Weil die Stadt mit ihrem Versuch gescheitert ist, Autofahrer in Deutz und Ehrenfeld zu sanktionieren, probiert sie das jetzt mit den Bankhockern.
Satirischer WochenrückblickKöln macht Jagd auf die Bankhocker


Auch diese Bank in der Nachbarschaft an der Ecke Christian-Schult-Straße/Everhardstraße muss verschwinden, sagt die Stadt.
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Nein. Aus notorischen Autofahrern, die die Brötchentaste am Parkautomaten für ein Menschenrecht halten und für den Kampf um einen Käse- oder Salami-Auswahlknopf selbst vor einem Protest-Korso nicht zurückschrecken, macht man keine begeisterten Fußgänger.
Das hat die Stadt eingesehen, beendet ihre Experimente an der Deutzer Freiheit, der Venloer Straße in Ehrenfeld und sucht sich eine andere Bevölkerungsgruppe, der sie Beine machen kann. Das sind die Bankhocker, die sich auf ihrem selbstgezimmerten gemütlichen Mobiliar an ihren Lieblingsorten niederlassen, um der Hektik zu entfliehen und die Seele baumeln zu lassen.
Leider ist der Bankhocker deutlich schwerer zu sanktionieren, wenn er auf dem Melatenfriedhof seinen Angehörigen nahe sein oder im Veedel mit der Nachbarschaft draußen vor der Tür ein Stück Dorfgemeinschaft in einer Millionenstadt erleben will, aber genau das spornt die Verwaltung erst so richtig an.
Die Ansammlung zahlreicher wilder Bänke auf dem Friedhof beeinträchtigten nicht nur das Erscheinungsbild und die Pflegearbeiten. Nein. Es bestehe die Gefahr, dass die Verkehrssicherheit gefährdet ist. Das kann man so sehen. Weil das Risiko, sich am Allerwertesten durch einen morschen Holzbalken einen Splitter einzufangen, schließlich nicht unerheblich ist.
Bei der bunten Bank aus Holzpaletten an einer Kreuzung in Ehrenfeld, die von den Nachbarn liebevoll Piazza genannt wird, müsse man schon allein deshalb reagieren, weil die Paletten zufällig vorbeifahrende Staplerfahrer irritieren könnten.
Die Frage, was die Stadt mit all den aufgescheuchten Bankhockern machen will, wenn die auf viel zu schmalen Bürgersteigen ziellos durch ihr Veedel laufen, ist noch nicht geklärt. Man könnte sie wie früher von Radfahrern jagen lassen, aber seit die auf superbreiten eigenen Wegen durch Köln sausen, ist die Trefferquote doch erheblich gesunken.
Bleibt mal wieder nur der Fußverkehrsbeauftragte übrig. Er könnte alle von den Ämtern für Ordnung, Grünflächen und Straßenverkehr konfiszierten Bänke in einer Ausstellung präsentieren und ihre Geschichten erzählen. Im alten Stadtmuseum zum Beispiel. Zumal sich gleich um die Ecke das Bankenviertel befindet. Damit sie endlich Ruhe finden.