Verwaltung.“ Als jemand, der viele Stellen bei der Stadt kennt, hofft er, Dinge anschieben zu können, etwa, wenn es darum geht, Initiativen von Bürgern zu fördern. „Da sehe ich mich auch durchaus als Behördenlotse.“ An einem seiner ersten Tage erreichte ihn ein Brief einer Schulklasse, die die Patenschaft für einen Stolperstein übernehmen will. „Ich musste mich selbst erstmal schlaumachen und konnte sie dann an den zuständigen Kollegen im NS-Dokumentationszentrum verweisen.“

Auch eine seiner ersten Amtshandlungen hatte mit Schulen zu tun: Er begrüßte die Hausmeister und Hausmeisterinnen der Schulen im Bezirk Ehrenfeld. „Sie sind dem Bürgeramt zugeordnet, was ich vorher auch nicht so genau wusste“, erzählt der Vater einer 24-jährigen Tochter.  Das sei sozusagen für die „Hardware“ an den Schulen zuständig, während die Lehrer ja dem Land zugeordnet sind. „Für die breite Aufgabenpalette im Bürgeramt habe ich ein kompetentes und hoch motiviertes Team an meiner Seite.“

An Ehrenfeld schätzt er besonders die Kultur. Das Artheater und das Loft besucht der Jazz-Fan regelmäßig. Auch im Clubbahnhof Ehrenfeld und im Sonic Ballroom hat er Konzerte erlebt. „Die Clubkultur in Ehrenfeld muss unbedingt geschützt werden, die kulturelle Infrastruktur hier ist einfach top.“ Auch den Bunker k101 an der Körnerstraße schätzt er wegen seines vielfältigen Ausstellungsprogramms. Und das Allerbeste: Auch Clubs und Ausstellungsorte sind fußläufig erreichbar.

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